„Ich bin seit 2005 Trainer - und wurde noch nie von einer Mannschaft so verarscht!“
"Pizza-Party" beim HSV III - Purer Frust und Wut in Wedel
Die Freude nach dem entscheidenden 2:0: Torschütze Torben Wacker (li.) wird von Jerry Sampaney, der das 1:0 erzielte, gejagt. Foto: Christian Küch
„Ich bin jetzt seit 2005 Trainer. Und ich sage ganz ehrlich, dass ich noch nie von einer Mannschaft – bei der Besprechung und bei den Ansagen, die wir im Vorfeld gemacht haben – so verarscht worden bin, wie heute in der ersten Halbzeit!“ Worte, die Jörn Großkopf nicht nur der Presse, sondern auch seinen Schützlingen mit auf den Weg gab, ehe er klipp und klar anfügte: „Das lasse ich mir nicht gefallen!“ Eine klare Ansage des WTSV-Dompteurs, der einen Akteur bei all der (berechtigten) Kritik außen vor ließ: Torhüter Stefan Steen. Der 31-jährige Routinier zeigte - trotz der 0:2-Pleite seiner Elf - eine überragende Leistung, verdiente sich eine Eins mit Sternchen und bewahrte sein Team vor der nächsten deftigen Packung. Mit sieben (!) Glanzparaden gegen Kristijan Augustinovic (17., 45.), Emre Yasar (27.), Damian Ilic (31., 76.), Semih Halavurta (64.) und Marko Augustinovic (76.) verhinderte Steen ein Wedeler Debakel.
Sampaney-Hammer, Schiri-Wahnsinn, Wackers Entscheidung
Nicht nur Jörn Großkopf (li.) konnte einige Entscheidungen des Unparteiischen nicht nachvollziehen. Foto: Christian Küch
Zweimal war aber auch der Schlussmann chancenlos. Erstmals in Minute 28, als die Gäste nach einer Verletzung von Dominik Mahnke kurzzeitig in Unterzahl agierten und der einmal mehr starke Jerry Sampaney - nach einem geblockten Ilic-Schuss - aus gut und gerne 28 Metern Maß nahm. Das Geschoss des „Sechsers“ wurde abgefälscht und schlug im linken Toreck ein! „Wir hätten schon in der ersten Halbzeit den Sack zumachen MÜSSEN“, befand nicht nur HSV III-Coach Marcus Rabenhorst, der bis zur 64. Spielminute warten musste, ehe Halavurta einen 22-Meter-Freistoß - Jorma Eggers soll sich gegen K. Augustinovic aufgestützt haben - über die Mauer hinweg zirkelte. Steen war noch mit den Fingerspitzen dran und lenkte die Kugel an die Unterkante der Latte, von wo das Spielgerät den Weg über die Linie gefunden haben soll - zumindest, wenn es nach Schiedsrichter Falah Abed Saad ging. Denn der Unparteiische, der mit seinen Assistenten eine ganz wilde und von aberwitzigen Entscheidungen (Abseits nach Abstoß, acht Gelbe Karten usw.) geprägte zweite Halbzeit ablieferte, entschied auf Tor. Nach vehementen Wedeler Protesten, dass der Ball die Torlinie noch nicht überschritten hätte, vergewisserte sich Saad bei seinem Assistenten, der direkt anzeigte: Kein Tor. Und so nahm er den zunächst gegebenen zweiten Treffer für die „Rothosen“ wieder zurück.
"Pizza-Party" als Belohnung - doch die Chancenverwertung bleibt das Manko
Der Beweis: Der Freistoß von Semih Halavurta hatte die Torlinie überschritten. Der Treffer zählte jedoch nicht! Foto: Christian Küch
Der Genickbruch für die Norderstedter? Oder etwa der Wachrüttler für die Wedeler? Beides war nicht der Fall. Denn keine 60 Sekunden darauf fand Yasar mit seinem Freistoß aus dem linken Halbfeld am zweiten Pfosten den eingerückten Torben Wacker, der umbedrängt zur Vorentscheidung einköpfen durfte (65.)! Da der HSV III in Person von K. Augustinovic (32.) und Yasar (79.) auch noch zweimal am Aluminium scheiterte, „stellt sich die Frage heute sicher nicht“, so Rabenhorst, als er auf den hochverdienten Sieg seiner Equipe angesprochen wurde. Doch die mangelnde Chancenverwertung machte auch ihm zu schaffen: „Es ist im Endeffekt gut gegangen. Trotzdem ist es ein Punkt, an dem wir weiter arbeiten müssen. Ähnlich sahen auch schon andere Spiele aus, wo wir diese Chancen dann genauso liegen gelassen haben und dann am Ende mit einer Niederlage dastanden. Aber insgesamt ein Kompliment an die Mannschaft, die die Sachen, die wir vor dem Spiel und in der Halbzeit angesprochen haben, gut umgesetzt hat. Bis auf die Chancenverwertung war es eine rundum gelungene Sache.“ Das Cordi-Spiel, als sein Team in der ersten Halbzeit ebenfalls allerbeste Möglichkeiten in Hülle und Fülle leichtfertig vergab, spukte ihm nicht im Hinterkopf herum, wie er anschließend verriet: „Eigentlich gar nicht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Gegner heute aus dem Spiel heraus ein Tor machen kann. Von daher war es ein rundum entspannter Abend, weil die Jungs die Vorgaben von Anfang bis Ende gut umgesetzt haben.“ Zur Belohnung gab's von Team-Manager Milenko Mutabdzija die zuvor bei einem Sieg versprochene „Pizza-Party“.
Autor: Dennis Kormanjos
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