Lob von höchster Stelle: „Altona hat das richtig gut gemacht!“

AFC mit guten Chancen – aber Huddersfield hat einen „Terrier“

03. September 2017, 21:32 Uhr

Artistisch! Huddersfield-"Sturmtank" Laurent Depoitre mit dem herrlichen Treffer zum 3:0 für den Premier-League-Aufsteiger. Foto: Damm

Erst West Ham United, nun Huddersfield Town. „Mal sehen, wer nächste Woche hierherkommt“, scherzte Jakob Sachs nach dem zweiten Testspiel-Highlight innerhalb von einem Monat für ihn und seinen Altonaer Fussball-Club. „Jetzt kann es ja nur noch eine der absoluten Top-Mannschaften geben – sprich: Der Erste oder der Zweite“, war Sachs zu Späßen aufgelegt – und sprach damit den dritten Tabellenplatz des „Sensations-Aufsteigers“ in der Premier League an. Die Erkenntnis des AFC-Routiniers nach den 90 Minuten gegen das Team von Klopp-Trauzeuge David Wagner, der zuvor die Zweite Mannschaft von Borussia Dortmund coachte: „Das sind auch nur Menschen, die mit Wasser kochen!“

Am 1. August trotzte Regionalliga-Neuling Altona 93 dem ersten Vertreter aus der Premier League, West Ham United, ein herausragendes 3:3-Unentschieden ab. Nun unterlagen die Algan-Bengel dem Erstliga-Aufsteiger „nur“ mit 0:3. „Wir hätten ein, zwei Tore schießen können, vielleicht müssen. Wir haben uns gute Chancen herausgespielt – am Ende sollte es aber nicht sein“, erkannte auch Berkan Algan. Einmal fand das Runde auch den Weg ins Eckige - doch dann ging die Fahne des Assistenten hoch. Abseits. Eine sehr zweifelhafte Entscheidung! Es lief die 29. Spielminute, als Mark Hinze mit seinem herrlichen Pass AFC-„Star“ Nick Brisevac in Szene setzte. Dieser schlug rechts im Strafraum noch einen Haken und beförderte das Spielgerät daraufhin per Linksschuss aus zwölf Metern an den rechten Innenpfosten. Den Abpraller „wurschtelte“ Marco Schultz in die Maschen. Doch wie bereits erwähnt: Dem Treffer wurde die Anerkennung verwehrt.

2240 Zuschauer - und ein volksnaher Gegner

In der Bundesliga spielte Danny Williams (oben) schon für den SC Freiburg und Hoffendem - nun ist er in England beim "Sensations"-Aufsteiger aktiv. Foto: Damm

„Man braucht die gewisse eine Aktion. Wenn man die hat, ist man schnell im Spiel und merkt, dass man mithalten kann. Man muss sich nur trauen und vom Kopf her voll da sein“, erklärte Jakob Sachs, der im ersten Durchgang noch von der Bank aus zusah, wie „Captain“ Brisevac mit der zweiten dicken Altona-Chance auf etwas Zählbares - nach schönem Zuspiel von Finn Rettstadt von rechts und cleverem Durchlassen von Marco Schultz - an Huddersfield-Keeper Joel Coleman scheiterte (44.). „Ich wollte den Leuten, die heute hierhergekommen sind, ein attraktives Spiel bieten“, verriet Algan anschließend. Und die 2240 Zuschauer bekamen von beiden Mannschaften etwas geboten. Der AFC stemmte sich mit aller Macht gegen den schier übermächtigen Gegner. Dieser präsentierte sich wiederum äußerst volksnah. Als mit dem Pausenpfiff ein junger „Fan“ im 1860 München-Trikot auf den Platz marschierte, um den Ex-„Löwen“ Christopher Schindler nach dessen Trikot zu fragen, schenkte der Außenverteidiger dem kleinen Jungen sein Jersey.

