Oberliga 01

Meiendorf will, Bramfeld nicht: Ak-Schock trübt MSV-Freuden – Henning fehlen die Worte!

16. Oktober 2021, 17:37 Uhr

Meiendorfer Jubel an der B75: Mel Morawitz (ob.) bejubelt seinen Treffer zum 3:1 mit Josiah Basoah. Foto: Heiden

Nach schier ewig langer Durststrecke und fünf zum Teil deftigen Niederlagen nacheinander war der Knoten endlich geplatzt. So richtig große Freude kam beim Meiendorfer SV zunächst aber nicht auf (alle Highlights im LIVE-Ticker). Vielmehr blickte man in sorgenvolle Gesichter. Kapitän Necati Agdan lief nach Schlusspfiff sofort in Richtung Seitenauslinie und erkundigte sich nach dem Befinden des am Boden liegenden Ahmed Ak. Dieser war kurz vor Ultimo nach einem Zweikampf zusammengepackt, bekam schwer Luft und musste behandelt werden. Draußen angekommen, sank der Ex-Concorde plötzlich zu Boden und war benommen.

Rückkehrer Arnold Asenso Hoeling (li.) - hier gegen Justin Sadownik - gab dem MSV die nötige Stabilität in der Zentrale. Foto: Heiden

„Ich bin gerade noch so ein bisschen aufgewühlt durch das Zusammenklappen unseres Spielers. Im Moment fällt mir das schwer, meine Gedanken zu sortieren“, musste sich Meiendorfs Neucoach Hakan Yavuz erst einmal sammeln, ehe die Sanitäter – nach einer gefühlten Ewigkeit – eintrafen und Ak auf einer Trage abtransportierten. Zu diesem Zeitpunkt war der 20-Jährige aber schon wieder ansprechbar. Von dieser Stelle: Die allerbesten Genesungswünsche! Und auch sein Übungsleiter befand: „Wenn man das verdaut hat, wird man schon merken, wie gut das tut.“ Gemeint war damit der zweite Saisonsieg, der in jenem Moment, als Ak behandelt werden musste und der MSV in Unterzahl das 2:3 durch einen krummen Schuss von Nikolaos Christodoulos kassierte (90.), noch einmal in Bedrängnis geriet. „Mit einem Auge war man bei Ahmed, mit dem anderen beim Spiel, weil es ja auch nochmal sehr stressig wurde“, so Yavuz.

Henning fehlen die Worte: "Wir haben gar nichts auf die Platte bekommen"

Hakan Yavuz durfte sich über den ersten Sieg als Meiendorf-Trainer freuen. Foto: Heiden

Doch sein Team schaukelte das Resultat über die Zeit – und das hochverdient gegen einen erschreckend schwachen Kontrahenten. „Dazu gibt es eigentlich nichts zu sagen. Zu der Leistung fehlen einem die Worte“, war Bramfeld-Trainer Carsten Henning gänzlich bedient. „Wenn man im Fußball die Aspekte Als Maßstab nimmt, dass man Zweikämpfe führt und ein gewisses Passspiel an den Tag legt, dann waren wir davon heute meilenweit entfernt. Wir haben gar nichts auf die Platte bekommen, weil wir auch gar nichts investiert haben“, fand er deutliche Worte – und fügte weiter an: „Wir haben uns übertölpeln lassen von Meiendorfs Taktik, nur lange Bälle zu schlagen. In der Anfangsphase hatten wir schon Glück, schießen dann mit der ersten Möglichkeit das 1:0 – und eigentlich kann so ein Spiel dann nicht besser laufen. Aber wenn kein Ball beim Mitspieler ankommt und sämtliche ‚Basics‘ fehlen, kannst du letztlich auch mit Einwechslungen nichts mehr entgegenwirken.“

"Einige Spieler sollten ihre Einstellung mal stark überdenken!"

Der Ausgleich: Ahmed Ak (li.), Torschütze Damian Ilic (Mi.) und Atef Zakerwal bejubeln das 1:1. Foto: Heiden

Den emotions- und leidenschaftslosen, fast schon leblosen Auftritt seiner Schützlinge konnte er sich auch nicht erklären: „In der letzten Woche haben wir gegen Paloma (1:1, Anm. d. Red.) von unseren Emotionen gelebt, heute haben wir gar nichts davon gehabt oder gezeigt“, konstatierte ein ernüchterter Henning. Nicht minder klar in seiner Wortwahl wurde BSV-Fußball-Abteilungsleiter Matthias „Grete“ Albrecht, der eindringlich forderte: „Einige Spieler sollten ihre Einstellung mal stark überdenken!“

„Mehr Stimmung rein“, forderte Bramfelds Liga-Manager Christopher Skalnik schon während der ersten 45 Minuten. Obwohl sein Team mit der ersten gelungenen Aktion in Führung ging, tat man sich sowohl davor als auch danach beim bisherigen Schlusslicht aus Meiendorf überaus schwer. Die Hausherren wirkten galliger, waren williger – und drehten die Partie noch vor der Pause. Ein herrlicher Ball aus dem Halbfeld von Justin Sadownik, eine wunderbare Brustannahme von Martin Werner und ein trockener Volleyschuss – 1:0 Bramfeld (8.)!

