Oberliga 02

„That's the beauty of the sport. Sometimes you laugh, sometimes you cry!“

03. März 2022, 23:11 Uhr

Felix Spranger (2. v. re.) schlägt die Hände nach dem tragischen Last-Minute-Knockout vors Gesicht. Foto: Heiden

Die wochenlange Posse des TSV Buchholz 08 fand am Donnerstagabend ihren (negativen) Höhepunkt! Zwar konnte der sportliche Showdown im Kampf um den letzten Platz in der Meisterrunde gegen den TuS Osdorf endlich steigen – und das tatsächlich auch auf dem Kunstrasenplatz am Holzweg. Aber: Das Hickhack fand noch lange kein Ende. Vielmehr sorgten die Nordheider Verantwortlichen für noch mehr Wirrwarr, Irrungen und reichlich Wirrungen mit zum Teil fadenscheinigen Erklärungs- und Begründungsversuchen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, das hieß für die Buchholzer Verantwortlichen offenbar, Zuschauer zwar hinter die Absperrungen - aber trotzdem auf die Anlage zu lassen. Foto: Heiden

Obwohl das Alles-oder-nichts-Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollte, fanden sich um die 80 Besucher auf der Anlage am Holzweg ein. Zwar hinter dem Absperrzaun – dennoch wurden die Schaulustigen am Einlass von den Ordnern offenbar durchgewunken. Buchholz-Vorstandsmitglied Simon Beecken versuchte derweil, der Presse weiszumachen, warum sie ebenfalls hinter den Zäunen Platz nehmen solle – ohne Erfolg. Die Offiziellen der Nordheider bekleckerten sich nicht nur keineswegs mit Ruhm, sondern trugen ihre Nebenkriegsschauplätze auch auf dem Rücken der Mannschaft aus. Diese konnte nichts für das ganze Tohuwabohu – und war heiß, den letzten Platz in der Oberliga-Meisterrunde für sich zu beanspruchen. Ein Punkt hätte bereits gereicht.

"Natürlich tut das brutal weh!"

„That's the beauty of the sport. Sometimes you laugh, sometimes you cry“, kam Philipp Obloch nach dem Last-Second-Drama (alle Highlights im LIVE-Ticker) ein berühmtes Zitat von Pep Guardiola in den Sinn. Der Osdorf-Trainer machte auch keinen Hehl aus seiner Gefühlswelt: „Natürlich schmerzt das und tut brutal weh! Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde.“ Die Gäste vom Blomkamp schienen bereits mit anderthalb Beinen in der Meisterrunde zu stehen, als die letzten Sekunden der dreiminütigen Nachspielzeit anbrachen. Milaim Buzhala tankte sich auf dem linken Flügel ganz stark durch und flankte auf den zweiten Pfosten, wo kein Osdorfer den eingerückten Luca Wiechers auf dem Zettel hatte. Der Buchholzer riskierte Kopf und Kragen, ging entschlossen in die Hereingabe rein – und krachte dabei mit TuS-Torsteher Nick Schmidt zusammen. Der Kopfball schlug unter unbändigem Jubel der Nordheider unter der Latte ein – 2:2 (90. +3)!

Wiechers weiß von nichts

Kevin Trapp (li.) im Duell mit Jakob Schulz. Foto: Heiden

Welch ein Finish! Doch sowohl Wiechers als auch Schmidt blieben liegen, die Buchholzer Jubeltraube deutete sofort an, dass der umjubelte Schütze ärztliche Versorgung benötigen würde. Dem Vernehmen nach konnte er sich nicht mehr an die Situation erinnern und musste nach dem Ende sogar mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Von dieser Stelle: Die allerbesten Genesungswünsche! Nach längerer Unterbrechung und den Hoffnungen der Obloch-Mannen, dass Schiedsrichter Adrian Höhns (TuS Dassendorf) eventuell ein vorangegangenes Foulspiel ahnden würde, deutete der Unparteiische mit einem lauten Pfiff jedoch zur Mittellinie – und zeigte an: Tor! Ein unglaubliches Ende eines turbulenten Matches, in dem der Referee leider eine Hauptrolle einnahm.

"In meinen Augen ein glasklarer Elfmeter!"

