Serie beendet: Juves wiedergewonnener Kampfgeist zwingt Meiendorf in die Knie

Kleines Juventude zeigt sich als der größere Kämpfer

29. Oktober 2017, 18:39 Uhr

Juventude do Minho (blaue Trikots) obenauf. Die Wilhelmsburger besiegen mit viel Kampf den Meiendorfer SV. Foto: Mathias Merk

In der Landesliga Hansa sorgte Juventude do Minho mit gleich mehreren Umständen für eine große Überraschung. Einerseits zeigte sich das Team nach langer Zeit mal wieder als Einheit auf dem Platz und andererseits blieb die so häufig präsentierte Disziplinlosigkeit im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit fast aus. Co-Trainer Micael Da Silva Batista: „Genau das haben wir intern aufgearbeitet, was die Jungs super umgesetzt haben.“ Außerdem wurde dem Meiendorfer SV zum ersten Mal in dieser Saison so richtig Grenzen aufgezeigt, womit nicht wirklich zu rechnen war. „Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen sprachlos“, konstatierte MSV-Co-Trainer Tobias Sävke nach der Partie.

Der MSV um Kapitän Marcel Hoffmann (li.) galt vor dem Spiel als haushoher Favorit. Foto: Mathias Merk

Der Vorletzte des Klassements empfing den Tabellenführer, der in der laufenden Saison bisher nicht eine Niederlage einstecken musste. Zudem traf die zweitschlechteste Abwehr auf die bisher beste Offensive. Aufsteiger Juventude do Minho hatte den Meiendorfer SV zu Gast am Perlstieg in der sogenannten „Roten Hölle“. Die Rollen waren im Vorwege klar verteilt: Meiendorf war der haushohe Favorit, weshalb sich vor der Partie einige Zuschauer bereits darüber unterhielten, dass die Begegnung eine klare Angelegenheit werden würde und die Gäste ganz sicher mit einem Kantersieg wieder heim fahren würden. Man könnt es ihnen nicht übel nehmen, dass sie bei diesem Aufeinandertreffen „David gegen Goliath“ keinen Pifferling auf Juve gaben. Denn immerhin bekleckerte sich das Team mit den portugiesischen Wurzeln zuletzt nicht gerade mit Ruhm, da nicht nur die letzten drei Spiele haushoch verloren gingen (mit einem Torverhältnis von 3:19), sondern während des Spieljahres auch noch „durch Disziplinlosigkeiten“, wie es Co-Trainer Micael Da Silva Batista eingestehen musste, insgesamt 31 Gelbe, zwei Gelb-Rote und sechs Rote Karten gesammelt wurden. Auch aufgrund der daraus resultierenden Sperren gingen die Hausherren extrem ersatzgeschwächt in die Partie. Allerdings: „Wenn man hierher fährt und denkt, man würde 5:0 gewinnen, ist man in dem Sport falsch. Denn jeder Gegner hat andere Gegebenheiten und jeder Gegner muss erstmal bespielt werden“, weiß Tobias Sävke aus langjähriger Erfahrung.

Sävke: „Wir haben total neben uns gestanden“

Wieder mal war es Toptorjäger Andrej Blum (li.) der für seinen Meiendorfer SV traf. Hier im Duell mit Serkan Uzun. Foto: Mathias Merk

Und genau das „Bespielen des Gegners“ ist seinen Mannen nicht so gelungen, wie sich die Elf von der B75 das im Vorwege vorgestellt hat. Zwar hatten die Gäste einen höheren Spielanteil, aber dadurch, dass Juventude um das Überleben in der Landesliga kämpft - das war von Anfang an deutlich spürbar - und gegen den Hansa-Ersten zusätzlich motiviert zu sein schien, sah der MSV keinen wirklichen Stich. In der Anfangsphase strahlte man nur durch Standardsituationen zumindest ein bisschen Gefahr vor dem gegnerischen Tor aus. Sävke: „Wir haben die erste halbe Stunde komplett verschlafen und absolut neben uns gestanden“, was Juve in der 13. Minute eiskalt ausnutzte und durch Cem Taser sogar in Führung ging, als dieser eine riesen Lücke in der Meiendorfer Abwehrreihe ausnutzte, in diese hineinlief und sich mit einem tollen Zuspiel von Carlos Rodrigues Padinha bedienen ließ. Sodass der Mittelfeldspieler alleine vor Schlussmann Briant Alberti auftauchte und die Kugel zum 1:0 ins lange Eck schoss.

