„Wir haben uns um den Lohn unserer Arbeit gebracht“

Norderstedt lässt im Derby wichtige Punkte liegen

19. September 2016, 12:18 Uhr

Jan Lüneburg in Jubelpose. Archivbild: noveski.com

Für die eine Seite zu wenig, für die andere Partei fast schon zu viel. So in etwa lautete das Fazit des Derbys Eintracht Norderstedt gegen den FC St. Pauli II. Dabei gab es vor allem für das Schiedsrichtergespann unter der Leitung von Eric Müller viel zu tun! 

"Ich bin absolut unzufrieden"

„Ich bin absolut unzufrieden, weil wir hier heute zwei Punkte liegen gelassen haben“, beschreibt Norderstedts Trainer Seeliger seine Laune nach dem Remis gegen den Kiez-Nachwuchs. Dabei waren die Norderstedter über das ganze Spiel hinweg gesehen die spielerisch bessere Mannschaft. 

Die ersten Minuten der Partie hatten es gleich in sich. St. Pauli fiel vor allem durch schnelle Tempogegenstöße auf, bei denen sich die Norderstedter Defensive teilweise nur durch taktische Fouls zu helfen wusste. Norderstedt machte allerdings vor allem in der ersten Halbzeit einen guten Eindruck. Immer wieder versuchte man, das Tor von Svend Brodersen in Gefahr zu bringen, doch meist vergeblich. „In der ersten Halbzeit hatten wir viele gute Chancen“, befand auch Seeliger nach dem Spiel.

Philipp Koch hätte kurz vor Schluss den Luckypunch setzen können, setzte aber einen Freistoß an die Latte. Foto: noveski.com

In der 33. Minute platzte dann aber endlich der Knoten. Jan Lüneburg bewies dabei mal wieder, dass er einen eingebauten Torriecher parat hat. Nach einer guten Hereingabe von Deran Toksöz war zunächst Laurynas Kulikas zur Stelle, doch dieser konnte den Ball nicht an Brodersen vorbei drücken, der den guten Kopfball aber auch nur abprallen ließ, so dass er Lüneburg die Chance gewährte, seinen vierten Saisontreffer zu erzielen!

Die Kiezkicker versuchten im direkten Gegenzug auf den Rückstand zu antworten, doch Jan-Marc Schneider zielte am Tor von Norderstedts Schlussmann Johannes Höcker vorbei. Zuvor hatte sich Litka auf der linken Außenbahn stark durchgesetzt und den ball flach auf Schneider hereingegeben. „Diese Chancen müssen wir konsequenter nutzen“, ärgerte sich Kiez-Coach Joachim Philipkowski über die vergebene Großchance. 

Gerecht wäre dieser Zwischenstand auch nicht gewesen, denn zu diesem Zeitpunkt überzeugten die Norderstedter mit mehr Spielanteilen. Allerdings belohnten sie sich nicht mit dem zweiten Treffer und so fiel noch gegen Ende der ersten Halbzeit der Ausgleich für die Braun-Weißen: Nach einem unnötigen Foul von Juri Marxen gab es einen Freistoß für die Gäste. Diesen brachte Marcell Sobotta präzise in den Strafraum, wo Brian Koglin einfach nur noch den Kopf hinhalten muss, um den Ball entscheidend zu verlängern!

"Wir haben uns um den Lohn unser eigenen Arbeit gebracht"

Brian Koglin erzielte zunächst den Ausgleichstreffer, ehe er kurz vor Schluss des Feldes verwiesen wurde. Foto: noveski.com

Trainer Thomas Seeliger echauffierte sich nach dem Spiel vor allem über dieses Gegentor: „Wir haben uns um den Lohn unserer Arbeit gebracht, indem wir vor der Halbzeit unnötigerweise den Ausgleich kassiert haben. Es fängt damit an, dass wir den Ball klären müssen. Das tun wir leider nicht und im weiteren Verlauf spielen wir an der Seitenlinie ein unnötiges Foul, so dass wir St. Pauli die Möglichkeit zu dieser Standartsituation gegeben haben.“

Auch in der zweiten Hälfte ging es heiß her! Beide Mannschaften versuchten weiter, offensiv für die nötigen Impulse zu sorgen. Vor allem den Hausherren merkte man an, dass sie noch mehr wollten! 

Ab der 75. Minute meldete sich die Philipkowski-Truppe fast komplett ab - nach vorne ging jedenfalls nicht mehr viel. Auch der eingewechselte Nico Empen blieb blass und sah gegen die Norderstedter Defensive kein Durchkommen. Im Gegensatz zu der harmlosen Gäste-Offensive sorgte Norderstedt immer wieder mit Tempovorstößen für Gefahr. „Wir hatten auch in der zweiten Halbzeit den Großteil der Chancen. Wir sind einfach enttäuscht, weil viel mehr möglich war“, so Seeliger.

"Haben uns nicht belohnt für das, was wir heute geleistet haben"

In der Tat. Durch die Rote Karte von Brian Koglin wurden die Kiezkicker nochmal zusätzlich geschwächt (83.): Nach einem stark ausgespielten Konter und sehr gutem Umschaltspiel der Garstedter, wusste sich Koglin nur noch mit einer Notbremse zu helfen, bevor es vor dem Tor von Brodersen lichterloh gebrannt hätte. „Wir haben uns nicht belohnt für das, was wir heute geleistet haben“, lautete das Fazit von Seeliger, der unmittelbar nach der zahlenmäßigen Unterlegenheit der Kiez-U23 mit ansehen musste, wie Philipp Koch den nachfolgenden Freistoß ans Quergebälk setzte!

Auch deshalb nahm die Gegenseite den einen Zhler gerne mit. „Ich bin natürlich mit einem Punkt hier in Norderstedt zufrieden“, so Philipkowski, der anfügte: „Mit der Art und Weise, wie wir heute Fußball gespielt haben, bin ich nicht zufrieden. Wir haben in der ersten Halbzeit Glück gehabt. Da waren auch ein paar Distanzschüsse von Norderstedt, die nur knapp am Tor vorbei gingen.“


Dabei gab er bei der Pressekonferenz auch der Schiedsrichterleistung ein kleines Fragezeichen mit. „Das 1:0 von Lüneburg war wohl vermeintlich aus einer Abseitsposition heraus, ist letzten Endes aber auch egal.“

"Norderstedt war schwer zu bespielen"

Die teilweise schlechte Offensivleistung seines Teams begründete „Piepel“ wie folgt: „Norderstedt war sehr schwer zu bespielen, die haben sich sehr gut auf uns eingestellt. Sie haben uns nicht Fußball spielen lassen. Wir sind deshalb nicht in unser Kombinationsspiel gekommen. In der ersten Halbzeit hatten wir noch einige gute Aktionen nach vorne gehabt, aber der letzte Ball wurde oft zu schlampig gespielt.“

„Im Großen und Ganzen habe ich den Jungs heute gesagt, dass sie wieder so gut Fußball spielen sollen, wie die letzten Spiele, aber dazu auch noch arbeiten müssen. Und das haben sie vor allem zum Schluss dann auch gemacht. Für uns ist das heute ein erarbeiteter Punkt und ich bin froh, dass wir nach so einer langen Durststrecke wieder ein Zähler geholt haben“, bilanzierte er.

Die U23 des FC St. Pauli will auch in der nächsten Woche wieder punkten. Das wird keine leichte Aufgabe, denn dort empfängt man den Tabellenachten vom VfB Oldenburg. Auch Eintracht Norderstedt will seinen Ansprüchen nachkommen, weiter oben mitzuspielen. Gegner ist der VfB Lübeck.