Aus 0:1 mach 3:1: Meiendorf dreht das Spiel gegen erschreckende Bramfelder

Haci Gündogan (li.) - hier im Duell mit Kilian Oelrich - zeigte eine starke Leistung. Foto: Heiden

Ein eigentlich perfekter Auftakt für den Tabellenvorletzten und ein Start, der Sicherheit geben sollte. Doch schon zuvor vergab Damian Ilic die Riesenchance für den MSV zur Führung, als er Sebastian Kalk freistehend nicht bezwingen konnte (2.). Und auch in der Folge hatte das Schlusslicht mehr Zugriff, wirkte deutlich gieriger und bissiger. Erst verhinderte abermals Kalk mit einer Parade gegen Basoahs Kopfball den Ausgleich (11.), dann aber war Ilic nach einem langen Ball von Edin Tanovic zur Stelle – 1:1 (16.)!

Zwar fing sich Bramfeld nach dem Ausgleich, agierte aber oft zu ungenau. Chancen zum 2:1 waren da, das Tor machten aber die Hausherren – und das nicht unverdient. Es passte ins Bild, dass ein Abschlag von MSV-Keeper Sulejman Hoxha den Treffer einleitete. Marc Lange gab keine glückliche Figur ab, Haci Gündogan und Christian Ayim spielten Atef Zakerwal frei – drin (44.)! Es war kaum möglich, aber die Mannen von der Ellernreihe hatten im zweiten Abschnitt einen noch größeren Spannungsabfall zu verzeichnen. Henning reagierte darauf mit einem Doppelwechsel, allein es half nichts. Ein Ballverlust und leichter Abspielfehler reihten sich an den anderen. Eine dieser Einladungen nahm die Yavuz-Equipe an. Wieder waren es Gündogan und Zakerwal, die den nicht einmal 120 Sekunden auf dem Platz befindlichen Mel Morawitz in Aktion brachten. Dieser hatte keine Gegenwehr und schloss aus zehn Metern locker-leicht ab – 3:1 (59.)!

"Will nicht bewerten, wer den Sieg mehr wollte - aber wir waren aggressiver"

Chris Pfeifer (re.) - behauptet den Ball gegen Ahmed Ak - war einer der wenigen Bramfelder, der sich wehrte. Foto: Heiden

„Wir haben vom Start weg spüren lassen, dass wir uns was vorgenommen haben“, so Yavuz. „Was durchaus bemerkenswert und nicht selbstverständlich ist, dass wir nach der kalten Dusche total bei der Sache geblieben sind und unseren Plan runtergespielt haben. Die Jungs haben heute einen kühlen Kopf bewahrt, auch wenn es mal stressig wurde, und versucht, ihre Stärken auf den Platz zu kriegen.“ Mehr noch. „Wir haben uns heute sowohl nach vorne als auch nach hinten gegenseitig unterstützt, so dass wir die Löcher, die in den letzten zwei Wochen entstanden sind, weitestgehend vermeiden konnten. Dadurch standen wir kompakt und haben es sowohl gut verteidigen als auch gut kontern können.“

Unterm Strich sei es „auf jeden Fall eine Leistungssteigerung zur letzten Woche“ gewesen. „Dass es am Ende auch zu drei Punkten gereicht hat, ist umso schöner für die Jungs.“ Aber natürlich auch für Yavuz selbst, der seinen ersten Sieg als Meiendorf-Coach einfuhr. Und das mit einem Team, das deutlich mehr wollte als der Kontrahent. „Ich will jetzt nicht bewerten, wer den Sieg mehr wollte. Aber man konnte schon sehen, dass meine Jungs aggressiver in den Zweikämpfen waren. Wir haben uns in die Bälle reingeschmissen und auch zu zweit oder dritt den Gegner beackert. Das hat in der Summe vielleicht ausgemacht, dass wir gewonnen haben“, bilanzierte Yavuz.

Autor: Dennis Kormanjos