Oberliga-Abstiegsrunde

Tornesch trotzt Rot: Union-Überflieger feiern bei harmlosen Barmbekern!

11. März 2022, 22:55 Uhr

Auch der Ex-Barmbeker Chris Heuermann (li.) trug seinen Anteil zum Tornesch-Triumph bei und bejubelte den Sieg dementsprechend. Foto: noveski.com

Ideenlos fand er sein Team nicht, entgegnete Jan Haimerl auf Nachfrage. „Was uns einfach so ein bisschen gefehlt hat, war die körperliche Präsenz, im Zentrum voll da zu sein. Tornesch hat das da auch gut zugestellt“, befand der Trainer des HSV Barmbek-Uhlenhorst – und übte sich in Mutmaßungen: „Ich glaube, wenn das 1:2 nicht gefallen wäre, dann hätten wir weiterhin unsere Chancen gehabt.“ Stattdessen fehlte BU „die Zielstrebigkeit im letzten Drittel – der Luckypunch. Wir waren teilweise zu ungefährlich vorne.“

Was auch immer Malte Leskien (li.) da vorhat: Unglücklich "wischt" er am von Winckelmann-Freistoß vorbei - 0:1. Foto: noveski.com

Damit brachte es der Chefcoach der Barmbeker eigentlich auf den Punkt. Denn: Chancen gab es für die Hausherren so gut wie gar keine! Und das, obwohl man in der Schlussphase sogar in Überzahl agieren durfte, nachdem Unions Philipp Werning nach einem Zusammentreffen mit Jonas Wesemann zur großen Verwunderung die Rote Karte sah (74.). Eine völlig überzogene Entscheidung des Unparteiischen Florian Schwarze (MSV Hamburg)! Statt einer Drangphase der Barmbeker auf den Ausgleich, setzte Tornesch in der Schlussminute den bereits erwähnten Luckypunch: Nach einem langen Abschlag von FCU-Torsteher Norman Baese ließ sich Yannik Lux von Adrian Ghadimi düpieren – 3:1 für die Gäste!

Leskien patzt, Tornesch führt

Die Freude bei Morris von Winckelmann (li.) nach dem frühen Führungstor war groß. Foto: noveski.com

„In der Hinrunde hätten wir dieses Spiel vermutlich verloren, weil wir das Quäntchen Glück nicht hatten. Das haben wir momentan“, bilanzierte Tornesch-Trainer Thorben Reibe, der mit seinem Team einen wahren Traumstart erwischte – begünstigt von BU-Keeper Malte Leskien. Nicht mal 240 Sekunden waren an der Dieselstraße vorüber, als Morris von Winckelmann einen ruhenden Ball von der Seitenauslinie vors Tor schlug. Der harmlos anmutende Ball schlug im langen Eck ein, weil Leskien gänzlich danebengriff (4.). „Danach haben wir ein bisschen um ein Gegentor gebettelt“, sprach Reibe auf eine kurze Druckphase der Hausherren an. Doch die verpuffte schnell.

"BU war zwar spielerisch überlegen, hatte aber eine Torchance"

Mit Entschlossenheit und Wucht markiert Marcel Perz (li.) den BU-Ausgleich, der allerdings nur kurz Bestand hat. Foto: noveski.com

Aber: „Es war schwierig für uns, wie wir dann agieren sollten. Ich wusste es auch selbst nicht“, gab er unumwunden zu. „Ich fand BU zwar spielerisch leicht überlegen, aber die hatten eine Torchance. Deshalb hatte ich nicht das Gefühl, dass wir irgendwas großartig ändern müssen.“ Dennoch kamen die Haimerl-Schützlinge gut 20 Minuten vor Ultimo zum Ausgleich. Ein Chip-Ball aus dem Zentrum hebelte die Kette der Unioner aus. Gerret Grage brachte das Leder von der Grundlinie scharf vor den Kasten, wo Tornesch das Spielgerät nicht ausreichen geklärt bekam. Marcel Perz schlug noch einen Haken und nagelte die Kugel aus zehn Metern unter die Latte (71.)!

