„Einfach nicht gut genug für den Anspruch, den wir an uns selbst hegen“

HSV-U21 kassiert gegen den LSK die dritte Pleite in Folge und geht auf dem Zahnfleisch

14. April 2018, 20:58 Uhr

Auch Mohamed Gouaida (li.) - hier gegen Felix Vobejda - konnte die nächste Pleite nicht verhindern. Foto: KBS-Picture.de

Es war bezeichnend und ein absolutes Spiegelbild der Partie. Immer und immer wieder streckte Morten Behrens die Arme vor lauter Verzweiflung von sich. Der Torsteher des HSV II, in der ersten Halbzeit vermutlich mit den meisten Ballkontakten seines Teams ausgestattet, hatte keinerlei Anspielstationen und musste die Bälle schließlich lang und weit aus der eigenen Hälfte befördern – zumeist direkt zum Gegner. „Wir haben heute, vor allem in der ersten Halbzeit, die Bedingungen, die um uns herumschwirren, nicht richtig angenommen. Es gab dann in der Halbzeit klare Worte“, verriet Steffen Weiß, dessen Bilanz bei den „Rothöschen“ alles andere als erfolgreich ist. Die neuerliche 2:3-Pleite gegen den Lüneburger SK war für den HSV-Nachwuchs bereits die dritte Schlappe in Folge.

Ohne jegliche Gegenwehr durfte Kevin Krottke (li.) zum frühen 0:1 einköpfen. Foto: KBS-Picture.de

„Wir wussten, dass wir den HSV in einer schwierigen Situation antreffen werden“, so Trainer-Fuchs Rainer Zobel, dessen Lüneburger die noch immer an der Spitze thronenden „Rothöschen“, was sich angesichts der vielen Nachholspiele der Konkurrenz bald ändern dürfte, vor allem in den ersten 45 Minuten die Grenzen aufzeigten – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Perfektion sieht anders aus und wird man auch nie erreichen“, so Zobel, der damit auf die überraschend offensive und überaus erfolgreiche Spielweise seiner Schützlinge ansprach. „Es ist nicht ganz so einfach, dass eine Mannschaft, die eingespielt war und dann durch die Situation in der Bundesliga auseinandergerissen wurde, sofort funktioniert. Das wussten wir. Deshalb haben wir versucht, nach vorne zu spielen und den Gegner rechtzeitig unter Druck zu setzen.“ Der LSK stellte den Gegner komplett zu, sodass den Hausherren die Anspielstationen und insbesondere die Ideen fehlten – genauso wie ein Plan B. „Es war nicht ganz in Perfektion, weil wir ab und zu auch den Torwart angelaufen haben – und das wollte ich eigentlich nicht“, so Zobel, der anfügte: „Wir haben es sehr gut gemacht, aber nicht ganz in Perfektion.“

Krottke nicht zu stoppen - LSK verpasst frühe Vorentscheidung

Fabian Gmeiner (re.) haute sich rein, konnte auf ungewohnter Position im Mittelfeld-Zentrum aber keine Akzente setzen. Foto: KBS-Picture.de

Der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich durch Frank Ronstadt, der nach einem Zuspiel von Christian Stark in den Rücken der Abwehr aus 14 Metern links oben einschweißte (9.), war die einzig gelungene Aktion der HSV-U21 im ersten Durchgang. Hinzu kamen haarsträubende Fehler und Unzulänglichkeiten in der Defensive. Beim 0:1 landete Jonas Behouneks Klärungsversuch im Zentrum bei Ridel Monteiro, der direkt rechts raus spielte zu Marian Kunze. Dessen Flanke köpfte der komplett allein gelassene Kevin Krottke aus kurzer Distanz ein (7.)! Apropos Kevin Krottke: Der Angreifer des LSK hatte seinen Torhunger damit längst noch nicht gestillt. Nachdem die Hausherren einmal mehr nur zuschauten und nicht aktiv ins Geschehen eingriffen, konnte Krottke – nachdem Lukas Pägelow noch verpasste – aus elf Metern halblinker Position ins kurze Eck vollenden (15.)! Dass es „nur“ beim 1:2 blieb, konnte der Primus einzig und allein dem Glück zuschreiben. Denn sowohl Krottke selbst (19.) als auch Davidson Eden per Kopf (21.) hätten die Führung der Gäste ausbauen können, wenn nicht gar müssen.

