Krausz: „Müssen unseren Ehrgeiz bündeln und gezielt einsetzen“

Personelle Planspiele beim SC Condor: „Im hinteren Bereich“ wird noch gesucht

05. Mai 2017, 12:48 Uhr

Marco Krausz will in der kommenden Saison mit dem SC Condor allen Grund zum Jubeln haben - nicht als Trainer, sondern als Sportlicher Leiter. Archivbild: KBS-Picture.de

Fußballerische Kompetenz ist beim SC Condor reichlich vorhanden – und erhält mit der Person Marco Krausz weiteren Zuwachs. Der neue Sportliche Leiter der „Raubvögel“ findet am Berner Heerweg ein „überaus gut bestelltes Feld vor“, wie er uns sagt – und gewährt einige Einblicke in seinen neuen Tätigkeitsbereich. „Jahrelang habe ich über diese Leute und Funktionäre geschimpft, jetzt bin ich selbst einer von ihnen“, erklärt er mit einem Schmunzeln und dankt den noch in verantwortlicher Position befindlichen Personen. „Es ist eine wahre Luxussituation, sich mit solchen Leuten, mit denen man auch persönlich auf einer Wellenlänge ist, auszutauschen.“ Wir haben mit Krausz über die personellen Planspiele des SCC für die kommende Saison gesprochen und auch über die sportlichen Ziele der Farmsener.

11. Januar 2017: Der SC Condor wartet mit einer faustdicken Überraschung auf und gibt uns gegenüber bekannt, dass Marco Krausz auf die Hamburger Fußballbühne zurückkehrt. Nicht etwa als Cheftrainer, sondern als Sportlicher Leiter und Nachfolger des am Saisonende scheidenden Duos Bub/Koch. „Hätte mich Anfang Dezember jemand gefragt, hätte ich es vehement verneint. Und zwar, weil es zu diesem Zeitpunkt wirklich überhaupt keine Option für mich war! Nach zehn Jahren als Trainer passte dieses Tätigkeitsfeld einfach nicht mehr in meine Lebensplanung“, so Krausz, der erklärend anfügt: „Als Mitte/Ende Dezember aufgrund der sehr engen Verbindung zu den handelnden Personen der erste Austausch stattfand und wir uns daraufhin zusammengesetzt haben, kamen aufgrund meiner Nähe zum Verein, zu den handelnden Personen, wegen des Reizes der Aufgabe, der tollen Rahmenbedingungen und der für mich zeitlich freien Gestaltung so viele Kleinigkeiten zusammen, die einfach gepasst haben.“ Jene Kleinigkeiten führten letztlich zum großen Ganzen. „Und ich kann jetzt schon sagen: Ich bereue es keine Minute!“

Hoeling, Kruk und Kabashi gehen - Niederstadt und Jozic kommen

Isaak Hoeling (li.) wird den SC Condor verlassen. Foto: KBS-Picture.de

Der „absolute Wunschkandidat“ von SCC-Trainer Christian Woike ist da, wurde eingearbeitet und hat die Arbeit aufgenommen. Dementsprechend laufen die Planungen für die neue Saison bereits auf Hochtouren. Mitte Februar gaben die „Raubvögel“ bereits bekannt, dass die Vereins-Urgesteine Max Anders und Alexander Krohn das Nest zum Saisonende verlassen werden. Auch Lars Lüdemann sucht nach acht Jahren am Berner Heerweg beim Bramfelder SV nach einer „neuen Herausforderung“. Dafür konnten die Gespräche mit Sascha Kleinschmidt, Till Daudert, Gökhan Iscan, Michel Blunck, Nico Weiser, Özgür Bulut, Cassian Klammer, Carlos Flores, Kevin Mellmann, Jannick Martens und Julian Künkel zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Ibrahim Özalp und Mike Theis hatten so oder so noch einen Vertrag für die nächste Spielzeit. Knapp drei Monate sind seither ins Land gegangen. Grund genug, um mal bei Marco Krausz nachzuhaken, was es denn inzwischen Neues beim SCC gibt – und da wäre neben der neuen Anstoßzeit am Freitagabend um 19 Uhr eine ganze Menge.

