„Wenn man möchte, kann man es eine Krise nennen“

Hausherren kassieren 1:4 gegen Buchholz und verlieren Rotsünder El-Nemr

17. November 2018, 12:03 Uhr

Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier (re.) ärgert sich über eine aus seiner Sicht vermeidbare Niederlage. Foto: Bode

Noch am Freitagmittag war Sascha de la Cuesta optimistisch. Im ODDSET-Expertentipp der FussiFreunde sagte der Mittelfeldspieler von Concordia einen 3:1-Erfolg der Elf vom Bekkamp gegen den TSV Buchholz 08 voraus und kündigte an: „Wir müssen endlich eine Serie starten.“ Ein klarer Fall von erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Als Referee Janik Möller (SV Lieth) am Freitagabend zum finalen Pfiff des Oberliga-Spiels ansetzte, da stand fest: Die einzigen, die etwas Zählbares erreicht hatten, waren die Buchholzer. Nämlich den 4:1-Auswärtserfolg. Der wiederum lud bestens dazu ein, in den Geburtstag von Niklas Jonas herein zu feiern, der heute seinen 30. Ehrentag begeht. 

Buchholz' Trainer Thorsten Schneider nahm in der Startelf im ersten Spiel nach dem offiziellen Bekanntwerden seines Abschieds zum Saisonende nur einen Wechsel vor: Statt Lennart Brückner stand Philipp Wilke zwischen den Pfosten. Bei Cordi begannen Christian Rohweder und Kevin Zschimmer, die im Vergleich zur Vorwoche Mohamed Labiadh (muss sich einer Hüftoperation unterziehen) und Jeremy Baur ersetzten. Bis zur 23. Minute hielt sich Cordi schadlos, dann brachte Jonas Fritz die Gäste mit 1:0 in Führung. Die Hausherren beantworteten dies nur elf Minuten später, als sich Pascal El-Nemr in die Torschützenliste eintrug und zum 1:1 ausglich.

„Es klingt komisch, aber: Wir hätten das Spiel nicht verlieren müssen“

Für Pascal El-Nemr (re.) war die Partie nach seiner Roten Karte vorzeitig beendet. Foto: Bode

Mit diesem Resultat ging es auch in die Kabinen. Allerdings: Beide Mannschaften standen gerade einmal acht Zeigerumdrehungen auf dem Platz, da „klingelte“ es erneut hinter Frederic Böse. Diesmal war es Can Kömürcü, der es schaffte, den Cordi-Keper zu bezwingen. Concordia wehrte sich mit allen Mitteln gegen die drohende Niederlage und belebte mit Jeremy Baur, der de la Cuesta ersetzte, noch einmal die Offensive – vergebens. Denn die beiden restlichen Treffer des Abends gingen wieder auf das Konto der Gäste: Erst traf Ahmed Abdurahman zum 3:1 (75.), drei Minuten vor Schluss sorgte Lukas Kremer für den 4:1-Endstand. Zu diesem Zeitpunkt spielte Cordi bereits mit einem Mann weniger: Schiri Möller hatte El-Nemr nach 77 Minuten die Rote Karte gezeigt. Die Begründung des Referees: versuchte Tätlichkeit.

„Es klingt komisch, wenn ich das jetzt sage, aber: Wir hätten dieses Spiel nicht verlieren müssen. Wir hatten bis zum 2:1 für Buchholz ein klares Plus an Gelegenheiten, das Chancenverhältnis lautete 7:2 für uns“, erklärte Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier mit Blick auf das Spiel – und lag damit wohl nicht so falsch, denn selbst Buchholz-Coach Schneider sprach nach dem Match auf der Pressekonferenz von einem glücklichen Sieg seiner Elf. „Das hat er sehr gut zusammengefasst. Ich kann dem nicht viel hinzufügen. Buchholz kommt in der ersten Hälfte ein Mal vors Tor und trifft, wir haben fünf Eins-gegen-Eins-Situationen, wo wir den Ball irgendwo an den Zaun statt ins Netz schießen“, so Pieper-von Valtier zu einem Phänomen, das sich auch nach dem Seitenwechsel, als Benjamin Bambur nach einem Zuspiel von Zschimmer frei vergab, fortsetzen sollte.

„Es ist kein Geheimnis, dass wir alle damit nicht zufrieden sind“

Vier Stück: Buchholz-Trainer Thorsten Schneider zeigt die zahl der Treffer an und war anders als sein Widerpart mit dem Resultat natürlich zufrieden. Foto: Heiden

„Insgesamt hab' ich am Ende wie gesagt sieben klare Möglichkeiten für uns gezählt“, so Pieper-von Valtier, der aber auch zugeben musste: „Das 0:1 ist eine Szene, wo wir nach einer Standardsituation keinen klaren Ball zustande bekommen. Buchholz hat es verstanden, unsere Fehler auszunutzen. Bei den Treffern Nummer drei und vier verteidigen wir einfach nicht gut.“ Er sei sich aber sicher, so Pieper-von Valtier: „Sobald unsere Offensive trifft, wird die Maschinerie ins Rollen kommen. Diese Situation müssen wir ein Stück weit erzwingen. Und wir müssen hart daran arbeiten, unsere individuellen Fehler abzustellen. Wir hatten gegen Buchholz oder auch Sasel Spiele, die im Ergebnis zwar deutlich sind, aber auf des Messers Schneide standen und vielleicht hätten anders ausgehen können, wenn wir einen halben Schritt mehr in die richtige Richtung machen.“

So aber sieht es für Cordi weiterhin alles andere als begeisternd aus. „Wir alle können die Tabelle lesen. Und es ist auch kein Geheimnis, dass wir alle – von den Trainern über die Spieler bis hin zum Vorstand – damit nicht zufrieden sind.“ Ist also der 13. Platz mit 18 Punkten dann tatsächlich eine Krise, so wie nicht wenige den „Status quo“ der „Bekkampler“ inzwischen offen betiteln? „Wenn man das möchte, kann man es eine Krise nennen. Aber macht es eine bestimmte Begrifflichkeit, die Situation zu beschreiben, besser? Aus meiner Sicht kann man dem Kind einen Namen geben, aber es macht die Sache nicht besser. Ich bin jemand, der analytisch denkt: Wieso ist die Situation so? Und welche Lösungen gibt es, um das Problem zu beheben?“, so Pieper-von Valtier anschließend.  


Jan Knötzsch