LL Hammonia

Netzbandt lässt‘s vierfach im Netz zappeln und sorgt für tobende „Rothosen“

Rabenhorst wütet: „Das war peinlich!“ - Algan hört als Tesla-Coach auf

18. Mai 2019, 18:31 Uhr

Die Spieler des FK Nikola Tesla hatten allen Grund zum Jubeln, schenkten sie dem neuen Meister doch ein halbes Dutzend ein. Foto: Jindra Nesteriuk

Erst platzte Torben Wacker im Mannschaftskreis der Kragen – und zwar so sehr, dass es zwischen dem Kapitän des HSV III und Torjäger Jendrik Bauer zu einem lautstarken Disput kam. Dann verlor Trainer Marcus Rabenhorst überaus deutliche Worte: „Ich habe für viele Dinge Verständnis – aber nicht für so ein Verhalten“, war er „not amused“ über den Auftritt seiner „Rothosen“ (alle Highlights im LIVE-Ticker) – eine Woche nach der festgezurrten Meisterschaft – und polterte weiter: „Das ist allen anderen Mannschaften gegenüber respektlos, was die Truppe heute geleistet hat!“

Die Anhänger des HSV III feierten ihr Team nach Abpfiff trotz der Klatsche. Foto: Jindra Nesteriuk

Mit sage und schreibe 3:6 kam der vorzeitige Hammonia-Titelträger an der Baurstraße beim FK Nikola Tesla unter die Räder. „Das war ganz einfach ein peinlicher Auftritt, der sich nicht wiederholen darf – ganz unabhängig davon, ob wir schon durch sind oder nicht. So präsentiert man sich nicht als Spitzenreiter“, sprach Rabenhorst – in Abwesenheit des urlaubenden Christian Rahn – Klartext. Insbesondere Tesla-Torjäger Michel Netzbandt war von der (nicht vorhandenen) Gäste-Defensive zu keiner Zeit in den Griff zu kriegen und düpierte „Captain“ Wacker und Co am laufenden Band. Seine ersten beiden Treffer markierte der Angreifer nach jeweils mustergültiger Vorarbeit von Hischem Oudjouadj – erst zum 1:0 per Links-, dann zum 3:1 per Rechtsschuss (38., 59.), ehe sich der 23-Jährige bei Oudjouadj mit dem Querpass zum zwischenzeitlichen 4:1 revanchierte (70.). Dann war Netzbandt selbst wieder an der Reihe, als er sein Solo von der rechten Seitenauslinie auf Höhe der Mittellinie krönte, Wacker ganz alt aussehen ließ und aus spitzem Winkel den bemitleidenswerten Youssef Mountassir überwand (74.)!

„Packe meine Hand ins Feuer, dass er in der Oberliga nie unter 15 bis 20 Tore schießt“

Torben Wacker (Mi.) hatte seine Mühe mit dem alles überragenden Michel Netzbandt (li.). Foto: Jindra Nesteriuk

Nachdem die „Rothosen“, für die Jendrik Bauer das zwischenzeitliche 1:1 erzielte (53.), das Zoran Pecelj postwendend konterte, als er sich nach einer Ecke von Cem Müller ganz lang machte und die Kugel mit dem ausgestreckten Bein ins rechte Toreck bugsierte (57.), noch einmal kurzzeitig „aufmuckten“ und durch einen Distanzschuss von Kristijan Augustinovic (81.) sowie Sepehr Nikroo, der aus der Drehung traf (87.), auf 3:5 verkürzten, drückte ein Mann seiner Leistung und dem Spiel den endgültigen Stempel auf: Andy Asare-Kumi Poku legte in einer von unzähligen Überzahl-Situationen der Hausherren in der gegnerischen Hälfte für Netzbandt ab. Dieser machte mit seinem vierten Streich das halbe Dutzend voll und sorgte für die erst zweite Saison-Schlappe der Norderstedter (89.)! Sein Trainer Faik Algan, zu aktiver Zeit ebenfalls ein Vollblutstürmer, geriet anschließend total ins Schwärmen: „Der Junge wird seinen Weg machen. Ich packe meine Hand dafür ins Feuer, dass er in der Oberliga jedes Jahr nie unter 15 bis 20 Tore schießen würde – sogar bei einem Absteiger. Er hat einfach das Tempo, was man für die Liga braucht“, lobhudelte Algan seinen Knipser – und fügte an: „Das ist wirklich ganz großes Kino!“

„Können froh sein, nicht zweistellig bekommen zu haben“

Frust pur bei den "Rothosen" nach Spielende... Foto: Jindra Nesteriuk

Algan selbst wurde unterdessen vor dem Spiel verabschiedet. Der 36-Jährige wird sein Traineramt nach dem letzten Spiel niederlegen! Seine Nachfolge wird Elvir Demirovic, der bereits auf eine Tesla-Vergangenheit zurückblicken kann, antreten. Doch bevor es so weit ist, wurde ihm „ein perfekter Heimabschied“ bereitet, wie er selbst sagte. „Mehr kann man sich nicht wünschen gegen den Meister. Wir haben das wirklich sehr, sehr gut gemacht und den Gegner gnadenlos ausgekontert – genau das, was von Beginn der Saison aufgrund des vorhandenen Spielermaterials die Philosophie, aufgrund der schweren Bedingungen aber nur schwer umzusetzen war. So habe ich mir das vorgestellt“, strahlte sich Algan. Während die „Meisterfreuden“ beim HSV III längst verflogen waren. „Da werden wir intern eine Menge besprechen müssen“, kündigte Rabenhorst eine umfangreiche Aufarbeitung an. „Man hat es ja gesehen: Keiner hat auch nur ansatzweise an die Form angeknüpft, die man aus den letzten Wochen gewohnt war. Gefühlt war es heute aussichtslos. Selbst wenn man mal für fünf Minuten das Gefühl hatte, jetzt hat die Mannschaft den Faden gefunden, gab‘s gleich wieder ein Gegentor – weil wir desolat verteidigt haben.“ Aber „auch nach vorne“ sei „nichts gegangen“, wie er befand. „Der Gegner hätte sogar noch vier, fünf Tore mehr schießen müssen. Wir können froh sein, dass wir hier nicht zweistellig bekommen haben!“ 

Autor: Dennis Kormanjos