ETV erstmals Erster: „Wir wollen auf Eins, jetzt sind wir auf Eins!“

Eimsbütteler machen mit schwachen Saselern kurzen Prozess

18. März 2017, 17:23 Uhr

Jubelnde Eimsbütteler feiern den Sprung an die Tabellenspitze nach dem Kantersieg beim TSV Sasel II.

Er reckte die Arme gen Himmel und forderte den guten Schiedsrichter Ole Marek Lüben auf: „Pfeif ab“, um daraufhin seine Reise rauszuschreien: „Tabellenführer!“ Die Erleichterung war Ingo Glashoff deutlich anzumerken. Denn zum allerersten Mal in dieser Saison schaffte sein Eimsbütteler TV den Sprung an die Tabellenspitze der Bezirksliga Nord – und das auf überaus überzeugende Art und Weise. Im Vorfeld hätte man zwischen dem TSV Sasel II (Sechster) und dem ETV (Dritter) ein enges Verfolgerduell erwarten können. Letztlich war die Partie jedoch ein Einseitigkeit kaum zu überbieten!

Jasper Hölscher feierte gestern seinen 19. Geburtstag und heute einen Torerfolg. Foto: noveski.com

Es war schon bezeichnend, als Lucas Therkorn kurz vor dem Abpfiff noch die Zeit hatte, um mit Liga-Manager Koray Gümüs, der am Spielfeldrand stand, zu philosophieren: „Die erste Halbzeit war gar nicht gut“, befand Therkorn. Sein Trainer pflichtete ihm hinterher bedingt bei: „In der ersten Halbzeit hatten wir noch ein paar Probleme mit dem Platz und den Räumen“, so Glashoff. Aussagen, die auf ein knappes Match hindeuten. Doch das komplette Gegenteil war der Fall. Umso mehr Aussagekraft haben beide Äußerungen. Denn: Dass der ETV nach 45 Minuten am Saseler Parkweg „nur“ mit 1:0 führte, war eigentlich ein schlechter Scherz. Der unheimlich starke und nahezu an jeder Aktion beteiligte Jon Pauli (20., 28., 29.) und Jasper Hölscher (41.) vergaben beste, um konkreter zu werden, allerbeste Chancen. Den Hausherrn gelang so gut wie gar nichts. Spätestens jeder zweite Ball landete gefühlt beim Gegner. So auch in Minute 16, als der kurzfristig für Marcel Marake in die Startelf gerückte Felix Werner einen derart kapitalen Rückpass spielte, dass sich Julien Usko nur noch bedanken musste – 0:1 (16.)!

Der stets impulsiv mitgehende ETV-Manager Gümüs hoffte in der Pause, dass sich die mangelnde Chancenverwertung nicht rächen würde. Um es vorweg zu nehmen: Sie konnte sich gar nicht rächen, denn dafür war der Gegner zu deutlich unterlegen. Und allerspätestens mit der Hereinnahme von Kim Schultze klappte es dann auch mit den Abschlüssen beim ETV. Und immer wieder daran beteiligt: Jon Pauli. Über Therkorn und Pecelj kam der Ball zu eben jenem Pauli. Dieser steckte genau im richtigen Moment für Hölscher, der gestern seinen 19. Geburtstag feierte, durch. Nun behielt der „Flügelflitzer“ kühlen Kopf und erhöhte auf 2:0 für seine Eimsbütteler (57.)! Jetzt lief es wie am Schnürchen. Paulis überragender Lop-Pass fand Joker Schultze, der das Leder mit rechts aus der Luft pflückte und mit links aus zehn Metern vollendete (62.)!

Slapstick-Eigentor und Pauli-Schlusspunkt

Ein Tor, zwei Assists und viele gute Aktionen: Jon Pauli. Foto: noveski.com

Dass es für die Woltemath-Elf ein mehr als nur gebrauchter Tag war, verdeutlichen folgende Beispiele: Der aufgrund einer Trainer-Hospitation beim Niendorfer TSV etwas später eingetroffene Pablo Cardoso – eigentlich bekannt für seine starken Standards – traf bei seinem Versuch alles, nur nicht das Eimsbütteler Gehäuse. Vielmehr landete der Ball noch hinter dem Fangzaun auf dem benachbarten Spielplatz (81.)! Bereits zuvor waren sich TSV-Torsteher Jendrik Winkel und sein Verteidiger Marcel Sommer nach Kücüks langem Hafer derart uneins, dass Sommer das Spielgerät über seinen herauseilenden Keeper in die eigenen Maschen köpfte. 0:4 (68.)! All das geschah aber auch nur, weil Kim Schultze stark nachsetzte. Und jener Schultze, der im Winter von Inter Hamburg an den Lokstedter Steindamm wechselte, servierte schlussendlich Jon Pauli den fünften Treffer auf dem Silbertablett. Aus halbrechter Position nagelte er den Ball flach ins lange Eck (83.)! Die Offensive des ETV war an diesem Nachmittag kaum zu bremsen – und auch, wenn ihm kein Scorerpunkt gelang, muss die Leistung von Hammed Nawaz ebenso hervorgehoben werden. Über die linke Seite lief der 18-Jährige über 90 Minuten rauf und runter, setzte viele gute Akzente im Vorwärtsgang, arbeitete aber auch gut zurück.

