Oberliga
Türkiye trotzt den „Hätte-Wäre-Wenn-Geschichten“ – „Rugenbergen hatte uns schon abgeschrieben!“
Der FC Türkiye bejubelt den 3:1-Auswärtssieg bei Concordia Hamburg und klettert auf den (vermeintlichen) Nichtabstiegsplatz. Foto: Kormanjos
Cordis Noah Dahaba (re.) zieht am an allen drei Türkiye-Toren beteiligten Vitor Cadilhe Branco vorbei. Foto: Kormanjos
Und obwohl der SVR zwischenzeitlich den „Dreier“ gegen Tornesch verbuchte, haben die Wilhelmsburger die „Hachmänner“ bereits „geholt“, um es mit Farbins Worten zu sagen. „Man merkt nicht nur an den Ergebnissen, dass ein gewisser Umschwung da ist. Hoffentlich kommt der nicht zu spät“, haben Farbin, der den gesperrten Benjamin Hübbe an der Seitenlinie vertrat, und sein FC Türkiye – ohne den verletzten Kapitän Sahin Taflan und den gesperrten Lenker Luis Hacker – die Rettung mehr denn je in Sicht, weil man am Bekkamp „die Chancen besser genutzt hat“, wie der „Co“ im Anschluss konstatierte.
Während Cordi-Coach Thomas Runge ernüchternd feststellen musste: „Wir haben uns Halbchancen rausgespielt, sind aber nicht so richtig zum Abschluss gekommen – und hinten haben wir absolute Anfängerfehler gemacht. Das war wirklich desolat. Insofern ist das schade, spiegelt aber auch ein Stück weit die ganze Saison wider. Denn diese Fehler ziehen sich wie ein roter Faden durch.“
Ex-Concorde Netzbandt eröffnet, Sarikaya erhebt den Zeigefinger
Die ersten Unstimmigkeiten in der Hintermannschaft der Hausherren konnten die Gäste noch nicht in etwas Zählbares ummünzen. Dafür gingen sie mit einem toll herausgespielten Treffer in Front: Über den starken Oguz Koras und den nicht minder starken Vitor Cadilhe Branco kam die Kugel zu Torjäger Michel Netzbandt, der frei vor Jan Hoffelner die Nerven behielt (24.)! Kurz nach der Pause dann die erste verhängnisvolle Slapstick-Situation der Runge-Rackerer: Ein haarsträubender Ballverlust führte dazu, dass Cadilhe Branco vor dem unglücklich agierenden Hoffelner (geht zurück in die USA), der vor dem Spiel ebenso verabschiedet wurde wie auch Felix Niedwetzki (ebenfalls USA) und Sidi Fané (Ziel unbekannt), an die Kugel kam und im Duell zu Fall kam. Referee Dominik Kopmann (Eintracht Norderstedt) zeigte nach Rücksprache mit seinem Assistenten auf den Punkt und Beraat Sarikaya verlud mit dem Zeigefinger vor dem Mund den vorweg provozierenden Hoffelner ganz souverän und cool – 0:2 (56.)!
Ajruli-Einzelaktion lässt Cordi hoffen - doch dann kommt Branco
Der ganz starke Metekaan Yilmaz (li.) steht dem beim 1:3 sehr unglücklich aussehenden Eren Eröksüz auf den Füßen. Foto: Kormanjos
Wenn bei Cordi was ging, dann fast ausschließlich über den eingewechselten Muhamed Ajruli, dessen herausragende Einzelaktion auch zum Anschluss führte (66.)! In der Folge schwamm Türkiye, hatte mit Goran Mihailovic aber einen glänzend aufgelegten Rückhalt! Nicht nur das. In eben jener Phase, als das Spiel aus Sicht der noch ums Überleben kämpfenden Wilhelmsburger zu kippen drohte, war auf die Concorden Verlass: Eren Eröksüz hatte den Ball nach Netzbandts wuchtiger Hereingabe von der Grundlinie bereits sicher, vertändelte das Spielgerät aber leichtfertig im eigenen Sechzehner gegen den nachsetzenden Cadilhe Branco. Kurzer Schlenker nach innen – und dann der trockene Abschluss ins rechte Toreck. Alter Abstand wieder hergestellt (75.)!
"Dann kann man gegen eine motivierte Mannschaft nicht gewinnen"
„Wenn man das Ergebnis sieht, dann muss man natürlich davon sprechen“, entgegnete Runge auf Nachfrage zum völlig verpatzten Heim-Abschluss der Saison. „Man sieht in den Zweikämpfen und an der Intensität, mit der sie spielen, dass einige Spieler noch nicht wissen, ob sie bleiben oder gehen. Und dann kann man am Ende gegen eine motivierte Mannschaft, die nochmal alles rausgehauen hat, nicht gewinnen. Ich weiß nicht, warum das so war. Ich habe ja extra nochmal die spielen lassen, die sich präsentieren konnten und die, die uns verlassen. Es ist schwierig nachzuvollziehen“, rätselte der Cordi-Coach.
"Mehr können wir nicht tun"
Unterdessen setzte Türkiye den Lauf mit zehn Punkten aus den letzten vier Spielen fort und zieht an Rugenbergen (Samstag beim TSV Sasel zu Gast, ab 15 Uhr bei uns im LIVE-Ticker) vorbei. „Die Stimmung ist gut, die Jungs geben Gas und sind die letzten Wochen auf den Punkt da – obwohl wir viele Verletzte haben“, konnte das Trainer-Gespann auch am Bekkamp kaum Alternativen aufbieten. Und doch ist es gelungen, eine deutlich erkennbare Trendwende einzuleiten. „Man kann halt nichts an der Situation ändern. Es sind alles ‚Hätte-Wäre-Wenn-Geschichten‘. Wir versuchen einfach, das Beste daraus zu machen – und ich glaube, wir haben das auch, so gut es geht, umgesetzt. Wir wollten den Jungs einfach nur wieder den Spaß an der Sache vermitteln, ihnen wieder Selbstvertrauen einimpfen und den Mannschaftsgeist zurückgewinnen. Das ist uns gelungen. Und mehr können wir nicht tun“, begründete Farbin den deutlichen Aufwärtstrend der letzten Wochen.