Ungeschickt: Norderstedt gibt Sieg aus der Hand!

Besser gespielt, doch trotzdem kein Dreier gegen Oldenburg

06. November 2016, 20:39 Uhr

Zu wenig: Der Kopfballtreffer zum 2:1 durch Hamajak Bojadgian (Zweiter v. re.) reichte Norderstedt nicht zum Sieg. Foto: noveski.com

Im Edmund-Plambeck-Stadion gab es für die rund 525 Zuschauer ein tolles Fussballspiel zu sehen, in dem vor allem die Hausherren von Eintracht Norderstedt überzeugten. Doch der erste Sieg unter dem neuen Trainer Dirk Heyne sollte auch diesmal nicht herausspringen. Trotz dominanter Leistung und zweifacher Führung über 90 Minuten schafften es die Gastgeber gegen den VfB nicht, den Sieg über die Zeit zu bringen. Durch ungeschicktes Zweikampfverhalten machten sich die Norderstedter das Spiel dann selber schwer und kamen nicht über ein 2:2 gegen den Tabellenfünften hinaus.

Nach einer kurzen Phase des Abtastens zu Beginn des Spiels übernahmen die Norderstedter das Kommando und attackierten die Oldenburger Defensive schon früh. Damit schienen die Oldenburger nicht gerechnet zu haben und wirkten vor allem im Spielaufbau sehr unsicher. Durch viele Ballgewinne kam die Eintracht immer besser ins Spiel, doch schaffte es vorerst nicht, aus den Ballverlusten der Oldenburger Profit zu schlagen. Die Gäste kamen nach diesem kurzem Schockzustand dann besser in die Partie, versuchten jedoch weiterhin, durch zu viele lange Bälle die Offensive in Aktion zu bringen. 

Eintrachts Traumduo schlägt zu

Sieger im Kopfballduell: Norderstedts Jordan Brown setzt sich gegen den Oldenburger Thorsten Tönnies (verdeckt) durch. Foto: noveski.com

Um die Oldenburger nicht noch besser ins Spiel kommen zu lassen, schafften es die Männer von Trainer Dirk Heyne zu einem sehr wichtigen und psychologisch guten Zeitpunkt, die Führung zu erzielen. Nachdem Marin Mandic sich in der Defensive zuerst gut durchsetzte und den Ball nach vorne weiterleitete, war vor allem der formstarke Linus Meyer der entscheidende Akteur zur Führung. An der Strafraumgrenze tanzte Meyer drei Oldenburger Akteure aus, zog in den Sechzehner herein und legte quer auf Jordan Brown, der die Kugel nur noch ins leere Tor einschieben musste. 


Brown und Meyer waren bis dahin die auffälligsten Akteuere, die den Oldenburgern viele Schwierigkeiten bereiteten. Nach der Führung war Norderstedt wieder die Mannschaft, die das Tempo bestimmte und vor allem in der Defensive sicherer als in den letzten Spielen stand. In der 37. Minute verwehrte Schiedsrichter Simon Rott dann sogar noch einen Elfmeter: Meyer wurde von Oldenburgs Innenverteidiger Joshua Adomako zu Boden geschubst, doch der Schiedsrichter ahndete dieses Vergehen nicht. „In der ersten Halbzeit hatte das Spiel ein bisschen Testspielcharakter für uns. Da war keiner so richtig in den Zweikämpfen oder überhaupt im Wettkampfmodus. Wir haben dann zur Halbzeit Glück, dass wir nur mit 0:1 zurückliegen“, gab Oldenburgs Trainer Dietmar Hirsch zu. 

