Oberliga

Spitzenreiter tut sich schwer, aber „Passion und Herzblut“ schlagen „ungeheuren Mut“

Altona 93 feiert einen knappen 2:1-Auswärtssieg beim FC Süderelbe

16. Februar 2019, 20:26 Uhr

Bitterer Blick: Süderelbes Keeper Yalcin Ceylani (li.) muss dem AFC beim Jubeln zusehen. Foto: Olaf Both

Wen man auf Seiten des Verlierers auch nahm: Die Meinung war einhellig. „Für uns war mehr drin“, sagte Muhamed Hodolli nach dem Spiel des FC Süderelbe gegen Altona 93 (Hier gibt’s den Live-Ticker des Spiels zum Nachlesen). „Uns hat am Ende Cleverness gefehlt“, befand Vedat Düzgüner. „Schade, dass wir durch so ein Billardtor verlieren“, urteilte Edison Sa Borges Dju. „Das ist bitter. Der Ball geht an das Knie von Prince (Dzigbede, Anm. r. Red.) und dann rein“, umschrieb FCS-Schlussmann Yalcin Ceylani den entscheidenden Moment. Und der fehlende Christopher Mahrt (Meniskus) fand den Moment „einfach zum Kotzen“ – auch, weil er seinen Teamkollegen nicht helfen konnte, die greifbare Überraschung gegen den Spitzenreiter zu realisieren.

So weit weg davon war der FCS beileibe nicht. „Süderelbe hat bärenstark gespielt und uns das Leben schwer gemacht, Dazu kam, dass einige meiner Jungs nicht in so guter Tagesform waren“, schrieb selbst Berkan Algan dem Widerpart lobende Worte ins Stammbuch, nahm nach dem knappen 2:1-Erfolg seine Equipe aber auch zum Teil in Schutz. „So einen Moment gestehe ich ihnen zu. Das sind alles hungrige junge Spieler, die das Spiel trotzdem gewinnen wollten. Das hat man gespürt. Sie haben mit Herz gespielt, auch wenn sie mal keinen so guten Tag hatten. Leider war das mit der Form nicht nur bei einem so, sondern bei einigen. Aber das Wichtigste für mich ist: Die Jungs haben die Willenskraft beibehalten, Passion und Herzblut gezeigt und die mangelnden 20 Prozent Qualität mit Willen ausgeglichen“, stellte Altonas Trainer fest.

Gürsan:„ Mit dem Platzverweis schwächen wir uns selbst und die Schultern gehen runter“

Gleich ist's vorbei: Schiri Kevin Rosin (li.) verweist Alexandar Mucunski des Feldes. Foto:Olaf Both

Auf dem Feld sah das dann vor 481 Zuschauern am Kiesbarg, die eine würdige Kulisse für diesen intensiven Kick bildeten, so aus: Nach 19 Minuten stürmte Sa Borges Dju für Süderelbe in den Strafraum und wurde von AFC-Keeper Tobias Grubba gefoult. Schiedsrichter Kevin Rosin pfiff Elfmeter. Alexandar Mucunski trat an und schoss relativ mittig, so dass die Füße des in die Ecke abtauchenden Grubba dem ersten Treffer des Spiels im Weg standen (20.). Auf der anderen Seite zeigte der konsequent pfeifende Spielleiter zwei Minuten später ebenso auf den Punkt. Diesmal war Süderelbes „Goalie“ Ceylani der „Sünder“. Er hatte Hischem Metidji zu Fall gebracht. Onur Saglam nutzte den Strafstoß zum 0:1 (22.). Das war auch das Pausenergebnis. Nach dem Seitenwechsel legte der Sa Borges Dju in der Box für Mucunksi auf – 1:1 (52.). Doch nur acht Minuten später gelang dem AFC der Siegtreffer, als Eudel Monteiro sich rechts behauptete und Vincent Boock in der Mitte abschloss – unter freundlicher Mithilfe des Innenpfostens und des Knies von Dzigbede, von dem der Ball dann endgültig über die Linie sprang.

Die Hausherren allerdings steckten nun keineswegs auf. Ganz im Gegenteil: Wie schon bis dahin agierten die „Kiesbarg-Kicker“ nach vorne mit offenem Visier. Allerdings ohne Erfolg. Und ab der 73. Minute auch mit einem Mann weniger: Der in der ersten Hälfte bereits verwarnte Mucunski meckerte nach einem vermeintlichen Foulspiel an ihm nach dem Geschmack von Referee Rosin etwas zu intensiv und sah dafür die Gelb-Rote Karte. „Beim 2:1 kommt Altona ein Mal über deren verdammt starke rechte Seite durch. Das Ding wird scharf reingespielt, dann ist es für alle gefährlich und der Ball prallt irgendwie rein. Ceylani und Dzigbede gucken sich an und keiner weiß, was passiert. Ein echt unglückliches Ding. Aber auch von dem haben wir uns gut erholt, eine Antwort gezeigt und weiter an uns geglaubt. Auch die Körpersprache hat mir gefallen. Aber dann schwächen wir uns eben durch den Platzverweis selbst und die Schultern gehen runter. Ab da waren wir nicht mehr zwanghaft genug“, bilanzierte Timucin Gürsan.

Algan: „Willenskraft sehr gut, Raumaufteilung gut, fußballerisch nicht gut“

Der unfassbar schnelle Edison Sa Borges Dju (re.) stellte die Altonaer Abwehr um Seyhmus Atug mehrfach vor Probleme. Foto: Olaf Both

Der FCS-Übungsleiter hatte in der vergangenen Woche die 0:3-Niederlage beim SC Victoria noch mit einem „blauen Brief vom Direktor“ verglichen und blieb auch diesmal im Schul-Jargon: „Diesmal kann ich meiner Mannschaft attestieren, dass wir bestanden haben“, konstatierte er trotz des verlorenen Spiels und ging ins Detail: „Ich finde, wir haben uns sehr gut an den Matchplan gehalten, diszipliniert verteidigt und die Räume bespielt, die wir bespielen wollten. Der Elfmeter für uns hat die Spieldynamik ein bisschen auf den Kopf gestellt. Leider verschießen wir ihn. Dann bekommt Altona den Elfer und nutzt ihn, das ist halt der Unterschied. So ist das Spiel nunmal.“ Nach der Pause sei seine Elf „besser aus der Kabine gekommen“, befand Gürsan: „Dass ausgerechnet Mucunski nach seinem verschossenen Strafstoß den Ausgleich erzielt, hat mich für ihn gefreut.“

Mit diesem Ausgleichstreffer habe sich in der Begegnung „die Dynamik so geändert, dass wir ungeheuren Mut entfacht haben. Das Spiel hat sich verselbstständigt. Aus dieser Verselbstständigung heraus sind dann aber Räume entstanden, die nicht entstehen sollten“, gab Gürsan zu Protokoll und kam, trotz der Tatsache, dass sein Team mit leeren Händen dastand, zu dem Schluss: „Wenn wir die weiteren Spiele mit der gleichen Investment bestreiten, kann dass eine erfolgreiche Rückrunde werden.“ Auf der anderen Seite erklärte Berkan Algan abschließend: „Wir haken das Spiel genauso ab wie das gegen Dassendorf in der letzten Woche, als uns alle unnötiger Weise über den grünen Klee gelobt haben. Diesmal war das von der Willenskraft her sehr gut, von der Raumaufteilung gut, aber fußballerisch nicht gut. Süderelbe war griffig, giftig und flink. Wir haben fast jedes Mal den Ballbesitz zu leichtfertig vergeben.“

Jan Knötzsch 

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