Juve jubelt, Henning hadert: Bramfeld kann "abenteuerliche Spielvorbereitung" nicht bestrafen

Perez freut sich über "richtige Reaktion" - Henning: "Müssen uns an die eigene Nase fassen"

10. November 2017, 23:19 Uhr

Vor dem Spiel waren beide Teams noch guten Mutes - am Ende hatte jedoch nur der Gast vom Perlstieg etwas zu jubeln. Foto: Holger Möller

Viel prasselte in dieser Woche auf Landesliga-Neuling Juventude do Minho ein. Nicht ganz zu Unrecht, schließlich setzten die Portugiesen beim überraschenden Sieg gegen den Meiendorfer SV ganz bewusst einen nicht spielberechtigten Akteur ein und bekamen dafür nun am grünen Tisch die Quittung. „Ich habe ja schon gesagt, dass wir einen Fehler begangen haben und dafür auch gerade stehen“, war das Thema auch nach dem Spiel beim Bramfelder SV noch nicht ganz abgehakt. Die Vorzeichen im Vorfeld der 90 Minuten hätten indes kaum eindeutiger sein können. Sie sprachen für einen einseitigen Spielverlauf – doch daraus wurde mal gar nichts…

Hätte den Bramfelder Ausgleich erzielen müssen: Milos Ljubisavljevic. Archivfoto: noveski.com

Die Spieler des Bramfelder SV spulten ihr Warmmach-Programm routinemäßig ab. Doch so waren die Akteure von Juventude? Um exakt 18:41 Uhr, genau 19 Minuten vor dem Anpfiff, bequemten sich auch die Gäste aus ihrer Kabine – zumindest einige von ihnen. 120 Sekunden darauf tauchte dann auch das Trainergespann Perez/Batista an der Ellernreihe auf. „Ich finde es schlimm, wenn eine Mannschaft in der Landesliga eine Stunde vor Spielbeginn noch nicht mal vollzählig ist und dann eine Viertelstunde vor Anpfiff rauskommt und sich ein bisschen warmmacht – als wenn es irgendein Testspiel wäre oder als ob man sich an irgendeinem Strand befinden würde“, fand BSV-Coach Carsten Henning deutliche Worte und fügte an: „Deshalb ist es noch frustrierender!“ Gemeint hatte Henning damit die sportliche Niederlage, die sich im Vorhinein überhaupt nicht abgezeichnet hatte. Im Gegenteil. „Natürlich haben unsere Spieler das mitbekommen. Vielleicht spielt das im Kopf eine Rolle. Aber man muss das ausblenden und sich auf seine eigene Leistung fokussieren. Und die war heute nicht gut!“ Juve-Coach Jens Perez entgegnete auf Nachfrage, weshalb seine Mannschaft so spät zum Warmmachen erschien: „Wir haben vor dem Spiel in der Kabine noch ein kleines Gespräch geführt, das scheinbar etwas gebracht hat!“ Auf den Inhalt des Gesprächs wollte er allerdings nicht eingehen.

"Ljubi" trifft aus drei Metern nicht - "Müssen uns an die eigene Nase fassen"

Zeigte beim Führungstreffer seine ganze Klasse: Hamilton Alvarez Sánchez. Archivfoto: Mathias Merk

Spätestens in der 70. Spielminute, als Milos Ljubisavljevic das große Kunststück vollbrachte, eine flache Hereingabe von Marcel Perz aus drei Metern über das verwaiste Gehäuse der Gäste zu manövrieren, war den Beobachtern klar: Der BSV hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt! „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, suchte Henning gar nicht erst nach Ausflüchten. „Wir haben nicht ordentlich Fußball gespielt, zu leichtfertig die Bälle verloren und gerade in der ersten Halbzeit nie den präzisen Pass nach vorne gespielt, um mal zu einer klaren Möglichkeit zu kommen. Und dann verlebt man halt solch ein Spiel“, führte er aus – und meinte zur besagten Szene um Ljubisavljevic: „Das war beispielhaft für unser Spiel. Da kannst du von außen auch nichts machen. Dann plätschert so ein Spiel vor sich hin und jeder sucht die Schuld beim anderen.“ Es war ja nicht so, dass Bramfeld keine Gelegenheiten hatte. Aber im Abschluss ließen die Mannen von der Ellernreihe jegliche Torgeilheit vermissen. Beispiele: Matthias Müller ging einem Lüth-Querpass viel zu lässig entgegen und verfehlte aus zwei Metern Ball und Tor (11.). Dem Abschluss von Patrick Lüth aus zwölf Metern fehlte die Präzision, sodass der sichere Juventude-Rückhalt Lukas Andresen zur Ecke entschärfen konnte (23.). Und dann wäre da noch ein weiteres Mal „Mücke“ Müller, dem nach einer Hoff-Flanke beim Kopfball wiederum die Entschlossenheit abhandenkam – knapp links am Pfosten vorbei (58.).