Abgefälschter Schuss zum Ausgleich

Kopf gegen Knie: Norderstedts Hamajak Bojadgian und der Oldenburger Joshua Adomako (vo.) gehen mit unterschiedlichen Methoden zum Ball. Foto: noveski.com

Nach dem Seitenwechsel ging das Spiel erstmal weiterhin in eine Richtung – und die Hausherren überzeugten immer wieder durch gute Vorstöße, die allerdings nicht den gewünschten Weg ins Tor fanden. So waren es kurz nach der Halbzeit Laurynas Kulikas und Meyer, die mit einem einfachen Doppelpass die gesamte Abwehr aushebeln konnten, doch Thorsten Tönnies konnte Kulikas Schuss noch auf der Linie klären, nachdem der Ball schon an Oldenburgs Schlussmann Jannik Wetzel vorbeisegelt war. 


Da die Eintracht ihre Gelegenheiten nicht nutzte, kam es, wie es kommen musste: Mit der ersten richtigen Chance aus dem Spiel heraus konnten die Oldenburger den Ausgleich erzielen. Nachdem Norderstedts Defensive den Ball nicht richtig klären konnte, schnappte sich Oldenburgs Christopher Kramer den Ball und zog aus 18 Metern ab. In der Mitte stand Frederik Lach, der dem Ball die entscheidene Richtungsänderung mitgeben konnte, so dass der Ball im Netz landete. Oldenburg war damit wieder im Spiel, doch Norderstedt investierte mehr und blieb auch nach dem Ausgleich das bessere Team.

Nachdem es in der 67. Minute mit einem Freistoß von Philipp Koch auf Hamajak Bojadgians Kopf nicht klappte und Oldenburgs Torhüter Wetzel parierte, versuchten es die beiden Norderstedter nur neun Minuten später mit einer Co-Produktion noch einmal: Eine Ecke von Koch fand wieder den in der Mitte stehenden Bojadgians, der sich hochschraubte und den Ball wie aus dem Lehrbuch unten links zum 2:1 einköpfte.

VfB-Coach Hirsch "Norderstedt hat das richtig gut gemacht!"

Nachdenklicher Coach: Einen Eintracht-Sieg unter Dirk Heyne gab es bislang immer noch nicht. Foto: noveski.com

Diesmal hielt die Führung allerdings nicht lange. Nach einer guten Umschaltbewegung der Oldenburger konnte Daniel Franziskus in den Strafraum hereinziehen, wo sich David Karg Lara im Zweikampf nur noch mit einem kleinen Schubser zu helfen wusste – Elfmeter! Franziskus nahm das Heft selbst in die Hand und konnte den Strafstoß souverän im rechten unteren Eck unterbringen. Für Norderstedt der sehr bittere Ausgleich, denn gerade in der Schlussphase blühte die Offensive nochmal so richtig auf. 

„Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Mehr war für uns nicht drin", konstatierte Gästetrainer Hirsch nach der Partie, „wir haben bei weitem nicht das gezeigt, was wir in den letzten drei Spielen geboten haben." Zumindest in der zweiten Hälfte, so attestierte Hirsch „war ein bisschen mehr Leben drin!“ Mit der Leistung, die sein Team abrief, war der Ex-Bundesligaspieler aber nicht zufrieden: „Wenn wir das gezeigt hätten, was wir in den letzten Spielen gezeigt haben, hätten wir das Spiel mit Sicherheit gewonnen.“ An Lob für den Gegner fehlte es den Gästen aber auch nicht. „Norderstedt hat das richtig gut gemacht. Die haben mit sehr viel Leidenschaft und Engagement gespielt. Mehr als ein Punkt wäre für uns auch einfach nicht verdient gewesen“, sagte Hirsch.

Dessen Gegenüber wusste, dass mehr dring gewesen war. „Natürlich bin ich mit der Leistung zufrieden. Wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben“, bilanzierte Dirk Heyne. „Wir wussten um die Stärke bestimmter Spieler bei den Oldenburgern und haben sehr diszipliniert gespielt“, erläuterte der Eintracht-Übungsleiter, der sich jedoch über die bitteren Gegentreffer ärgerte: „Was das für Tore waren: ein abgefälschter Schuss und ein total blöder Elfmeter...“ 







Autor: Leon Schulz