Testspiel
Hetlinger Highlight: „Bis zur 86. Minute hatte ich noch ein Argument…“
Die Kiezkicker bejubeln das zwischenzeitliche 6:0 durch Neuzugang David Nemeth (2. v. li.). Foto: noveski.com
Das 0:3: Etienne Amenyido befördert den Ball durch die Hosenträger von Hetlingen-Schlussmann Safouhat Gabsi. Foto: noveski.com
Mit zahlreichen durchaus süffisant gemeinten und zu verstehenden Vorankündigungen ("Wir sind vorbereitet und voller Hoffnung auf einen sensationellen Tag im Deichstadion. St. Pauli hat mit Guido Burgstaller seinen Top-Torjäger verkauft. Dementsprechend haben wir Hoffnung") brachte der Hetlinger MTV im Vorfeld seine Vorfreude auf den ganz besonderen Tag in der Vereins-Geschichte zum Ausdruck. Höchst professionell ging man die "Revanche" mit dem Zweitligisten an. Man habe "21 Zapfhähne, 40 Fässer Bier und über 3000 Würstchen bestellt", verriet uns Burak Bayram. Der HMTV-Coach sorgte höchstpersönlich dafür, dass auch die Mannschaft, "die so ein Spiel auf dem Silbertablett serviert bekommt", im Vorfeld mit anpacken musste. Zudem deklarierte er die Woche vor dem Spiel als "Profi-Woche". Genauer gesagt: "Wir werden vier- bis fünfmal trainieren und uns wie die Profis auf dieses Spiel vorbereiten", nahm Bayram seine Mannen hart ran.
"Wünsche mir, dass wir einfach mal einen reinkullern"
Zum zweiten Mal reisten die Braun-Weißen ins beschauliche Hetlingen. Im Jahr 2018 hatte der HMTV mit Holstein Kiel (0:10) ebenfalls einen Top-Gegner zu Gast. Drei Spiele gegen Zweitligisten binnen sieben Jahren - ein Zeugnis der exorbitant guten Arbeit in Hetlingen. Und die Rahmenbedingungen, die Warmherzigkeit, die Organisation, die unzähligen ehrenamtlichen Helfer, die Professionalität - all das war mal wieder ganz großes Kino im Deichstadion und Bundesliga-reif! Ein überragend auf die Beine gestelltes Event! Die sportlichen Hoffnungen des krassen Underdogs: "Ich würde mir wünschen, dass wir einfach mal einen reinkullern", erklärte Abteilungsleiter Michael Kirmse unmittelbar vor Beginn der Partie.
St. Paulis Neue treffen - und überzeugen
Der aus der Bundesliga von Mainz verpflichtete David Nemeth (Mi.) nickt zum halben Dutzend ein. Foto: noveski.com
Unter den Klängen von "Hells Bells" betraten die Teams das hervorragende Geläuf im Hetlinger Deichstadion. Und ganze zehn Minuten hielt der fünf Klassen tiefer kickende Gastgeber dem Druck der St. Paulianer stand. Dann staubte Lukas Daschner nach einem Solo von Etienne Amenyido und einer tollen Tat von Safouhat Gabsi zur Führung ab (10.). Serhat Imsak, nach einem abgeblockten Daschner-Schuss (16.), und Amenyido, der eine Vorarbeit von Neuzugang Manolis Saliakas veredelte (19.), stellten binnen kürzester Zeit auf 3:0 für den Zweitligisten.
Göttlich lobt Hetlingen
In der Halbzeit empfing Michael Kirmse auf dem Platz St. Pauli-Präsident Oke Göttlich zum Interview. Vereinbart wurde - mit einem Augenzwinkern - ein Wiedersehen bei viermaligem Aufstieg des HMTV in der Zweiten Bundesliga. Zudem hob Göttlich noch einmal die äußerst charmanten Bedingungen im Hetlinger Deichstadion und das nicht minder bemerkenswert und professionell auf die Beine gestellte Drumherum hervor. Auf dem Grün agierten die "Boys in Brown" zu Beginn des zweiten Abschnitts mit neun Wechseln, aber ähnlich professionell wie vor der Pause. Jakov Medic schädelte eine Hereingabe von Imsak zum 8:0 ein (50.), ehe sich der nächste Neue mit einem Torerfolg einführte. Carlo Boukhalfa ließ sich nach einem Zuspiel von Marcel Hartel nicht zweimal bitten (56.).
Dias bringt Schwung - Beifus macht die Zehn, Boukhalfa das Dutzend voll
Mit einem wuchtigen 25-Meter-Strahl erzielte Niklas Jessen (li.) das 11:0 für die "Boys in Brown". Foto: noveski.com
67 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als Marcel Beifus nach einer kurz ausgeführten Ecke und anschließender Hartel-Flanke per Kopf die Zehn vollmachte. Mit einem strammen 25-Meter-Strahl besorgte Niklas Jessen das 11:0 für die Schultz-Schützlinge (70.). Zuvor konnte sich Hetlingen-Fänger Ali Topkoc ein ums andere Mal auszeichnen. Auf der anderen Seite hatte der bereits Oberliga-erfahrene Luciano Filipe Dias, der für Schwung sorgte, die erste ganz dicke Chance für den Siebtligisten, zielte aber aus 15 Metern knapp am linken Pfosten vorbei (73.).
Was beide Trainer zu sagen hatten und welch lobenden Worte St. Pauli-Coach Timo Schultz in Richtung Gastgeber verlor - hier gibt's die PK im Video: