Zu elft „eine Frechheit“, zu zehnt das Spiel gedreht: Niendorf zermürbt einfallslose „Deichkicker“

Henke: „Dieser Platzverweis hat uns überhaupt nicht gut getan“

28. Oktober 2017, 00:34 Uhr

Ali Farhadi (Mitte) beglückwünschte seine Mannschaft nach dem Spiel zum Sieg. Foto: Sager

Ein direktes Verfolgerduell gab es am 14. Spieltag der Oberliga: Am heimischen Sachsenweg empfing der Niendorfer TSV den SV Curslack-Neuengamme. Vor der Partie belegten die Hausherren den vierten und die Gäste den fünften Platz in der Tabelle. Durch den 3:1-Sieg im Fluchtspiel rutscht die Mannschaft von Ali Farhadi erstmal auf den dritten Platz vor, da Teutonia 05 erst am Sonntag um Punkte kämpft. Die Zuschauer erlebten in den 90 Minuten nicht nur vier Tore, sondern auch einen verschossenen Elfmeter, einen Platzverweis und zahlreiche äußerst komische Entscheidungen des Schiedsrichters Falah Abed Saad (VfL 93). Aber alles der Reihe nach...

Die Hausherren taten sich verdammt schwer und kamen kaum ins Spiel - auch wenn man die erste Halbchance der Partie hatte. Währenddessen verzeichnete die Mannschaft von Torsten Henke schon früh die ersten besseren Chancen durch Niklas Hoffmann (2.), der Niendorf-Torwart Marcel Kindler überraschte, als dieser einen Ball nach vorne schlagen wollte, sowie durch Timo Lenz (5.). Beide Male kamen die Sachsenwegler noch mit dem Schrecken davon, aber nur 60 Sekunden später landete das Spielgerät dann doch erstmals in den Maschen des NTSV: Witalij Wilhelm ging über die linke Seite bis zur Grundlinie runter und spielte dann einen flachen Pass in den Strafraum, wo auf Höhe des Fünf-Meter-Raumes Niklas Hoffmann stand, der das Leder über die Linie beförderte – 0:1!

Farhadi: "Was danach ablief, war mit Abstand das Schlechteste, was wir bis jetzt abgeliefert haben"

„Wir haben zwar die erste Chance und ich muss ehrlich sagen, da haben wir es gut gemacht, sind direkt drauf gegangen, haben uns den Ball geholt und gleich den Torabschluss gesucht. Aber was danach ablief, 15 Minuten ungefähr, war mit Abstand das Schlechteste, was wir bis jetzt abgeliefert haben! Es waren zu viele Fehler, wir haben Bälle abgegeben und das 0:1 selber mit vorbereitet. Wir waren komplett nicht im Spiel und viel zu nervös im Aufbau", fand Farhadi hinterher deutliche Worte. Und er hatte Recht, denn die Gäste kamen zu weiteren Chancen. Erst scheiterte wieder Niklas Hoffmann an einem Bein der Verteidigerreihe (12.), dann klärte Fynn Huneke nach einer Flanke von Wilhelm in Bedrängnis (18.), ehe abermals Hoffmann aus gut 25 Metern mit einem schönen Schlenzer Maß nahm, aber am stark reagierenden Kindler scheiterte (24.). 

Henke: "Wir haben es in den ersten 20 Minuten sehr ordentlich gemacht"

Erst danach fand der NTSV wieder Anschluss. Doch man konnte aus den Möglichkeiten kein Kapital schlagen. Kevin Trenel brachte eine Flanke nach innen und fand den Kopf von Pascal Ehrenberg, doch der vergab völlig freistehend (32.). Danach wurde Ante-Akira Kutschke toll in Szene gesetzt, schlug im Strafraum noch zwei Haken und blieb dann mit seinem Schuss an Gäste-Torwart Gianluca Babuschkin hängen (34.). „Wir haben es in den ersten 20 Minuten sehr ordentlich gemacht und früh das Tor geschossen. Aber danach hatten wir einen Bruch im Spiel, da ist Niendorf stärker geworden. In der Phase hatten wir schon Glück, dass wir da nicht direkt das 1:1 bekommen“, so SVCN-Coach Henke, „aber das haben wir wenig später trotzdem gefangen“.

Farhadi: "Die Gelb-Rote Karte hat uns völlig durcheinander gebracht"

Und genau so kam es dann auch. In der 40. Minute konnten die Hausherren den Ausgleich erzielen. Lennard Speck schlug einen Eckball von rechts in den Strafraum. In der Mitte bekam Huneke den Ball an den Rücken und legte somit, eher unfreiwillig, auf Tim Philipp Krüger ab, der das Leder in die Maschen jagte (40.)! Nur fünf Minuten später musste der Torschütze jedoch den Platz verlassen. Nach einem Foul kurz hinter Mittellinie sah Krüger die Gelbe Karte. Dieser war mit der Entscheidung des Unparteiischen nicht zufrieden und bezeichnete die Karte als „lächerlich“. Schiedsrichter Saad hatte dies gehört und zeigte daraufhin die Ampelkarte (45.).