Kay-Fabian Adam (Mi.) hätte drei Minuten vor dem Ende einen Elfmeter für Osdorf kriegen müssen, bekam ihn aber nicht. Foto: Heiden

Bereits im Spiel beim HSV III (1:2) verwehrte Höhns den „Blomkamplern“ einen klaren Handelfmeter, am Donnerstagabend war es erneut mehr als nur strittig. Als Kay-Fabian Adam rechts in den Buchholzer Strafraum eindrang, kam Simon Keisef deutlich zu spät (87.). Der Kontakt war sogar auf der anderen Seite des Platzes zu hören. Selbst Buchholzer Spieler gestanden unmittelbar nach Spielschluss den Kontakt ein. Aber die Pfeife von Höhns blieb stumm. „Ich stehe sieben Meter weit weg – genau wie der Linienrichter und der Schiedsrichter. In meinen Augen ist das ein glasklarer Elfmeter“, stand Obloch mit seiner Meinung nicht alleine da. Sogar 08-Coach Nabil Toumi fand dazu im Anschluss offene und ehrliche Worte (siehe Video-Interview am Ende des Berichtes).

"Dann hätten wir Ruhe gehabt"

Tim Jobmann (re.) lässt sich in der Luft auch von Alexandar Mucunski nicht stoppen. Foto: Heiden

„Ich höre mir die Argumentation gerne an. Aber sie sind dicht dran, haben klare Sicht und es ist nicht neblig“, konnte sich Obloch den Nicht-Pfiff absolut nicht erklären – und dröselte die Szene aus seiner Sicht auf: „Es ist ungeschickt vom Verteidiger. Kay kommt an den Ball – und dann gibt es einen klaren Treffer. Der ist eindeutig! Insofern ist das ein Elfmeter, wäre wahrscheinlich das 3:1 gewesen – und dann hätten wir Ruhe gehabt.“ Tatsächlich wäre es die vermeintliche Vorentscheidung 180 Sekunden vor Ultimo gewesen. Doch dann kam es so, wie es fast schon kommen musste angesichts des Wirbels um das Duell im Vorfeld.

In der ersten halben Stunde habe man „durchaus gemerkt, dass wir fünf Wochen lang kein Spiel gemacht haben“, fanden die Gäste nur schleppend in die Partie – und gerieten auch in Rückstand, als Buzhala einen Ball von Fornfeist in die Maschen grätschte (30.). „Dann sind wir aber immer besser reingekommen“, befand Obloch, „und haben das Spiel gedreht“. Fünf Minuten vor der Pause war es Mehmet Eren, der einen von Yasin Aytekin an Papa Ndiaye verursachten Foulelfmeter im Nachschuss verwandelte (40.). Zunächst schwang sich Tim Burgemeister noch zum Retter auf, war gegen den zweiten Versuch aber machtlos.

"Irgendwie halbwegs frische Beine in Barmbek übermorgen"

Am Ende durften die Nordheider den Einzug in die Meisterrunde bejubeln. Sehr zum Leidwesen des TuS Osdorf. Foto: Heiden

In der 58. Spielminute feierte Mustafa Ercetin (Meiendorfer SV) sein Debüt für Osdorf – und was für eins: Nach Vorlage von Artemi Polonski schweißte Ercetin die Kugel keine sieben Minuten nach seiner Einwechslung aus 13 Metern unter die Latte – 1:2 (65.)! Und Ercetin war es auch, der in Minute 77 den Deckel hätte draufmachen können, als er ein unnachahmliches Solo startete, aber aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Burmeister hängenblieb. „Dass es nach dem zuvor nicht gegebenen Elfmeter jetzt auf diese Art und Weise – mit dem Knockout – in der 93. Minute endet, das ist…“, suchte Obloch, der ohne den noch von Corona beeinträchtigten Top-Torjäger Jeremy Wachter auskommen musste, nach den richtigen Worten.

„Jetzt müssen wir mal gucken, wie wir die Jungs aufgerichtet bekommen, denn übermorgen spielen wir Abstiegsrunde“, ist der Spielplan schon fast pervers. „Wir trainieren morgen. Mal gucken, was wir da machen. Aber wir müssen die Jungs mal zusammenholen. Und dann müssen wir irgendwie halbwegs frische Beine in Barmbek auf den Platz kriegen. Glücklicherweise habe ich noch 24 Stunden Zeit, mir Gedanken darüber zu machen...“

Was Nabil Toumi zu dem unglaublichen Ende und dem Entscheidungsspiel um die Meisterrunde zu sagen hatte, seht ihr im folgenden Video-Interview:

Autor: Dennis Kormanjos