„Die erste Halbzeit ist nicht unserer Position angemessen“

Der Siegtreffer! Kevin Krottke (re.) mit seinem dritten Streich. Keine Chance für HSV II-Keeper Morten Behrens. Foto: KBS-Picture.de

HSV-U21-Coach Steffen Weiß wollte und konnte den Auftritt vor der Pause nicht schönreden. Im Gegenteil: „Über die erste Halbzeit müssen wir klare Worte finden. Die ist in der Art und Weise, wie wir es heute gespielt haben, einfach nicht der Position, in der wir sind, angemessen. Punkt.“ Dafür befand er: „Die Spieler aus der zweiten Reihe haben nach der Pause etwas mehr Einsatz- und Leistungsbereitschaft ins Spiel reingebracht und die Zweikämpfe besser angenommen.“ Mit „Spielern aus der zweiten Reihe“ meint Weiß die Akteure, die für die im Profi-Kader befindlichen Matti Steinmann, Tatsuya Ito und Stephan Ambrosius ins erste Glied rückten. Da mit Moritz Broni Kwarteng und Young-Jae Seo zwei weitere Leistungsträger verletzt ausfielen und auch Kapitän Sebastian Haut wegen einer Gelbsperre nicht auflaufen konnte, war der Kader ohnehin extrem ausgedünnt. Weiß‘ Fazit: „Die Entwicklung der Jungs – bezogen vom Jugend- auf den Herren-Fußball – ist in der zweiten Halbzeit ein Stück weit nach oben gegangen.“ Ja, es wurde besser – aber wirklich durchschlagskräftig präsentierten sich der Bundesliga-Nachwuchs nach wie vor nicht. Bis auf eine Ausnahme. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff gelang Arianit Ferati – nach erneutem Stark-Querpass - der Ausgleich!

„Wir sollten ganz klar an der aktiven Spielweise festhalten“

U21-Coach Steffen Weiß (li.) musste nicht nur Patrick Storb nach der neuerlichen Pleite Trost spenden. Foto: KBS-Picture.de

Doch in Minute 63 krönte der LSK – allen voran Kevin Krottke – seine Vorstellung an der Hagenbeckstraße. Nach einem eigenen Einwurf ließen sich die Weiß-Kicker gnadenlos auskontern. Der eingewechselte Ex-Concorde Michael Kobert steckte für Krottke durch, der Behrens zum dritten Mal überwand! „Alle kennen die Situation, wie sie sich für die U21 aktuell darstellt“, so der HSV II-Übungsleiter. „Es geht jetzt darum, die Leiter ‚step by step‘ wieder hochzuklettern. Heute sind wir die nicht hochgeklettert – zumindest in der ersten Halbzeit nicht. Aber in der zweiten sind wir wieder einen step vorwärts gekommen in der Entwicklung. Nichtsdestotrotz war es in der ersten Halbzeit einfach nicht gut genug – nicht für den Anspruch, den wir selbst an uns hegen“, bilanzierte Weiß, der mit seiner Elf an der Spielidee festhalten will. „Wir sollten ganz klar an dieser aktiven Spielweise festhalten und dort versuchen, Lösungen zu suchen – und uns nicht auf ein Spiel, das nicht unser Spiel ist, einlassen.“

Die Pressekonferenz mit LSK-Trainer-Urgestein Rainer Zobel und HSV II-Coach Steffen Weiß im Video

Autor: Dennis Kormanjos