„Zum Glück spielt er Fußball und kein Rugby“

Collin Quaner (li.) behauptet sich rustikal gegen Darius Strome. Foto: Damm

Ansonsten machten vor allem zwei Akteure auf Seiten der „Terriers“ den Unterschied aus: Und das Wort „Terrier“ passte ganz gut zum Erscheinen von Laurent Depoitre. Der belgische Sturmtank - auf der Tribüne aufgrund seiner Herkunft nur „Lé Tier“ gerufen - bereitete der AFC-Defensive ein ums andere Mal große Kopfschmerzen. In den ersten 45 Minuten tauchte er viermal gefährlich vor dem Gehäuse der Hausherren auf. Einmal konnte er Tjark Grundmann auch bezwingen - und das schon nach 240 Sekunden, als der ehemalige Nürnberger Abdelhamid Sabiri einen langen Ball aus dem Zentrum spielte und Depoitre vollendete! Im weiteren Verlauf knickte Altona aber keineswegs ein und hätte zur Pause mit etwas mehr Glück im Abschluss durchaus den Ausgleich schaffen können. Auch kurz nach Wiederanpfiff, als sich Arnold Lechner ganz lang machte, aber nicht mehr genügend Druck hinter den Ball bekam (52.). Ganz anders auf der Gegenseite: Collin Quader auf Florent Hadergjonaj, der wiederum Sabiri in Aktion brachte. Gegen dessen Flachschuss war Joshua du Preez machtlos - 0:2 (58.)! Neun Minuten vor Schluss trat dann wieder „Brecher“ Laurent Depoitre in Erscheinung - und wie er das tat: Nachdem Sabiri zunächst an du Preez hängenblieb, brachte Erstgenannter die Kugel noch einmal vor das Tor, wo sich der 28-Jährige auf einmal quer in die Luft schraubte, das Bein in die zweite Etage hob und dann auch noch ganz elegant per Rückzieher ins rechte Eck einschweißte! Der Terrier der „Terriers“ war nicht nur körperlich in einer anderen Sphäre unterwegs, sondern zeigte nun auch noch seine filigrane Seite. Sein Trainer, David Wagner, entgegnete mit einem Augenzwinkern auf die Feststellung, dass Doppeltorschütze Depoitre vermutlich auch eine Karriere im Rugby hätte starten können: „Zum Glück spielt er Fußball und kein Rugby.“

"Altona hat das richtig gut gemacht und spielt sauberen Fußball"

Abdelhamid Sabiri (re.) trifft zum zwischenzeitlichen 2:0. Der Ex-Nürnberger verbuchte ein Tor und zwei Assists. Foto: Damm

Derweil bilanzierte Jakob Sachs: „Wir haben wieder ein gutes Spiel abgeliefert und können zufrieden sein, müssen uns jetzt aber wieder voll auf die Liga konzentrieren. Ich hoffe, dass uns das einen Schub gibt. Es war ein tolles Erlebnis - ob für jung oder alt wie mich.“ Berkan Algan gab derweil zu Protokoll: „Die Ausgangssituation im Vergleich zum West Ham-Spiel war eine ganz andere, da die Spieler jetzt voll im Saft sind und die Jungs sich präsentieren müssen.“ Präsentieren konnte sich auch der AFC - und tat das von seiner besten Seite. Ein Traum sei so ein Freundschaftsspiel aber nicht, wie Algan meinte. „Ein Pflichtspiel gegen solch ein Team wäre ein Traum“, so Algan, der auch klar sagt, dass er diese Ambitionen verfolgt. Sein Gegenüber am heutigen Tag, Huddersfield-Coach David Wagner, fand unterdessen auch einige lobende Worte für den Hamburger Regionalligisten: „Wir haben das Tempo hochgehalten und schöne Tore gemacht. Der Rasen war zwar ein bisschen stumpf. Aber Altona hat das richtig gut gemacht und versucht, hoch zu pressen und zu verteidigen. Sie spielen sauberen Fußball.“ Auch über das Zustandekommen dieses Testspiels verlor er abschließend noch einige Worte: „In England will am Wochenende keiner Spielen und Altona hat sich angeboten. Da haben wir die Distanz und die Reise gerne auf uns genommen.“

Autor: Dennis Kormanjos