„Nachdem wir gerade gut reingekommen waren, hat uns die Gelb-Rote Karte völlig durcheinander gebracht. Wir sind in die Kabine gegangen und haben ein paar Dinge ehrlich angesprochen, was wir wohl schon lange nicht mehr so hatten. Es scheint gut angekommen zu sein. Aber dennoch ist es schade, wenn du hier ein Heimspiel hast und wir so auftreten, wie wir es in der ersten Viertelstunde gemacht haben, das gehört sich nicht. Das ist eine Frechheit allen Spielern gegenüber, die im Kader sind und da muss so eine Elf dann auch die Verantwortung übernehmen und man muss dann auch ganz klar gewisse Dinge ansprechen. Die Jungs haben es verstanden und richtig umgesetzt. Die zweite Halbzeit war richtig gut", lobte Farhadi, der auf Nachfrage lachend zu Protokoll gab, dass in der Kabine nur positive Sachen besprochen wurden.

Was für Worte es auch immer waren, sie hinterließen offenbar Wirkung. Denn Niendorf startete selbstbewusst in die zweiten 45 Minuten, ehe wieder einmal Schiedsrichter Saad im Mittelpunkt stand. Nach einer Flanke von Hartwig holte Babuschkin Kutschke von den Beinen. Der Unparteiische zögerte nicht lange und zeigte auf den Punkt, zusätzlich sah der Gästetorwart die Gelbe Karte. Der Gefoulte trat selbst an und scheiterte an Babuschkin, der sich für die, vom Schützen aus gesehen, richtige rechte Ecke entschied! Danach war das Spiel zerfahren und von vielen Fouls und einigen Abseitsentscheidungen, die teilweise strittig waren, geprägt. Ein Zuschauer befand zwischenzeitlich, dass es irre sei, wie viel abgepfiffen werde.

Kutschke besorgt die Entscheidung

Davon unbeeindruckt zeigten die Hausherren eine starke Schlussviertelstunde. Nachdem ein Ball aus der Hintermannschaft den Weg zu Trenel fand, machte der sich auf den Weg in Richtung Tor. Er traf den Ball nicht richtig und die eigentlich als Flanke gedachte Hereingabe verwandelte sich zu einem Torschuss. Babuschkin war genau so überrascht wie der Schütze, als die Kugel neben dem kurzen Pfosten über die Linie ging (74.)! In der Folge schafften es die in Überzahl agierenden Dechkicker nicht, nochmal gefährlich vor das Niendorfer Tor zu kommen. In der 86. Minute besorgte Kutschke dann den Endstand der Partie. Nachdem er herrlich von Ilyas Afsin angespielt wurde, machte er noch ein paar Meter in den Strafraum und zog aus knapp 16 Metern halbrechter Position ab. Die Kugel rauschte vorbei am Bein von Babuschkin ins lange Eck (86.)!

„Wir sind mutig geblieben und das war wichtig. Am Ende denke ich, war Curslack einfach zu passiv und dann nicht mehr so druckvoll wie in den ersten 15 Minuten. Das hat uns dann in die Karten gespielt und daher denke ich, haben wir am Ende verdient gewonnen“, bilanzierte Farhadi. Sein Gegenüber hingegen sagte nach dem Spiel: „Wir haben heute aus etlichen Gründen das Spiel verloren. Du hast heute Leistungsträger gehabt, die ihre Form nicht abrufen konnten. Dieser Platzverweis hat uns überhaupt nicht gut getan, weil es danach so war, dass wir mehr und mehr das Spiel machen mussten. Wir haben gerade auf Rasenplätzen erhebliche Probleme und wenn wir dann auch noch das Spiel machen müssen, dann kommt uns das nicht entgegen. Zudem standen wir zu hoch mit der Kette, Niendorf hat sehr schnelle Leute und wir selbst waren nach vorne kaum in der Lage, Gefahr zu erzeugen oder Torchancen zu erspielen. Von daher haben wir völlig verdient verloren.“

Farhadi: "Mein riesen Dank geht an die Offiziellen des SV Curslack-Neuengamme"

Abschließend wollte Ali Farhadi aber noch etwas loswerden. „Mein riesen Dank geht an die Offiziellen des SV Curslack-Neuengamme, dass wir heute an einem Freitag gegen sie spielen konnten, wegen dem Dienstagsspiel. Das ist nicht selbstverständlich, dass man gerade hier, bei den schlechten Bedingungen, die wir hier auf so einem Freitagabend haben, gleich zusagt. Da geht mein Dank an die ganzen Offiziellen, allen voran an Torsten Henke!“

Autor: Kevin Sager