LOTTO-Pokal

„Ich habe im Duden nachgeschlagen und es gibt das Wort tatsächlich…“

10. August 2020, 10:05 Uhr

Während Marlon Stannis (Mi.) und sein SV Rugenbergen den Einzug ins Pokal-Halbfinale bejubeln, herrschte bei den Spielern von HR große Ernüchterung. Foto: KBS-Picture.de

Er habe nochmal im Duden nachgeschlagen – und dabei herausgefunden: „Es gib dieses Wort tatsächlich!“ Bisher waren der Pokal-Wettbewerb und Michael Fischer nicht gerade die besten Freunde. Nun aber habe er sich das explizit heraus gekramte Wort „direkt in mein Kleinhirn abspeichern lassen“, wie der Neucoach des SV Rugenbergen kundtat. Denn: „Das kannte ich bis dato gar nicht.“ Doch um welchen Begriff, um welchen Ausdruck im Detail ging es „Fischi“ denn nun? Die Antwort ist ganz simpel: „Halbfinale!“

Der langjährige SVR-Torjäger Pascal Haase (li.) - hier im Duell mit Marcel Peters - verpasste die HR-Führung. Foto: KBS-Picture.de

Als der frisch verpflichtete Caleb Awuah (SC Sperber) in der vierten Minute der Nachspielzeit die endgültige Entscheidung herbeiführte, war einerseits die kurz vor Ultimo noch einmal aufgebrandete Hektik aus dem Spiel und andererseits der Jubel auf Seiten des SV Rugenbergen groß. Mit seinem Treffer sorgte Awuah für den 4:2-Endstand zugunsten des Oberligisten und den Einzug ins LOTTO-Pokal-Halbfinale. Dabei schien es zu Beginn so, als würde die SV Halstenbek-Rellingen den Bönningstedtern gehörig in die Derby-Suppe spucken. „Du musst hier nach 15 Minuten definitiv 0:2 zurückliegen“, machte Michael Fischer gar keinen Hehl daraus, wer in der Anfangsphase die bessere Mannschaft am Lütten Hall war.

"Aus dem Nichts!" - Rugenbergen mit Doppelschlag

Marlon Stannis (li.) hebt die Kugel zum 3:1 für den SVR in die Maschen. Foto: KBS-Picture.de

Ausgerechnet der langjährige Torjäger des SVR, Pascal Haase, hatte nach wenigen Augenblicken bereits die ganz dicke Chance zur Führung, als er von Daniel Diaz Alvarez in Szene gesetzt wurde, versemmelte den Hochkaräter jedoch im wahrsten Sinne des Wortes (2.). Kurz darauf verfehlte Cherno Baba Njie das Ziel per Kopf nur knapp (4.), ehe Daniel Diaz Alvarez am stark reagierenden Patrick Hartmann scheiterte (12.). „Du musst zurückliegen – aber es steht 0:0, gibt die Trinkpause, wir kriegen danach einen Freistoß“, und plötzlich hieß es „aus dem Nichts“ 1:0 für die Gäste, da Kilian Utcke die Mauer der Halstenbeker düpierte und das Leder aus 17 Metern flach in die Maschen jagte (29.). In der Folge habe man „das Spiel eigentlich komplett im Griff gehabt“, befand Fischer, dessen Elf keine fünf Zeigerumdrehungen später ausgerechnet in Person von Enzo Simon, der gerade erst die Seiten gewechselt hat, das 2:0 erzielte (34.).

Dicker Bock und kapitaler Blackout

Völlig freistehend hat Caleb Awuah (li.) keinerlei Mühe mehr, den 4:2-Endstand zu besorgen. Foto: KBS-Picture.de

Doch HR steckte nicht auf – und kam nach einem kapitalen Bock von Hartmann, der sich bei einem langen Ball massiv verschätzte, durch den kurz zuvor eingewechselten Jannik Asmußen zurück ins Spiel (62.). Der aus Schenefeld an den Lütten Hall gewechselte Torjäger hatte keine Mühe mehr, das Runde im verwaisten Eckigen unterzubringen. Die Barthel-Boys waren zurück – allerdings nur für einige Minuten. Denn dann überlupfte Marlon Stannis Hausherren-Fänger Niklas Marten und stellte den alten Abstand wieder her (69.). „Danach haben wir alles im Sack – doch dann hat der Schiedsrichter-Assistent einen Blackout“, sprach Fischer auf jene Szene an, in der er eine Ecke für sein Team sah, es aber mit einem Abstoß weiterging. Dieser führte zum 2:3 durch Jannik Arnold, der gekonnt mit einem Heber vollendete (86.). „Es gab leichte Tumulte und wurde nochmal ein bisschen hektisch zum Schluss.“ Doch dann kam Awuah.

"Habe mich mit Jens Martens schon verabredet"

Kilian Utcke bejubelt den Halbfinal-Einzug in seiner ganz eigenen Art und Weise - und macht den Kranich. Foto: KBS-Picture.de

„Mund abwischen und einen Haken dahinter setzen“, resümierte Fischer. Während sein Gegenüber „die Chancenverwertung“ als „kleinen Unterschied zwischen Landes- und Oberliga“ ausmachte, so Heiko Barthel. In Bönningstedt freut man sich indes nun auf das Halbfinal-Duell mit der „Zankl-Connection“, wie Fischer den TSV Sasel nennt. Ein Schritt fehlt noch – und der SV Rugenbergen würde den großen Traum vom Pokalfinale wahrmachen. „Ich hätte nichts dagegen und habe mich mit Jens Martens (Trainer Eintracht Norderstedt, Anm. d. Red.) schon verabredet, was wir auf der Pressekonferenz sagen wollen“, unkte Fischer bereits in gewohnt süffisanter Manier.

Autor: Dennis Kormanjos

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