Testspiel

Sasel vom Kiez-Nachwuchs „gefoppt und im Pressing gefressen!“

Vier Neuzugänge begeistern Philipkowski - Zankl angefressen

02. Februar 2019, 20:04 Uhr

Nico Zankl (li.) war bemüht, Struktur ins Saseler Spiel reinzukriegen, konnte aber auch keine entscheidenden Akzente setzen. Foto: Kormanjos

„Wir waren heute nicht der richtige Testspielgegner für St. Pauli“, bekannte Danny Zankl, um im selben Atemzug hinterherzuschieben, „sie vielleicht auch nicht der richtige für uns.“ Der Trainer des TSV Sasel war ob der Vorstellung seiner Mannen bei der U23 der „Kiezkicker“ (Highlights im LIVE-Ticker) sogar leicht verärgert. „Eine Kata…“, schnaufte er kurz durch und zügelte sich dann: „Nee, anders. Eine schlechte Trainingseinheit, würde ich das nennen.“ Zu viele kleinere Rädchen griffen nicht ineinander. „Wir haben vor dem Spiel ein paar Sachen angesprochen, die verhältnismäßig dünn umgesetzt worden sind“, so der Coach des Oberliga-Vierten. 

Als St. Paulis Lennart Keßner nach 45 absolvierten Minuten gen Kabine marschierte, tat er dies mit lobenden Worten für seine Mitspieler: „Gute Halbzeit, Jungs“, rief er ihnen zu. Dass es zur Pause „nur“ 2:0 für den Regionalligisten stand, lag einerseits an der mangelnden Chancenverwertung der „Boys in Brown“ und andererseits an TSV-Keeper Todd Tuffour, der etliche Situationen zunichte machte. So waren es die Tore von Christian Conteh (11.), dessen Bruder Sirlord – von Zankl einst bei Concordia und später dann in Sasel ausgebildet – nicht zum Einsatz kam, und Seung-Won Lee (40.), die den Unterschied ausmachten. Beide Male fungierte Luis Coordes als „Initiator“. Auch nach der Pause änderte sich nichts an der Einseitigkeit des Spiels. Der aus Leverkusen gekommene Jakub Bednarczyk erhöhte zunächst auf 3:0 (60.), ehe er Robin Meißner den Treffer zum 4:0-Endstand auf dem Silbertablett servierte (65.).

Neben Bednarczyk: Drei weitere Neue für die „Kiezkickerchen“

Christian Conteh (li.) bereitete dem TSV in Halbzeit eins große Probleme. Foto: Kormanjos

„Wir haben vier Tore gemacht und hätten über 90 Minuten gefühlte zehn machen müssen. Die Jungs haben sehr gut kombiniert, sich viele Chancen gut rausgespielt und auch nach hinten wenig bis gar nichts zugelassen. Man darf ja nicht vergessen, dass Sasel in der Oberliga auch Vierter ist, also ein ordentlicher Gegner. Dementsprechend bin ich zufrieden“, resümierte „Kiezkickerchen“- Übungsleiter Joachim Philipkowski, der dennoch nur von „einer Momentaufnahme“ sprach. Besonders freuen konnte er sich über drei Neuzugänge: Im Tor hielt Julian Barkmann, der vom Oberligisten Niendorfer TSV, wo er hinter Marcel Kindler die Nummer zwei war, kommt, den Kasten sauber. Ebenfalls neu: Die beiden Innenverteidiger Nick Otto und Niklas Hoffmann. Während Otto, der die Jugend des VfL Wolfsburg durchlief, von Eintracht Braunschweig, wo er in der Hinserie elf Partien für die Zweitvertretung absolvierte, zum Tabellenzwölften der Regionalliga Nord wechselt, zieht es Niklas Hoffmann vom SC Freiburg II in die Hansestadt. Der 21-Jährige kickte eins schon für den Karlsruher SC und war in der Hinserie 13 Mal für die Breisgau-Reserve in der Regionalliga Südwest aktiv. „Unsere Neuen haben sich hinten tapfer geschlagen. Man sieht, dass die Jungs eine fußballerische Qualität mit reinbringen“, so Philipkowski, der – angesprochen auf den sehr emsigen Bednarczyk – entgegnete: „Er ist bisher so ein kleiner ‚Springball‘ bei uns gewesen, hat alle Positionen, die er spielen kann, bei uns schon mal gespielt – ob nun auf der linken oder auf der rechten Seite. Jetzt müssen wir mal gucken, welche Position für uns und für ihn die effektivste ist. Aber man sieht, dass er Qualität hat. Er ist schnell und läuft viel.“

„Wenn du im ersten Gang spielst, der Gegner aber im vierten oder fünften, hast du keine Chance“

Viel gelaufen sind auch die Saseler – wenn auch zumeist nur hinterher. Bis auf einen Pfostenschuss von Tolga Celikten (36.) brachten die „Parkwegler“ keinen nennenswerten Abschluss zustande. „Wir haben uns von den offensiven Positionswechseln von St. Pauli richtig foppen lassen, damit richtig Räume aufgerissen, weil wir viel mit- und hinterhergelaufen sind, anstatt die Zone zu behalten“, konstatierte Zankl, der aber auch nicht mit Lob für den Gegner sparte: „Die haben das wirklich gut gemacht, waren mega unangenehm, bissig und hatten eine gute Balance zwischen hohem Pressing und auch mal kompakter stehen. Aber bei uns war auch ein bisschen sehr wenig Zugriff“, ehe er ausführte: „Nach vorne haben wir im Spielaufbau kaum Mittel gefunden. Da waren auch wenige Spieler in einer vernünftigen Verfassung, vor allem aber waren sie auf das Tempo nicht vorbereitet. Und wenn du im ersten Gang spielst, der Gegner aber den vierten oder sogar fünften Gang einlegen kann, dann hast du keine Chance. Das hat man dann gesehen.“

„Der Auftritt tut mir ein bisschen leid“

Am Ende sei es „ein gefundenes Fressen“ für den Kiez-Nachwuchs gewesen, „dass sie uns im Pressen richtig fressen“, so der Sasel-Dompteur. Denn: „Wir haben nicht am Pressing vorbei, nicht durchs Pressing und auch nicht übers Pressing gespielt, sondern genau da reingespielt. Ich war als Trainer auch stur und habe das System so durchspielen lassen. Denn letztlich geht es darum, daraus die richtigen Lehren zu ziehen.“ Schlussendlich habe man „hochverdient verloren“, erkannte Zankl – und gestand: „Es hätte vom Ergebnis her sogar das doppelte werden können. Manchmal waren wir im zweiten Gang, aber St. Pauli hat konstant im vierten oder fünften gespielt. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass wir anders und besser spielen können. Das hat heute überhaupt nicht funktioniert. Der Auftritt tut mir ein bisschen leid! Eine miserable Generalprobe“, bilanzierte er vor dem morgigen Finale im „Mercado-Cup“ gegen den Heider SV und den Liga-Auftakt am kommenden Wochenende gegen den TSV Buchholz 08.

Autor: Dennis Kormanjos