Oberliga

„Geistig schon in der Kabine“ - Doppelschlag löst Niendorfer Nervosität

„Sachsenwegler“ lösen „Pflichtaufgabe“ an der Ellernreihe

25. Oktober 2019, 23:08 Uhr

Im Kampf um den Ball: Der Bramfelder Jassin Zabihi (li.) vs. Niendorf-Flügelrakete Lawrence Schön. Foto: Kruber

Es seien genau diese Art von Spielen, „die rein tabellarisch betrachtet im Umfeld schon Wochen vorher sicher gewonnen sind“, so Ali Farhadi. Doch genau diese Spiele „sind immer schwer zu bespielen“. Vor allem dann, wenn der Ball irgendwie nicht ins Tor will, und man selbst – wahrscheinlich im Gefühl des sicheren Sieges – mal eben einen Schritt weniger macht. „Aus meiner Sicht war die erste Halbzeit genau so, wie wir es erwartet haben – einfach schwierig. Bramfeld hat das gut verteidigt, sich immer wieder dazwischen geschmissen und wir haben uns schwer getan, aber auch ein, zwei Situationen vor dem Tor unglücklich gelöst“, befand der Coach des Niendorfer TSV, der gestand: „Das hat mich ein bisschen nervös gemacht.“

Praktisch mit dem Pausenpfiff durften die Gäste einen Doppelschlag bejubeln. Foto: Kruber

Mirko Schulz, der zusammen mit Carsten Henning das Trainerduo beim Oberliga-Schlusslicht aus Bramfeld bildet, nahm den ersten Durchgang vor 120 Zuschauern an der Ellernreihe wie folgt wahr: „Wir machen es 44 Minuten gar nicht so schlecht, haben in der einen oder anderen Situation wahrscheinlich auch ein bisschen das Glück des Tüchtigen. Aber genauso hatten wir auch Pech, denn wir hätten auch mit Glück 1:0 führen, als unser Spieler auf der Linie klärt, anstatt ihn reinzudrücken.“ Dieses Glück fehle seinem Team momentan, so Schulz. „Und dann haben wir solche Phasen im Spiel, wo wir innerhalb weniger Minuten komplett auseinanderbrechen – so wie auch heute. Weil wir geistig schon in der Kabine und zwei Minuten lang nicht da und nicht wach sind, gehen wir anstatt mit einer gefühlten Führung mit einem Rückstand in die Kabine.“

„Eine Mannschaft, die mit ihrer Situation richtig gut umgeht“

Christian Westphal (re.) sorgte zumindest kurzzeitig für Bramfelder Comeback-Hoffnungen. Foto: Kruber

Da Tim Philipp Krüger nach einem Eckball in der Nachspielzeit das kurz zuvor gefallene 1:0 der Gäste vom Sachsenweg durch Daniel Brückner, der mit Hilfe des Innenpfostens in die lange Ecke traf (44.), sogar noch ausbaute (45. +1), kam es für den BSV so richtig knüppeldick. Währenddessen fiel Farhadi nach dem Führungstreffer ein dicker Stein vom Herzen. „Mit dem 1:0 war dann doch zu merken, dass das ein Spiel ist, was in unsere Richtung gehen muss.“ In der Halbzeit habe er trotz dessen „darauf hingewiesen, dass das mit Sicherheit noch nicht erledigt ist. Bramfeld hat nochmal alles reingeschmissen. Aber mit dem dritten Tor war es dann auch durch.“ Zumindest hatten die Hausherren auf den dritten Streich von Ilyas Afsin, der eine Stafette über Marvin Karow und Lawrence Schön per Kopf veredelte (58.), nur ein kurzzeitiges Aufflackern parat. Eine Ecke von Routinier Christopher Skalnik nickte Christian Westphal zum 1:3 ein (61.). „Das ploppt bei uns immer mal wieder auf und ärgert mich sehr. Da hat man auch gemerkt, was so ein Tor auf einmal in einer Mannschaft bewirken kann. In der Phase fand ich Bramfeld sehr stark, pissig und griffig. Das ist eine Mannschaft, die mit ihrer Situation richtig gut umgeht und volle Kanne gespielt hat.“

„Diese Phasen haben wir leider immer erst dann, wenn das Spiel schon so gut wie verloren ist“

Justin Sadownik (re.) spürt den Atem vom heranrauschenden Oliver Doege. Foto: Kruber

Lobende Worte vom Gegner, wovon man sich an der Ellernreihe jedoch nichts kaufen kann. Schließlich stand am Ende des Tages mal wieder eine Niederlage zu Buche, die aufgrund des Tores von Fynn Huneke (67.) sogar noch deutlicher ausfiel. „Unterm Strich ist das ein verdienter Sieg für Niendorf. Da gibt es keine zwei Meinungen“, gestand auch Schulz – und führte aus: „Sicherlich haben wir eine Phase in der zweiten Halbzeit, wo wir uns aufbäumen und merken, dass wir ja doch Fußball spielen können. Aber diese Phasen haben wir leider immer dann drin, wenn das Spiel schon so gut wie verloren ist und wir praktisch nichts mehr zu verlieren haben. Es ist schwer, da an den richtigen Schrauben zu drehen.“ Da halfen auch die ständigen Versuche von Jonas Kastl, sein Team lautstark wachzurütteln, nichts. „Über die 90 Minuten gesehen war es souverän, aber wir haben auch ein, zwei Konter zugelassen, die unglaublich gefährlich waren“, konstatierte Farhadi, der dennoch „glücklich“ war, „ein schweres Spiel – gerade nach den Wochen, die wir hinter uns haben mit dem Pokal-Ausscheiden und der Niederlage gegen Teutonia“, erfolgreich über die Bühne gebracht und die Pflichtaufgabe beim Letzten gelöst zu haben.

Autor: Dennis Kormanjos