„Wir halten die Augen und Ohren offen“

René Jozic (re.) kommt von Eintracht Norderstedt. Foto: KBS-Picture.de

Isaak Hoeling wird uns verlassen“, lässt uns Krausz wissen. Auch bei Samir Kabashi, der verletzungsbedingt schon seit geraumer Zeit fehlt, stehen die Zeichen auf Abschied. „Bei Raffael Kamalow ist es noch ergebnisoffen. Er ist Jung-Papa und möchte etwas kürzer treten. Wir suchen da gerade noch nach einer einvernehmlichen Lösung. Denn grundsätzlich wissen beide Seiten, was sei aneinander haben.“ Während ein Verbleib von Kamalow durchaus wahrscheinlich scheint, freut sich der neue Sportliche Leiter auch darüber, dass „Lucas Kauth uns zugesagt hat. Er hatte in der Vergangenheit sehr großes Verletzungspech, ist aber ein sehr guter Junge, der unheimlich viel mitbringt und entwicklungsfähig ist. Genau das, was wir brauchen.“ Da Benjamin Kruk den Verein verlassen wird, musste im Tor eine Alternative zu Sascha Kleinschmidt, der unumstrittenen Nummer eins, her. Und diese wurde vereinsintern mit Sven Lund aus der eigenen zweiten Mannschaft gefunden. „Er hat nochmal Lunte gerochen und richtig Bock, auf dem Niveau zu trainieren. Zudem bringt Sven eine überragende Einstellung mit und ist als Typ eine wirklich klasse Option.“

Durch die Abgänge von Anders, Krohn, Lüdemann und Hoeling „mussten wir vor allem im hinteren Bereich etwas machen“, so Krausz, der uns gleich zwei Neuzugänge verkünden kann: Ken Niederstadt kommt vom TSV Sasel und René Jozic von Eintracht Norderstedt. Während sich Niederstadt beim Hansa-Landesligisten zu einem der besten Innenverteidiger der Liga entwickelt hat, passt Jozic ebenso „perfekt in unser Profil“, wie Krausz meint. „Er ist in der Jugend beim HSV und Eintracht Norderstedt gut ausgebildet worden und hat jetzt ein Jahr in der Regionalliga mit einigen Kurzeinsätzen hinter sich.“ Mit Niederstadt und Jozic sind die Planungen aber noch nicht abgeschlossen. „Wir haben noch ein, zwei Planstellen offen – mindestens eine davon in der Innenverteidigung. Deshalb halten wir Augen und Ohren offen.“

„Die Wankelmütigkeit hat sich ein Stück weit durchgezogen“

Ken Niederstadt (li.) will beim SC Condor den nächsten Schritt machen und heuert am Berner Heerweg an. Foto: timelash.de

Nach 31 absolvierten Spielen und dem derzeitigen achten Tabellenplatz lässt sich bereits ein kleines Fazit ziehen, welches von Krausz‘ Seite wie folgt ausfällt: „Wir sind selbstkritisch genug und wissen, dass 60 bis 70 Gegentore natürlich deutlich zu viel sind.“ Wenngleich der ehemalige Pokalsieger-Coach des USC Paloma betont: „Das liegt natürlich nicht nur an der Verteidigung, sondern an der Gesamtstatik. Das kann nicht unser Anspruch sein. In der Hinrunde hatten wir einen guten Lauf. Es war zwar nicht immer überzeugend, aber wir haben viele Spiele gewonnen. Nur gegen die Top-Teams hat sich unsere Wankelmütigkeit ein Stück weit gezeigt – und das hat sich in der Rückrunde so durchgezogen. Deshalb ist es auch ein Ziel, in der kommenden Saison konstanter zu sein. Wir müssen unseren Ehrgeiz bündeln und gezielt einsetzen. Denn unser Fokus liegt schon darauf, zu sagen, dass es auch tabellarisch ein Stück weit bergauf gehen soll. Schließlich ist eine Platzierung zwischen sieben und neun auch für uns etwas halb gar.“ Und wie sieht es – nach zwei Final-Teilnahmen 2014 und 2015 – mit einer diesmaligen Krönung im Oddset-Pokal aus? „Einen Pokalsieg kann man nicht planen – und da ich ja eine der Personen bin, die ihren Teil dazu beigetragen hat, dass es vor drei Jahren nicht geklappt hat, muss ich jetzt aufpassen, was ich sage. Natürlich bleibt es ein Ziel, aber es ist eben auch ein Stück weit vom Losglück abhängig.“ Und das hatte der SC Condor in dieser Pokal-Saison wahrlich nicht. Denn schon in der zweiten Runde erwischte man mit Eintracht Norderstedt das schwerste aller Lose.

Autor: Dennis Kormanjos