Trotz Jatta-Blitz-Tor und 55-minütiger Überzahl: „Unsere Schuld, unsere Fehler, keine andere Baustelle!“

„Maximal beschissen!“ - „Rothöschen“ kassieren in Überzahl „gefühlte Niederlage“

31. März 2018, 17:04 Uhr

Der Treffer von Bakery Jatta (li.) nach einer Minute reichte nicht zum Sieg für die U21 des HSV - trotz langer Überzahl. Foto: KBS-Picture.de

Bereits vier Minuten vor dem regulären Ende machte Leon Mundhenk seinem Unmut mit einem lautstarken Frustschrei Luft. Als die Partie zwischen der U21 vom HSV und dem Bundesliga-Nachwuchs von Hannover 96 schließlich beendet war, schimpfte der Außenverteidiger des Tabellenführers beim Verlassen des Platzes: „Das reicht einfach nicht! Das ist schlecht sowas!“ Der Grund für Mundhenks Enttäuschung: Seine „Rothöschen“ verspielten – trotz 55-minütiger Überzahl – wieder zwei Punkte im Titelkampf!

Es waren die alles entscheidenden Sekunden des Spiels. In einer Drei-gegen-Eins-Situation hatten die Hamburger die ganz große Chance, die Partie mit dem zweiten Tor zu entscheiden. Doch Arianit Ferati, Mats Köhlert, der viel zu früh und vor allem zu ungenau abspielte, und Törles Knöll konnten den Konter nicht zum krönenden Abschluss bringen. Letztgenannter setzte den Ball links am Pfosten vorbei und seine Torkrise fort. Im direkten Gegenzug enteilte Valmir Sulejmani auf der rechten Seite dem für Young-Jae Seo eingewechselten Jonas Behounek – und auf einmal hieß es 1:1 (81.)! „Wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen. Das haben nur wir zu verantworten“, wollte Verteidiger Henrik Giese gar nicht erst nach Entschuldigungen suchen. „Wir waren in Überzahl, hatten diverse Kontersituationen – und passen hinten einmal nicht auf. Jeder dachte, der andere macht’s schon – und genau das ist nicht eingetreten“, fügte er an und fasste den doppelten Punktverlust als „maximal beschissen“ treffend zusammen.

Jatta trifft nach 60 Sekunden, Hübers fliegt

Ab der 36. Minute musste der Gast nach einer Notbremse von Timo Hübers (re.) in Unterzahl agieren. Foto: KBS-Picture.de

Dass die Weiß-Elf am Ende nur mit einem mageren Zähler dastehen würde, war anfangs überhaupt nicht abzusehen. Im Gegenteil. Es waren noch keine 60 Sekunden vorüber, als Moritz Broni Kwarteng links am Strafraumeck Bakery Jatta in Szene setzte. Dieser schlenzte das Spielgerät aus 15 Metern herrlich unter die Latte – 1:0 (1.)! Ein Traumstart. Einer, der dem Primus nach der mageren Nullnummer gegen Drochtersen eigentlich wieder etwas mehr Sicherheit und Selbstvertrauen geben sollte. Doch das war nicht der Fall. Stattdessen verfiel die Heim-Equipe in den Verwaltungsmodus und machte den Gegner wieder stark – bis zur 36. Minute, als Frank Ronstadt nach einem Ferati-Fehlpass nachsetzte, den Ball zurückeroberte und von Timo Hübers als letztem Mann zu Boden gerissen wurde. Rot für den Hannoveraner und Freistoß direkt am Strafraum für die Gastgeber! Ferati lief an – doch Marlon Sündermann lenkte die Kugel mit den Fingerkuppen an den Pfosten.

„Wir haben Lösungen, treffen aber häufig falsche Entscheidungen“

In der Folge konnte der Spitzenreiter aus der Überzahl aber kein Kapital mehr schlagen. Man kontrollierte zwar das Geschehen, es fehlte aber an der Zielstrebigkeit und Klarheit vor dem gegnerischen Gehäuse. „Vier Spiele in 13 Tagen merkt man ganz einfach. Egal, ob du wechselst oder nicht. Das ist nicht nur eine physische, sondern auch eine geistige Belastung. Da fehlen dann mal ein paar Prozente. Aber gegen zehn Mann ist die Belastung eben nicht so hoch. Da muss man einfach ein bisschen mehr reinhauen. Das haben wir nicht gemacht“, befand Giese und fügte an: „Unsere Schuld, unser Fehler und keine andere Baustelle! Wir müssen es schlichtweg besser machen.“ Und weiter: „Wir haben Lösungen, aber wir treffen häufig – zumindest in den letzten zwei Spielen – nicht die richtigen Entscheidungen.“

„Nicht ‚verloren‘, weil wir uns totgewechselt haben, sondern weil wir zu blöd waren“

HSV II-Torjäger Törles Knöll (li.) hatte die letzte große Chance auf den Sieg, wirkte aber im Abschluss erneut glücklos. Foto: KBS-Picture.de

Auch die vielen Wechsel aufgrund einiger Abstellungen zu den Profis – Stephan Ambrosius, Matti Steinmann und Mohamed Gouaida gehörten bei den Profis der Startelf in Stuttgart an – wollte Giese in kleinster Weise als Ausrede gelten lassen. „Das ist seit Saisonbeginn der Fall, dass welche noch und runter gehen. So ist das in der U21. Das ist genau das, was der Verein will und was die Spieler ja auch wollen. Jeder Spieler ist so gut, dass da kein Qualitätsverlust entsteht. Und das Spiel haben wir nicht ‚verloren‘, weil wir uns totgewechselt haben. Das haben wir ‚verloren‘, weil wir zu blöd waren, das Ding zu verteidigen oder das Zweite nachzulegen“, fühlte sich das Remis auch für Giese wie eine Niederlage an. Dennoch blickt er positiv gestimmt in die nahe Zukunft. „Wir haben jetzt nach langer Zeit mal wieder eine ganze Trainingswoche. Aber erstmal gilt es, die Köpfe freizukriegen und Ostern ein wenig zu entspannen.“


Was beide Trainer zu dem Spiel zu sagen hatten und was HSV II-Coach Steffen Weiß von seiner Mannschaft einfordert - hier im Video:

Autor: Dennis Kormanjos