Vedat war's: Düzgüners Treffer bringt Süderelbe den Sieg

Gastgeber behaupten sich im „Abstiegs-Fight“ gegen HR mit 2:1

22. April 2017, 00:40 Uhr

Den Torschützen huckepack genommen: Blerim Murtezani trägt Vedat Düzgüner. Archivfoto: noveski.com

Für die SV Halstenbek-Rellingen wird die Luft im Abstiegskampf der Oberliga immer dünner. Im Gastspiel beim FC Süderelbe, dem direkten Konkurrenten im Rennen um den Klassenerhalt, unterlag die Mannschaft von Coach Heiko Barthel am Kiesbarg mit 1:2. Nachdem beide Mannschaften vor allem in der ersten Halbzeit größtenteils taktisches Geplänkel betrieben, gewann das Spiel nach Wiederbeginn und vor allem in der finalen Phase immer mehr an Fahrt. Trotz des Erfolges beschied FCS-Coach Markus Walek, dass seine Mannschaft „noch keinen entscheidenden Schritt gemacht habe“, während HR-Trainer Heiko Barthel zwar um den Ernst der Lage weiß, aber klipp und klar sagt: „Ich werde jetzt bestimmt nicht die weiße Fahne hissen.“ 

Am Ende standen sie ganz einträchtig nebeneinander. Heiko Barthel, der Trainer der SV Halstenbek-Rellingen hatte Sekunden vor dem Ende seine Coaching-Zone verlassen, und war auf Markus Walek, sein Pendant auf Seiten des FC Süderelbe, zugegangen. Barthel hielt Walek die Hand hin, um abzuklatschen. „Glückwunsch, das war's...“, raunte er seinem Trainerkollegen zu. Walek schlug zwar ein, traute dem sprichwörtlichen Braten aber noch nicht: „Noch ist das Spiel nicht vorbei“, erwiderte der FCS-Übungsleiter. In diesem Moment hatte er recht, doch einige Augenblicke später sollte sich auch Barthel bestätigt sehen: sein Glückwunsch war zwar etwas früh gekommen, aber beim Richtigen gelandet. Denn als Referee Daniel Gawron (TuS Osdorf) die Partie am Kiesbarg nach vierminütiger Nachspielzeit abpfiff, stand ein 2:1 für die Gastgeber zu Buche.

In der Schlussphase lassen beide Teams Chancen liegen

Tim Jeske und seine Teamkollegen von HR hatten in der Nachspielzeit kein Glück im Abschluss. Archivfoto: KBS-Picture

„Das Spiel hätte auch 5:1 für Süderelbe ausgehen können“, erklärte Barthel im Nachgang der Partie, um direkt anzufügen: „Aber das Ergebnis hätte auch 2:2 lauten können.“ Klingt komisch, aber damit hatte der HR-Übungsleiter vollkommen recht. Denn die Schlussphase dieses „Sechs-Punkte-Spiels“ zwischen Süderelbe auf dem ersten Nichtabstiegs- und HR auf dem ersten Abstiegsplatz hatte es in sich: In der 81. Minute – es stand bereits 2:1 für den FCS – prüfte der frisch eingewechselte Ümit Karakaya Süderelbes Keeper Dennis Lohmann, der zur Ecke abwehrte. Vier Minten später dann spielte Samuel Louca den Ball klug nach rechts auf Mehdi Jaoudat, der die Kugel in den Strafraum flankte, wo Klaas Kohpeiß in bester Schussposition an die Kugel kam, aber das zweifelhafte Kuntstsück fertig brachte, den Ball am Kasten vorbei zu schießen. Wiederum nur zwei Zeigerumdrehungen später legte Vedat Düzgüner links auf Kohpeiß ab, der Richtung Tor marschierte. HR-Keeper Mirko Oest eilte aus seinem Kasten und dem Sechzehner. Beim Versuch, Kohpeiß zu stoppen, berührte er diesen.

Doch Kohpeiß ließ sich nicht fallen, sondern lief weiter. Aus spitzem Winkel jedoch ging sein anschließender Schuss dann am langen Pfosten vorbei. Schluss war damit noch immer nicht – und der FCS drängte weiter auf den dritten Treffer. In der 91. Minute war es Düzgüner, der frei auf Oest zulief, aber scheiterte. Und beinahe hätte sich die inkonsequente Chancenauswertung des FCS noch gerächt. Aber eben nur beinahe. Denn: Als Fabian Rußbüldt in der 93. Minute abzog, klärte Erdinc Güner für die Hausherren auf der Linie und noch in der gleichen Minute wurde auch der Schuss von Tim Jeske, den der Blondschopf von der rechten Seite des Strafraums aus abgegeben hatte, geblockt. Erst danach führte Referee Gawron seine Pfeife zum finalen Pfiff an den Mund und Heiko Barthel und Markus Walek, die sich an der Seitenlinie herzlich umarmten (Barthel: „Wir kämpfen mit unseren Mannschaften beide gegen den Abstieg, wir sitzen also im gleichen Boot. Warum soll ich Probleme mit ihm haben? Er hat genau so gezittert wie ich“), hatten Gewissheit.

