Landesliga 01

Schwarzers Schimpftirade trotz Sieg: „Das tut mir wirklich leid für Tesla!“

09. März 2022, 10:35 Uhr

TuRa jubelt (li.), Tesla am Boden: Harksheide siegt überaus glücklich beim Abstiegskandidaten. Foto: Christian Küch

Er könne sich „gar nicht beruhigen“ und „auch nicht über den Sieg freuen“, war Jörg Schwarzer komplett außer sich – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Trainer von TuRa Harksheide konnte dem überaus glücklichen 2:1-Sieg bei Abstiegskandidat FK Nikola Tesla (alle Highlights im LIVE-Ticker) „rein gar nichts Positives“ abgewinnen, entgegnete er auf Nachfrage. „Tesla hätte die drei Punkte verdient gehabt!“

Erdinc Asar (Mi.) brachte Tesla in Front. Foto: Christian Küch

Doch damit nicht genug. Schwarzer ging mit seinen Schützlingen weiter hart ins Gericht. Davon, dass man die vermutlich letzte Chance im Kampf um den Aufstieg wahren wollte, war nichts zu sehen. „Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt nichts zustande bekommen. Das war das Grausamste, was ich je gesehen habe!“ Torchancen waren auf beiden Seiten Mangelware. Aber: Der Tabellenvorletzte nutzte eine Unachtsam- und Schlafmützigkeit der Gäste zur nicht unverdienten Führung aus. Ein Freistoß von Dusan Aksentijevic aus dem Halbfeld rutschte zu Erdinc Asar durch. Tesla ging in Front (35.)!

Mirzaei und Fofana bewahren TuRa für Rückstand

Der eingewechselte Jan-Philip Hartmann (2. v. li.) markiert den Ausgleichstreffer für TuRa. Foto: Christian Küch

Und TuRa? Brachte nichts zustande! Dementsprechend „wütend“ war Schwarzer in der Halbzeitpause. „Meine Trainerkollegen haben mir gesagt, dass ich zu lieb-wütend war“, verriet er anschließend – und brachte zur zweiten Halbzeit Jan-Philip Hartmann. „Er hat vier Monate lang nicht gespielt und ist eigentlich auch noch gar nicht richtig fit“, wollte und musste der TuRa-Trainer aber Akzente setzen. Und siehe da: „Er war als Einziger dazu in der Lage, sich durchzusetzen und eine gewisse Torgefahr auszustrahlen.“

Die Folge: Tesla begann den zweiten Abschnitt sehr tief stehend, während Harksheide endlich mal den Ball laufen ließ. Nassim Saleh steckte genau im richtigen Moment durch – und „JP“ Hartmann markierte den prompten Ausgleich (52.). Wer nun allerdings glaubte, das Spiel würde zugunsten des Top-Teams in der Landesliga-Staffel 1 kippen, der sah sich schnell getäuscht. Vielmehr drängte Nikola Tesla auf den Luckypunch. Ein ums andere Mal bekam Arya Mirzaei noch in höchster Not den Fuß dazwischen und bewahrte TuRa vor dem Rückstand. Gleiches galt für Keeper Abou Fofana, der im Eins-gegen-Eins zweimal achtsam war. Einmal rettete der TuRa-Torsteher gegen Stephan Adjouman (70.), dann gegen Hasan Mercan (79.), der 90 Minuten lang am Reden war und in der Nachspielzeit noch die Ampelkarte sah (90. +3).

"Das hatte mit Fußball überhaupt nichts zu tun"

Die Chance lässt er sich nicht nehmen: Freistehend bleibt Leon Schulz (li.) im Abschluss ganz cool - 2:1 Harksheide! Foto: Christian Küch

Tesla versuchte alles. Das Tor zum Sieg gelang aber den Schwarzer-Schützlingen. Ganz nach dem Motto: Zweiter Angriff, zweiter Treffer! Über Saleh und Yannick Fischer kam die Kugel zum durchgestarteten Leon Schulz. Aus halblinker Position überwand der „Flügelflitzer“ den beschäftigungslosen Leon Lauenroth zum 2:1 für Harksheide (83.)! Die Freude über den „Dreier“ fiel beim Übungsleiter allerdings verhalten aus. Sehr verhalten sogar. „Mit Sicherheit war es auch von Tesla keine gute Leistung. Aber sie haben vier oder fünf fast 100-prozentige Möglichkeiten – viel mehr als wir“, ärgerte sich Schwarzer über die Darbietung seiner Mannen. „Das hatte mit Fußball überhaupt nichts zu tun – auch nicht mit dem, was wir wollen und womit ich mich identifizieren kann. Ich war so erschrocken und habe so etwas von meiner Mannschaft noch nicht gesehen. Es tut mir leid für Tesla!“

Aufstieg? "Nein - um Gottes willen!"

In der Nachspielzeit sah Tesla-Kapitän Hasan Mercan (2. v. li.) von Referee Mario Schirmer die Gelb-Rote Karte. Foto: Christian Küch

Bereits im Hinspiel habe man „mit Glück in der Schlussminute“ 2:2 gespielt. „Schon da haben wir eine Grotten-Leistung abgeliefert. Dafür wollten wir eigentlich Revanche nehmen.“ Stattdessen könne er sich „gar nicht beruhigen und finde auch keine Worte für das, was die Mannschaft hier abgeliefert hat“. Dass seinem Team einige Leistungsträger gefehlt haben, wollte Schwarzer „überhaupt nicht als Ausrede oder Entschuldigung“ geltend machen. Auch den Hausherren fehlte beispielsweise Top-Torjäger Ezequiel Bautista Barbera. „Ich kann mich über diesen Sieg überhaupt nicht freuen! Das tut mir wirklich leid für Tesla. Denn die hätten es wesentlich mehr verdient gehabt“, gestand er.

Auf die Frage, ob er sich noch mit dem Thema „Aufstieg“ beschäftigen würde, erwiderte der 56-Jährige noch vor Beendigung der Fragestellung: „Nein! Um Gottes Willen. Natürlich wollen wir versuchen, so gut wie möglich abzuschneiden. Und ich weiß auch, dass die Mannschaft deutlich besser spielen kann. Darüber brauchen wir nicht zu reden. Aber ich persönlich mache mir keine Gedanken darüber. Auch nicht, wie die Konstellation wäre, wenn man Zweiter werden würde.“

Autor: Dennis Kormanjos

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