BU moniert Abseits - zu Unrecht

Nach seinem Treffer zum 1:1 kannte der Jubel bei Perz (Mi.) keine Grenzen mehr. Foto: noveski.com

„In der zweiten Halbzeit war es ja bis auf ein paar Konter ein Spiel auf ein Tor“, hatte Haimerl seine ganz eigene Sicht der Dinge. „Wir haben sehr hart für den Ausgleich gearbeitet. Und dann fängst du dir direkt danach das 1:2 ein. Die Jungs sagen, das war Abseits. Danach wurden die Beine natürlich noch schwerer.“ Von einer Abseitsposition konnte allerdings überhaupt keine Rede sein, als Wesemann den Ball nach dem unmittelbaren Anstoß der Reibe-Rackerer wieder hergab und Maik Stahnke genau im richtigen Moment durchsteckte. Gleich drei (!) Barmbeker hoben das Abseits auf – und Ghadimi vollendete mit Hilfe des rechten Innenpfostens zur prompten Antwort. 1:2 (72.)!

"Das Glück haben wir uns erarbeitet"

Philipp Werning (Mi.) schlägt die Hände vors Gesicht und kann es kaum glauben, als ihm Referee Schwarze den roten Karton zeigt. Foto: noveski.com

„Wir haben uns nach dem Ausgleich gesagt, dass wir weiter sofort vorne draufgehen“, verriet Reibe anschließend. „In der Hinrunde haben wir nach einem Gegentor oft die Köpfe hängen lassen. Da hätten wir auf jeden Fall noch einen Gegentreffer bekommen. Deswegen haben wir uns gesagt, direkt weiterzumachen. Das Glück haben wir uns erarbeitet.“ Nicht unbedingt mit dem Glück im Bunde waren die Unioner bei der Roten Karte gegen Werning: „Er kommt einen Tick zu spät, aber es war nicht mal eine richtige Grätsche. Da kann man Gelb geben, weil er ihn trifft. Aber Rot fand ich völlig überzogen! Auf der anderen Seite hat uns das nochmal gepusht. Es war mehr Stimmung auf dem Platz“, konstatierte Reibe. Sein Fazit: „Wir waren insgesamt aktiver. Von daher ist es unterm Strich auch ein verdienter Sieg.“

"Es hilft ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken"

Der Schlusspunkt: Doppeltorschütze Adrian Ghadimi (li.) lässt sich nach seinem Treffer zum 3:1-Endstand in der Schlussminute von den Teamkollegen feiern. Foto: noveski.com

Sein Gegenüber gab unterdessen zu Protokoll: „Im Grunde fängst du dir nach vier Minuten durch einen Torwartfehler eine Kirsche. Und dann haben wir ein paar Minuten gebraucht, um ein bisschen mehr Zugriff zu bekommen. Wir hatten relativ viel Ballbesitz, uns haben aber die Anspielstationen im Zentrum gefehlt.“ Zum Gegner meinte Haimerl: „Das ist eine Mannschaft, die schwer auszurechnen ist und da ‚draußen‘ ihr Ding macht. Sie leben vom Spirit.“

Nach der zweiten Niederlage im zweiten Abstiegsrundenspiel wird der Druck auf BU größer. „Es war klar, dass uns jedes Wochenende ein Halbfinale bevorsteht. Es hilft ja nichts, bei noch acht offenen Spielen den Kopf in den Sand zu stecken. Wir müssen gucken, dass wir Freitagabend gegen Rugenbergen punkten. Egal wie – Hauptsache wir holen den Dreier! Aber das Wochenende ist gelaufen. Das nimmt uns definitiv mit“, machte er keinen Hehl daraus, dass die Niederlage wehtat. Sehr weh sogar. Denn Tornesch ist dadurch im Tableau an den Barmbekern vorbeigezogen…

Autor: Dennis Kormanjos

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