Walek: „Das Ergebnis ist uns egal, nur der Sieg zählt“

Mehdi Jaoudat war zum 1:0 für den FC Süderelbe erfolgreich. Archivfoto: noveski.com

Begonnen hatte die Begegnung mit einem Pfostentreffer für Süderelbe, als Jaoudats Freistoß aus 18 Metern ans Aluminium krachte (15.). Danach tat sich auf beiden Seiten in den Strafräumen wenig. Bis zur 33. Minute: Kohpeiß kam im Strafraum der Gäste an den Ball, die Hintermannschaft wirkte unorganisiert, Keeper Oest tauchte zu früh ab, der Ball landete bei Jaoudat – und zappelte nach dessen Schuss in den Maschen. Kurz vorm Seitenwechsel probierte sich dann Jeske für HR – erfolglos (35.). Nach Wiederbeginn scheiterte zunächst Düzgüner an Oest (49.), doch elf Zeigerumdrehungen später erhöhten die Kiesbarg-Kicker auf 2:0: Düzgüner kam am rechten Strafraumeck an den Ball, zögerte nicht lange und hämmerte das Leder ins Netz. Immerhin: HR kam nur fünf Minuten später zum Ausgleichstreffer. Das aber unter freundlicher Mithilfe der Platzherren: Niklas Sieberts Freistoß aus dem rechten Halbfeld segelte in den Strafraum, wo der eingewechselte Frederic Ernst lauerte. Doch nicht er, sondern FCS-Akteur Max Hartmann berührte den Ball zuletzt und lenkte ihn ins eigene Tor.

„Mit dem Eigentor bringen wir HR wieder ins Spiel“, ärgerte sich Süderelbes Übungsleiter Markus Walek nach dem Spiel, „danach hatten wir genügend Chancen, das Spiel zu entscheiden. Aber auch HR war bis zuletzt gefährlich. Das war ein riesiger Abstiegs-Fight von beiden Seiten. Beide Mannschaften haben alles probiert und investiert.“ Und noch bevor Walek seine Schützlinge lobte, fand er auch für den Kontrahenten positive Worte: „HR hat ein tolles Spiel geboten, vor allem in der ersten Halbzeit haben sie das taktisch gut gemacht. Aber wir wussten, dass sie so kompakt stehen würden.“ Und auch, wenn sich seine Mannschaft mit den gut stehenden Halstenbekern anfangs schwer tat, „haben wir in der ersten Halbzeit das durchgesetzt, was wir uns vorgenommen haben: Wir wollten auch kompakt stehen und das erste Tor des Spiels machen“, so Walek. Gesagt, getan – und am Ende drei Punkte daraus gemacht. „Mit der Ausbeute sind wir natürlich zufrieden. Das Ergebnis war uns egal, der Sieg zählt“, konstatierte Walek.

Barthel: „ich werde jetzt bestimmt nicht die weiße Fahne hissen“

Für Heiko Barthel und HR wird es im Kampf um den Klassenerhalt immer enger. Archivfoto: noveski.com

Ansonsten aber, so der FCS-Coach weiter, „haben wir mit dem Erfolg noch keinen entscheidenden Schritt gemacht. Wir haben zwar jetzt sechs Punkte Vorsprung auf HR, aber die haben auch noch zwei Nachholspiele.“ Klar müsse HR „die auch erst einmal gewinnen, aber alles ist möglich. Sie haben ja auch Osdorf bezwungen. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Wir müssen weiterhin punkten, am besten natürlich schon gegen den Klub Kosova am nächsten Wochenende. In Sachen Abstiegskampf ist für mich noch lange nicht alles gegessen“, gab Walek nach dem Schlusspfiff zu Protokoll, während Heiko Barthel seiner Mannschaft bescheinigte: „Wir sind richtig gut ins Spiel gekommen. Dann trifft Süderelbe den Pfosten. Anschließend machen wir einen halben Fehler und liegen 0:1 hinten. Danach waren wir dann total blockiert. In der zweiten Hälfte sind wir nicht gut gestartet.“

Aber: „Nach dem 0:2 haben wir uns dann zurückgebissen. Zum Schluss ging alles Schlag auf Schlag. Wir haben hinten komplett aufgemacht. Uns war klar, dass Süderelbe zuhause kicken kann und wir ins offene Messer laufen könnten. Am Ende haben wir eben verloren“, so Barthel, für dessen Equipe es im Kampf um den Klassenerhalt trotz der Nachholspiele, die man in der Hinterhand hat, noch enger wird. „Wir haben in 28 Spielen sieben Siege geholt. Wenn man jetzt sieht, dass wir aus sechs Spielen am besten sechs Siege brauchen, weiß man: Es wird nicht einfacher. Zumal auch die anderen Teams, die unten drin stehen, punkten werden. Fürs Schönspielen kriegst du nichts, uns helfen nur Punkte. Aber wir ich werde jetzt ganz bestimmt nicht die weiße Fahne hissen. Ich könnte eine Phrase nach der anderen raushauen, aber es ändert nichts an unserer Situation. Ich kann der Mannschaft heute keinen Vorwurf machen, wir haben uns gut verkauft.“

Jan Knötzsch