"Da werden wir am Ende stehen!"

Ingo Glashoff will sich mit der Meisterschaft verabschieden, ehe Thorsten Beyer das Steuer beim ETV übernimmt. Foto: noveski.com

Der ETV nutzte also den Patzer von Konkurrent Berne (2:3 bei GWE) und grüßt nun erstmals von ganz oben. Allerdings kann der SV Bergstedt mit einem Sieg über BU II am Sonntag schon wieder vorbeiziehen. „Wir orientieren uns nicht an irgendwelchen anderen Gegnern. Wir sind der ETV und wollen auf die Eins, jetzt sind wir auf der Eins. Alles andere ist uns egal“, lautete Glashoffs Kampfansage. Dass seinem jungen Team ein so einseitiges Spiel bevorstehen würde, hätte aber auch der zum Saisonende scheidende Übungsleiter nicht gedacht, wie er anschließend gestand: „Die stehen ja auch da oben. Ehrlicherweise hätte ich ein bisschen mehr Gegenwehr erwartet. Anders gesagt: Es war einfacher, als ich es mir im Vorfeld vorgestellt habe.“ Dass man nun dort angekommen ist, wo man hinmöchte, daraus machte Glashoff indes keinen Hehl: „Da werden wir am Ende stehen!“ Auf die Frage, ob man sich auf diesem Weg denn nur selbst schlagen könne, entgegnete er vielsagend: „Ja! Viel mehr gibt's dazu auch nicht zu sagen. Wenn wir konzentriert arbeiten und spielen und das abrufen, was jeder Einzelne individuell kann, dann ist es sehr, sehr schwer, uns zu schlagen.“ Und obendrein wäre es der perfekte Abschluss seiner Amtszeit am „Loki“. „Natürlich wäre das ein tolles Ding und ein Riesenerfolg!“

"Das Ergebnis in der Höhe tut schon ein bisschen weh"

Tom Woltemath fand nach der Niederlage klare Worte. Foto: noveski.com

Sein Gegenüber gab unterdessen zu, dass er sich „gewünscht hat, dass es enger wird.“ Schließlich präzisierte Woltemath: „Es soll keine Entschuldigung sein, aber es ist einfach so, dass wir viel improvisieren mussten und in der Vorbereitung große Probleme hatten, was das Personal betraf – und das immer wieder auf wechselnden Positionen. Ich weiß, dass alle Mannschaften irgendwo auch mit diesen Problemen zu kämpfen haben. Aber wenn du gegen Mannschaften wie den ETV spielst, die auch in der besseren Verfassung sind, dann musst du den Gegner nerven, immer wieder dran sein, einen Fuß davor haben und in den richtigen Momenten zustechen. Da musst du einen unheimlich hohen Aufwand betreiben und dem Gegner die Lust nehmen, auch wenn das nicht schön anzusehen ist. Aber das ist das einzige Mittel und dann kann man so einen Gegner auch mal knacken. Aber das ist uns heute in der ersten Halbzeit nur in Phasen gelungen und in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr. Und es ist klar, dass so eine starke Mannschaft wie der ETV das irgendwann ausnutzt. Das Ergebnis in der Höhe tut schon ein bisschen weh.“ Abschließend erklärte er: „Wir haben nachlässig verteidigt und es dem Gegner zu einfach gemacht. Das sind Unkonzentriertheiten, die aber auch irgendwoher ruhen. Wir hätten das Spiel wahrscheinlich auch verloren, wenn wir topfit gewesen wären – aber wir hätten es anders verloren. Fakt ist, dass wir gerade keinen Lauf haben und spielen dann gegen eine Mannschaft, die momentan ‚on fire’ ist. Dann brauch es schon etwas Besonderes und man muss 90 Minuten am absoluten Limit und fast fehlerfrei spielen, um eine Chance zu haben, zu punkten.“ Die hatte der TSV Sasel an diesem Nachmittag gegen einen übermächtigen Gegner allerdings zu keiner Zeit.