Trotz-Packung – Süderelbe erntet Lob, Richter mit starken Worten!

„Stelle mir auch die Frage, was ich falsch mache?“

14. November 2014, 23:36 Uhr

BU-"Capitano" Jon Hoeft (li.) sorgte für den Endstand am Kiesbarg. Foto zum Spiel: noveski.com!

Das nackte Ergebnis spricht eigentlich Bände – doch selbst BU-Siegtrainer Frank Pieper fand nach dem 5:1-Auswärtserfolg beim FC Süderelbe nur lobende Worte für den Gegner: „Es hört sich deutlich an, aber Süderelbe war richtig gut! Sie haben sich bis zum Schluss gewehrt, immer ihre Chance gesucht und waren wahnsinnig mutig – das war schon beeindruckend. Von den Teams aus der unteren Tabellenregion waren sie definitiv der stärkste Gegner!“ Worte, die sicherlich guttun, aber dem FCS in der momentanen Situation nicht unbedingt weiterhelfen: seit neun Partien wartet der so furios in die Saison gestartete Neuling auf einen Sieg – sieben Partien gingen sogar verloren.

In imposanter Manier stellte sich Jean-Pierre Richter nach dem Spiel und nahm dabei auch sich selbst in die Pflicht: „Wenn du nach der Pause innerhalb von acht Minuten drei Gegentore kriegst, muss ich mir auch eine gewisse Schuld geben und die Frage stellen: was habe ich falsch gemacht?“ Starke Worte! Allerdings sollte man auch nicht vergessen, wo die „Kiesbargler“ herkommen und welch eine junge Truppe man beisammen hat. „Wir befinden uns momentan in einem Loch. Nach der langen Saison mit den beiden Relegationsspielen herrscht aktuell ein Stück weit Leere in uns allen“, so Richter. Und in der aktuellen Negativspirale passt es natürlich auch wie die Faust aufs Auge, dass man bereits nach nicht einmal 120 Sekunden auf die Verliererstraße gerät und dazu noch seinen Torhüter verliert.

Felix Schuhmann leistete sich einen Fehlpass in der Vorwärtsbewegung, Achraf Ouro-Gnaou legte mit Überblick quer für Ivan Sa Borges Dju, der sich das Leder etwas zu weit vorlegte – den Ball allerdings doch noch knapp vor Dennis Lohmann über die Linie spitzelte (2.)! Für Lohmann endete der Ausflug mit einer klaffenden Platzwunde, einer Gehirnerschütterung und anschließendem Krankenhaus-Aufenthalt – das Knie des Torschützen traf den Keeper so ungünstig, dass er sogar kurzzeitig benommen liegen blieb. Die besten Genesungswünsche!

Drei Buden binnen vier Minuten

Ein denkbar ungünstiger Auftakt für die eh schon gebeutelten Hausherren, die Mitte des ersten Durchgangs einen weiteren Rückschlag hinnehmen mussten: nach einem Standard schien die Situation bereits bereinigt, ehe Niklas Müller-Leitloff den zweiten Ball nochmal in den Rücken der Abwehr brachte und Achraf Ouro-Gnaou plötzlich völlig blank vor Lohmann-Ersatz Nicolas Sethmacher auftauchte und keine Mühe mehr hatte (25.)! Es folgte der komplette Blackout zu Beginn des zweiten Durchgangs, als zunächst Sa Borges Dju über halblinks seinen Gegenspieler stehen ließ und die Kugel an den Pfosten beförderte – den Abpraller nahm Adrian Sousa aus rund 14 Metern volley, 3:0 (50.)! Keine zwei Zeigerumdrehungen darauf bediente Sousa von links seinen Sturmpartner Sa Borges Dju, der mit der Innenseite einschob (52.)! Und schließlich vernaschte Jon Hoeft die komplette Defensivabteilung Süderelbes und schloss sein tolles Solo zum 5:0 ab (58.)!

„Mehr geht wirklich nicht!“

Anschließend nahmen die Gäste einen Gang vom Gaspedal und ermöglichten den Richter-Mannen damit noch den Ehrentreffer durch Tolga Tüter, der nach feinem Keisef-Zuspiel sein erstes Tor im FCS-Dress erzielte (63.)! „Wir hatten eine sehr gute Chancenauswertung, waren sehr effektiv und gnadenlos vor dem Tor“, konstatierte Pieper, dessen Team den Antrag stellen sollte, nur noch am Freitagabend zu spielen: dreimal war dies bislang der Fall – dreimal verließ man den Platz als Sieger und das mit einem Torverhältnis von 16:2! „Wenn man bedenkt, dass wir im Aufstiegsjahr gerne den Antrag gestellt hätten, nie wieder am Freitagabend zu spielen, ist das kaum mehr zu toppen – mehr geht wirklich nicht!“

„Befanden uns im Selbstzerstörungsmodus“

In Süderelbe muss man hingegen weiter auf den so lang herbeigesehnten Befreiungsschlag warten: „Wenn wir nicht 1:5 verloren hätten, müsste ich der Mannschaft fast ein Kompliment aussprechen. Aber zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir uns im Selbstzerstörungsmodus präsentiert. Das frühe Gegentor war natürlich in doppelter Hinsicht ein Nackenschlag, beim 0:2 haben wir nicht oberligatauglich verteidigt und der dritte Gegentreffer nach der Pause war der endgültige Knockout“, bilanzierte Richter und fügte abschließend an: „Nach dem Hype zu Saisonbeginn wurden wir schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Erschreckend ist nicht, wie wir spielen, sondern was für Fehler wir machen. Auch ich stelle mich der Frage und der Verantwortung. Mittlerweile hat sich eine Blockade aufgebaut und wir stehen uns selbst im Weg. Die Oberliga ist halt kein Geschenk, das muss der gesamte Kader verstehen. Jetzt müssen wir uns mit aller Macht dagegen stemmen und mit viel, viel Leidenschaft die Fahne wieder hochhalten.“ Große Worte!

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