Oberliga

„Mega Moral“ nach „richtig bitterem“ Dämpfer – aber: „Slapstick pur“ verhindert den „Dreier“

28. August 2022, 14:48 Uhr

Charles Kouakou (li.) bejubelt seinen Doppelpack für die Rothosen. Obwohl er das Spiel damit auf den Kopf stellte, reichte es am Ende "nur" zu einem 2:2-Unentschieden für den HSV III. Foto: Küch

Die erste Reaktion: Ein ungläubiges Lächeln. Dabei wusste Torben Wacker genau: „Eigentlich gibt es gar nichts zu lachen“, so der Trainer des Hamburger SV III nach dem Derby bei TuRa Harksheide am Freitagabend. Der langjährige Spieler der Rothosen, der nun zusammen mit Marcel Lettmann die Geschicke beim Oberligisten leitet, befand nämlich: „Ich glaube, dass wir den Sieg in der ersten Halbzeit liegen gelassen haben.“

Dominik Jordan (li.) scheitert per Foulelfmeter kurz vor der Pause am überragenden TuRa-Torsteher Abou Fofana (2. v. re.). Foto: Küch

Sein Team sei „definitiv die spielbestimmende Mannschaft“ gewesen und habe „TuRa nicht ins Spiel und in die Zweikämpfe kommen lassen. Wir selbst haben es auch spielerisch gut gelöst und hatten immer wieder gute Ansätze“, konstatierte der Ex-Kapitän der HSV-Dritten. Der Plan: Über die Sechs und die Acht immer wieder in die tiefen Räume zu kommen. Zudem habe man es „auch immer wieder geschafft, TuRa mit Seitenwechseln vor Probleme zu stellen. Wir hatten einfach drei, vier 100-prozentige Chancen, wo mindestens das 1:0 fallen muss!“

Paradebeispiel: Kurz vor der Pause zeigte Referee Dominik Kopmann auf den Punkt, als Paul Treichel von den Beinen geholt wurde. Dem vorausgegangen war eine Flanke von Dominik Jordan, die Julian Pötzinger aus 16 Metern volley nahm. Der einmal mehr überragende Abou Fofana, der diverse Chancen vereitelte (Wacker: „Der hat ein paar Dinger gehalten, wo ich sage: Chapeau!“), lenkte die Kugel noch an den Pfosten. Im Nachsetzen kam Treichel schließlich zu Fall. Die dickste aller Möglichkeiten für die Gäste, aber Jordan verschoss den fälligen Strafstoß.

"Da hat man uns den 'Schock' noch angemerkt"

Ole Schneemann (Mi.) bejubelt die TuRa-Führung und stellt das Spielgeschehen auf den Kopf. Foto: Küch

„Danach hat man dann schon gemerkt: Wenn du so viel Aufwand betreibst, kurz vor der Halbzeit auch noch einen Elfmeter bekommst und verschießt, dass das dann schon für einen kleinen Knick gesorgt hat. Wenn man so viel fürs Spiel tut und eigentlich führen muss, ist es immer eklig für den Kopf“, erklärte Wacker – und bemühte anschließend das Phrasenschwein: „Machst du die Dinger vorne nicht rein...“, dann klingelt es eben hinten. So auch an jenem Abend. „Mit der ersten Aktion in der zweiten Halbzeit“ gingen die Hausherren durch Ole Schneemann in Front (51.). Wacker: „Das war einfach richtig, richtig bitter! Da hat man noch den ‚Schock‘ aus der ersten Halbzeit gemerkt. Es hat dann auch relativ lange gedauert, bis wir uns da rausgekämpft haben“, gestand der 29-Jährige.

Kouakou kommt, sieht und trifft - doppelt!

Die dicke Chance für die Hausherren im Derby - vertan. Foto: Küch

Wacker und Lettmann stellten um, brachten mit Theodoros Ganitis und Charles Kouakou frischen Wind. Letztgenannter sorgte mit einem Doppelschlag kurz vor Ultimo und binnen 120 Sekunden für die Wende. Erst traf Kouakou nach Vorarbeit von Jordan (85.), dann nach einem Assist von Mika Steensen (87.), der ebenfalls erst wenige Augenblicke zuvor das Grün am Exerzierplatz betrat. „Dass Charles reinkommt und doppelt trifft, ist einfach geil für den Jungen! Er ist frisch von Vicky II zu uns gekommen und wurde dann in so einem Spiel, in dem es auch etwas hektisch wurde, reingeworfen. In der Phase, in der er die beiden Tore macht, haben wir das Spiel wieder an uns gerissen. Das zeigt eine mega Moral“, lobte Wacker seine Schützlinge.

"Der Stachel sitzt noch tief"

Da sah es noch nach einem Sieg für die Gäste aus: Während Kouakou (Mi.) jubelt, liegen zwei Turner niedergeschlagen am Boden. Foto: Küch

Aber: Auf die Wiedergutmachung nach dem 0:7-Debakel beim FC Süderelbe folgte der nächste herbe Dämpfer durch „ein absolutes Slapstick-Gegentor“, konnte Wacker kaum fassen, was er nur kurz nachdem seine Jungs das Spiel gedreht hatten, mit ansehen musste. Haci Gündogan wollte einen langen Ball klären, schoss dabei aber den erst wenige Sekunden auf dem Platz befindlichen Jeremy Danif an. Von dessen Kopf senkte sich das Runde im hohen Bogen ins Eckige (89.) – was für ein Tor!

„Unterm Strich ist die Enttäuschung auf jeden Fall da, der Stachel sitzt auch noch tief. Denn wenn man sich die erste Halbzeit anguckt, hätte man einfach einen Dreier holen müssen. Deshalb fühlt es sich irgendwie wie eine Niederlage an. Aber die Truppe hat Moral gezeigt und sich nach solch einem Nackenschlag zurückgekämpft. Das ist das Positive, was man mitnimmt. Nichtsdestotrotz wäre es natürlich schön gewesen, wenn wir mit drei Punkten nach Hause gefahren wären“, bilanzierte Wacker.

Autor: Dennis Kormanjos