Juve eiskalt: Hamilton und Rodrigues sorgen für Sieg

„Entscheidend ist, wenn man viele Chancen hat, und die hatten wir zweifelsohne, aber keine davon macht, dann gewinnt man auch kein Fußballspiel. Auch wenn Juventude nicht viel zum Spiel beigetragen hat, hatten sie drei Chancen und haben zwei Tore gemacht“, brachte es Henning im Anschluss an die 90 Minuten auf den Punkt. Denn auch in der Defensive fehlte seinem Team die Griffigkeit. Nach einem Pressschlag zwischen Emrecan Tutak und Max Selch landete der Ball im hohen Bogen bei Hamilton Alvarez Sanchez, der aus halblinker Position mit einem herrlichen Außenrist-Heber über Patrick Möller hinweg zur Juve-Führung traf (53.)! Den Schlusspunkt setzte Carlos Rodrigues Padinha gegen zu weit aufgerückte Bramfelder, als Murat Bayram im richtigen Moment den Pass spielte und Rodrigues Padinha zunächst Hoff düpierte, dann mit der rechten Innenseite flach zur Vorentscheidung einschob (83.)! „Man hofft immer, auch durch Wechsel, nochmal auf einen Ruck. Aber es ist natürlich schwierig, wenn aus drei Metern der Ball nicht im Netz zappelt bei sieben Meter Breite und 2,30 Meter Höhe“, haderte Henning noch immer mit der leichtfertig vergebenen Großchance, die das Blatt nochmal hätte wenden können.

"Anscheinend möchte die Mannschaft uns unter der Woche häufiger sehen"

Sorgte für die Juventude-Entscheidung: Carlos Rodrigues Padinha. Archivfoto: Mathias Merk

Stattdessen feierte Juventude einen wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt. „Wir sind auf dem richtigen Weg, in die Spur zurückzufinden. Die Mannschaft hat eine tolle Reaktion gezeigt. Bramfeld hatte zwar einige Chancen, aber wir haben sie ausgekontert. Das war für uns ein sehr wichtiger Sieg. Wir haben uns die drei Punkte wiedergeholt“, bilanzierte Perez und gestand. „Mit diesem Sieg haben wir niemals gerechnet – deshalb freuen wir uns umso mehr.“ Dagegen herrschte auf der anderen Seite purer Frust – vor allem aufgrund der gezeigten Leistung. „Gerade gegen so einen Gegner muss man nicht nur den Ball laufen lassen und dominant auftreten, sondern auch im läuferischen und kämpferischen Bereich auf der Höhe und stärker als der Gegner sein – das haben wir nicht gezeigt“, so Henning, der anfügte: „Das war heute ein Rückschlag!“ Dabei tat der Bramfelder Übungsleiter vorher alles, um die Spannung bei seinen Spielern hochzuhalten. „Ja, das stimmt“, bestätigte uns der langjährige „Capitano“ des BSV, dass er seine Mannen bei einem Sieg nur zu zwei anstatt zu drei Trainingseinheiten in der kommenden Woche bestellt hätte. „Es sollte eine zusätzliche Motivation bei diesem sch… Wetter sein, wenn die Mannschaft gewinnt, dass dann eine Einheit wegfällt. Aber anscheinend wollte sie das nicht, sondern möchte uns häufiger sehen in der Woche. Deshalb ist jetzt dreimal Training angesagt.“ 

Autor: Dennis Kormanjos