Laufschuhe aus, Trainer gealtert – Yasar-Solos sorgen für Wende!

HSV III findet nach Sieg über Pinneberg II wieder in die Spur

21. November 2015, 02:28 Uhr

Emre Yasar (r.) sorgte mit zwei starken Sololäufen und tollen Pässen vor der Pause für die Wende. Foto: noveski.com

„Nach etwa 80 Minuten habe ich den Jungs auf der Bank gesagt: Wenn wir das Ding nicht gewinnen, könnt ihr euch alle Laufschuhe anziehen gehen“, war Felix Karch kurz davor, seinen Kickern vom Hamburger SV III nach den 90 anstrengenden Landesliga-Minuten gegen den VfL Pinneberg II noch eine kleine Extra-Einheit zu verpassen. Doch dazu sollte es schlussendlich nicht kommen, da Pinnebergs Fänger Norman Baese eine Yasar-Hereingabe von links äußerst unglücklich genau vor die Füße von Sebastian Mahnke klärte. Dieser vollendete per Lop aus 25 Metern zum 3:1 in den Giebel (84.)! „Er ist kurz zuvor mit dem klaren Auftrag, das dritte Tor zu schießen, gekommen“, erklärte Karch.

Trotz Liga-Unterstützung und guter Anfangsphase gegen einen noch leicht verunsicherten HSV III gab es für die Reserve des VfL am Ende nichts zu ernten. Den Führungstreffer der Gäste durch Oberliga-Akteur Christian Kulicke, der eine Flanke von Asan Saliev an Jan Haerting vorbei in die Maschen beförderte (29.), konterten die „Rothosen“ prompt. „Das hat uns überhaupt nicht aus dem Konzept gebracht, wir haben weiter unseren Stiefel runter gespielt“, so Karch, der sich nichtsdestotrotz über das Zustandekommen des 0:1 ärgerte. „Ich bin es leid, Woche für Woche zu sagen: Aber Nikola Zeba leitet einen Konter ein, wird umgeholzt und das Spiel läuft weiter…“ Doch dann zog Youngster Emre Yasar an, bediente zunächst Muhammed Burtakucin, der die mustergültige Vorarbeit mühelos vollstreckte (35.), ehe der 19-Jährige gleich drei Mann stehen ließ und sein zweites Solo mit einem überragenden Hacken-Pass gegen die Laufrichtung der Pinneberger Defensive und mitten in die Schnittstelle krönte. Dieses traumhafte Anspiel konnte Burtakucin zunächst noch nicht verwerten, dessen Schuss wurde geblockt – aber Timo Mäkelmann war zur Stelle und schob zum 2:1 ein (43.)! Spiel gedreht!

„Hannes war überragend“

Auch wenn er sich nicht in die Torschützenliste eintrug, zeigte Hannes Steckel laut Karch eine "überragende Leistung". Foto: noveski.com

„Wir hatten in der ersten Halbzeit zwar mehr Ballbesitz, aber Pinneberg hat uns hoch angelaufen – das Leben noch ein bisschen schwer gemacht“, befand Karch, dem die zweiten 45 Minuten die Stimme verschlagen sollten. „Da haben wir wirklich ein Chancenwucher betrieben, mindestens fünf oder sechs Situationen, wo wir den Ball nochmal quer spielen, nicht zum Ende gebracht.“ Allein Nikola Zeba, der zurzeit vermutlich gefährlichste Innenverteidiger im Hamburger Amateurfußball, vergab dreimal in aussichtsreicher Position – und das nicht etwas nach ruhenden Bällen, sondern aus dem Spiel heraus. Timo Mäkelmann setzte seine Nebenleute ein ums andere Mal perfekt und uneigennützig in Szene – doch weder Burtakucin noch Yasar konnten die Bälle im Kasten von Norman Baese unterbringen. „In der zweiten Halbzeit musste Pinneberg dem hohen Aufwand Tribut zollen. Aber wie es im Fußball so häufig ist: Am Ende stehst du doch nur mit einem 2:2 da“, hatte Karch die schlimmsten Befürchtungen, die sich sechs Minuten vor Ultimo in Luft auflösen sollten, als Mahnke die Vorgabe in die Tat umsetzte und den Deckel aufs Spiel machte! „Es waren harte Wochen, deshalb tut uns allen dieser Sieg unheimlich gut.“

Allerdings hat der Erfolg beim Trainer Spuren hinterlassen. „Ich bin heute bestimmt drei Jahre älter geworden. Mittlerweile glaube ich auch, dass es den Jungs Spaß macht, mich draußen leiden zu sehen.“ Zwischen den Pfosten vertrat Jan Haerting den beruflich verhinderten Yannick Heuer optimal. „Wir wissen, dass wir auf dieser Position ein Luxusproblem haben. Jan war ein super sicherer Rückhalt, hat seine Sache sehr solide gemacht.“ Aus einer guten Mannschaftsleistung ragte, nach Meinung von Karch, „Sechser“ Hannes Steckel heraus. „So gut habe ich ihn noch nie gesehen! Unglaublich, was der auf der Sechs abgearbeitet und an Traumpässen gespielt hat. Ich wünsche mir für ihn, dass er sich möglichst bald mit einem Tor aus dem Spiel für seine Leistung belohnt.“ Das Funk-Ensemble bleibt nach dieser Niederlage auf einem Abstiegsplatz – daran konnte auch das Mitwirken von Liga-Leihgaben wie Kjell Ellerbrock nichts ändern.