Anschließend bauten die Gäste, deren Trainer Baris Saglam nicht persönlich anwesend sein konnte, mehr Druck auf, aber bis auf eine Einzelaktion von Max Rosseburg (20.) sorgten sie weiterhin nur durch Freistöße für Gefahr. Dass Andrej Blum seinen Treffer in der 30. Minute doch aus dem Spiel heraus erzielte, lag dann aber auch an einer Unachtsamkeit der Hintermannschaft von Juventude. Denn einen schlecht gespielten Rückpass erlief der Stürmer und markierte mit seinem 15. Saisontreffer das 1:1. Nun spielten bis zur Pause fast nur noch die Schwarz-Gelben, doch ein weiterer Treffer sollte nicht mehr gelingen. Das runde Leder klatschte lediglich, nach einem Blum-Freisoß, an die Latte, mehr aber auch nicht. „Druckvolle Phasen von hin und wieder mal zehn Minuten reichen einfach nicht aus, um in solch einem Spiel zu bestehen. Und genau in dieser Zeit, als wir zum Ende der ersten Hälfte unsere drei, vier Chancen hatten, zeichnete es sich schon ab, dass wir hier heute viel mehr investieren mussten, um überhaupt etwas mitnehmen zu können“, zeigte sich Sävke im Anschluss an das Spiel kritisch. 

Da Silva Batista: „Meiendorf konnte nicht damit rechnen, dass wir wieder eine Einheit sind“

Nach dem Treffer zum 2:1 hatte Juventude allen Grund zur Freude. Foto: Mathias Merk

Doch gegen den beherzten Einsatz der Juve-Kicker war in der Offensive kaum ein Ankommen. „Wir haben in der letzten Zeit unsere Defizite im Team klar angesprochen. Das größte Defizit war ganz klar die Disziplinlosigkeit. Deshalb wollten wir heute wieder als ein Team auftreten, das war für uns das wichtigste. Und genau das hat die Mannschaft super umgesetzt. Ich denke, dass Meiendorf nicht damit rechnen konnte, dass wir heute wieder als eine Einheit auftreten“, erklärte Da Silva Batista, der zwar auch sah, dass sein Team genauso wenig Zug nach vorne entwickelte, aber immerhin effektiver agierte. „Der Gegner hat wirklich gut gekämpft. Er ist zwei mal vor das Tor gekommen – beide Male lag der Ball im Netz“, umschrieb Sävke das, womit seine Truppe in dieser Partie zu kämpfen hatte.

Ein Konter führte in der Schlussviertelstunde schließlich zum erneuten Führungstreffer der Hausherren und somit auch gleichzeitig zum überraschenden Endergebnis. Rodrigues Padinha, der den Ball im Mittelfeld führte, leitete das Umschaltspiel ein, ehe er die Kugel weiter auf Emrecan Tutak passte. Der Mittelfeldspieler drang dann in die Gefahrenzone ein, setzte sich gegen seine Gegenspieler durch und verlud auch noch den entgegenrauschenden Alberti. Zuletzt bewies Tutak das Auge für seine Mitspieler und legte die Pille quer auf Hamilton Alvarez Sanchez, der sich sechs Meter vor dem leeren Tor postierte und von dort den Ball zum 2:1 über die Linie schob (78.). In der Schlussphase blieb zwar noch einiges an Zeit, um einen erneuten Ausgleich zu erzielen, doch die Heimmannschaft hielt dem Druck der Gäste stand und verteidigte mit allem was sie hatte, um den dritten Sieg der Saison einfahren zu können, was ihr am Ende dann auch gelang. Nicht aufgrund von Schönspielerei oder hohen Spielanteilen gewann Juventude verdient gegen den bisher ungeschlagenen Hansa-Primus, aber aufgrund der kämpferischen Einstellung und Leidenschaft, vor allem in der zweiten Halbzeit, durften sich die Spieler des Liga-Neulings verdientermaßen auf die Schultern klopfen. Da Silva Batista: „Dass wir heute gegen den Tabellenführer gewonnen haben, hilft uns nicht in den nächsten Wochen. Aber wir werden es als einen großen Motivationsschub mit in die nächsten Spiele nehmen. Wir werden das Positive, nämlich dass wir wieder gemeinsam funktioniert haben, für uns aus dieser Begegnung ziehen und es weiter verinnerlichen.“ Dieser Sieg hatte am Ende sogar noch den weiteren positiven Randeffekt, dass der portugiesische Club, mit noch zwei ausstehenden Nachholspielen im Rücken, die Abstiegränge verließ. 

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Autor: Mathias Merk