Nach zweimaligem Rückstand – Teutonia zeigt Moral und Reaktion!

„Dieses Spiel darfst du niemals verlieren“

11. März 2016, 23:57 Uhr

Die Mannschaft des FC Teutonia 05 feiert - nach zweimaligem Rückstand - einen 4:3-Sieg bei TuRa Harksheide.

„Die Voraussetzungen waren denkbar schlecht. Wenn man sieht, wer heute alles gefehlt hat und wie sich die Jungs zerrissen haben, dann zeugt das nur von einer guten Moral und Wille. Es ist nicht einfach, das alles zu verarbeiten und wegzustecken, was gerade auf uns einprasselt. Aber heute hat die Mannschaft daran gearbeitet, ein wenig Normalität reinzubringen. Letzte Woche haben wir Moral bewiesen, heute wieder. Die Truppe ist absolut intakt. Jetzt müssen wir mal von den Negativschlagzeilen wegkommen“, richtete Liborio Mazzagatti, leidgeprüfter Übungsleiter des FC Teutonia 05, nach dem famosen 4:3-Erfolg seiner Schützlinge bei TuRa Harksheide fast schon einen flammenden Appell in die Mikrofone.

Nach zweimaligem Rückstand schlugen die Mannen von der Kreuzkirche eindrucksvoll zurück – allerdings auch mit gütiger Mithilfe der Hausherren. „Ich weiß immer noch nicht, wie man so ein Spiel verlieren kann. Es muss eigentlich 3:0 zur Halbzeit stehen – aber wir hatten heute jemanden in unseren Reihen, der hatte ganz besondere Ideen. Leider spreche ich nicht allzu gut spanisch…“, war TuRa-Coach Marcus Fürstenberg total bedient. Aufgrund akuter Personalsorgen – mit Edward Haustein fiel der einzig übrig gebliebene Innenverteidiger wegen einer Zerrung aus – musste Winter-Zugang Julian Scigliano im Abwehr-Zentrum aushelfen. Und wie von Fürstenberg bereits angedeutet, erwischte der Argentinier einen rabenschwarzen Abend. Zunächst bekam er eine Usko-Flanke unglücklich an den Oberarm. Den fälligen Strafstoß zum zwischenzeitlichen 1:1 verwandelte Julien Usko höchstselbst (16.)! Dann hob er nach einem Chip-Pass in die Spitze von Cem Müller gegen 05-Torjäger Pascal Pietsch das Abseits auf und reckte dann auch noch den Arm in die Höhe, anstatt seinem Gegenspieler hinterher zu jagen. Pietsch umkurvte den weit aus seinem Tor geeilten Patrick Jobmann und schob zum 2:2 ein (39.)! Schließlich servierte Scigliano nach einem langen Huf von Niclas Spranger per Kopfballablage Dieter Forkert die 3:2-Führung der Gäste auf dem Silbertablett. Was Forkert aus 22 Metern halblinker Position allerdings mit dem Ball anstellte, zeugte schon von großer Extraklasse: Mit einem satten Strahl beförderte er das Spielgerät links unters Gebälk (56.)!

„Hört auf, euch zu freuen!“

Als wären dies nicht schon genug an Unzulänglichkeiten in der Harksheider Hintermannschaft gewesen, leistete sich der ebenfalls indisponierte Torsteher Patrick Jobmann beim 2:4 aus TuRa-Sicht einen weiteren kapitalen Aussetzer, als er einen Müller-Freistoß von links aus den Händen flutschen ließ und Zoran Pecelj mit einem cleveren Heber aus 14 Metern unter die Latte vollendete (74.)! „Hört auf, euch zu freuen!“, richtete Mazzagatti unmittelbar nach der vermeintlichen Vorentscheidung den Fokus gleich wieder aufs Spiel. „Wir hatten es nicht erst ein Mal, dass wir nach einem Torerfolg unkonzentriert waren und im direkten Gegenzug wieder hinter uns greifen mussten“, roch der Teutonen-Coach bereits, was tatsächlich keine 120 Sekunden darauf passierte: Nach einem langen Ball von Nassim Saleh legte Youngster Lion Jodeit für Daniel Zass ab. Dieser schoss aus acht Metern links unten zum 3:4 ein (76.)! So entwickelte sich eine spannende Schlussphase, in der Teutonia mit viel Disziplin und Einsatz verteidigte und den knappen Sieg über die fast sechsminütige (!) Nachspielzeit rettete.

Dass die Gäste das Feld nach 90 Minuten als Sieger verlassen würden, war zunächst nicht absehbar. TuRa war das bessere Team, vergab nach 180 Sekunden durch Bhouhati Mholoud die erste gute Chance. Wenig später führte ein toller Vortrag zur verdienten Führung, als erneut Saleh mit seinem langen Diagonalball auf den rechten Flügel Diego Wohlers in Szene setzte. Dieser profitierte von einem Spranger-Querschläger und legte mustergültig quer – am zweiten Pfosten schob Christoph Gehr zum 1:0 ein (13.)! Der überraschende Ausgleich durch Uskos Strafstoß schockte die Norderstedter keineswegs. Zass brachte mit seinem 20-Meter-Außenristgeschoss die Latte zum Erschüttern, den Abpraller schoss der zu Beginn äußerst agile Mholoud zur abermaligen Führung ein (28.)! Wer weiß, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn Mholoud in der TuRa-Druckphase auf 3:1 gestellt hätte. Doch nach Salehs traumhaftem Zuspiel schob der Syrer aus halblinker Position um Haaresbreite am langen Eck vorbei. Zu allem Überfluss verpasste der hineinrutschende Gehr auch noch um Haaresbreite (30.). Statt einer möglichen Vorentscheidung, zeigte Teutonia eine tolle Moral und verließ den Exerzierplatz als Triumphator.

Boldt-Comeback bleibt aus – „Haben ein Zeichen gesetzt“

„Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Wir haben momentan leider keine Abwehr und die Leute, die da spielen, machen kapitale Fehler. Wenn man sieht, was für einen Aufwand wir betreiben müssen, um unsere Tore zu erzielen und dann im Gegenzug betrachtet, wie einfach wir die Dinger herschenken – das ist der Wahnsinn. Wenn du drei Tore schießt, musst du gewinnen. Dieses Spiel darfst du niemals verlieren!“, bilanzierte Fürstenberg. Sein Gegenüber fasste die fast 96 Minuten wie folgt zusammen: „Wir haben komplett aufs Umschaltspiel gesetzt und TuRa kommen lassen. Nach dem 0:1 hatten wir das Glück mit dem Elfmeter und auch mit der einen oder anderen Situation. Aber dann haben wir das gut gemacht. Vor allem in der zweiten Halbzeit, wo wir TuRa wenig Räume gegeben haben. Heute hatten wir auch mal das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite.“ Wie wichtig die Punkte waren, stellte Mazzagatti, der am Donnerstagabend aufgrund diverser Ausfälle sogar die Option mit Co-Trainer Nils Boldt als Innenverteidiger ernsthaft in Betracht zog, abschließend nochmal klar. „Gerade auch nach dieser ganzen Uetersen-Geschichte, die uns natürlich extrem getroffen hat. Deshalb war es sehr wichtig, dass wir heute ein Zeichen gesetzt haben. Ich selbst habe auch noch nie gegen TuRa gewonnen. Von daher ist es doppelt schön. Wir haben uns taktisch gut verhalten und endlich wieder ein Erfolgserlebnis gefeiert.“ Schön, dass endlich wieder das Sportliche im Vordergrund steht!

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel: