Oberliga

Ein „Kaffee-Ausflug zu Omi und Opi“ mit einem „blöden Einstand“ und einem „Wermutstropfen“!

12.02.2023

Die Verfolger haben allesamt ihren Job gemacht und keine Federn gelassen. Nun lag es also am Primus vom Parkweg, die darauf passende Antwort zu geben und nachzuziehen. Druck? „Für uns ist gerade wichtig, dass wir uns in eine vernünftige Position bringen. Ob wir da jetzt Erster, Zweiter oder Fünfter sind, spielt für uns gar keine so große Rolle, sondern wir wissen, dass wir noch nicht am Maximum sind“, entgegnete Danny Zankl, dessen Mannen aber einen nahezu maximal starken Auftritt gegen den FC Türkiye (alle Highlights im LIVE-Ticker) aufs Parkett zauberten. „Wir haben schon am Dienstag im Pokal (2:0 beim TuS Holstein Quickborn, Anm. d. Red.) sehr erwachsen gespielt. Und zwei Spiele zu Null - das kennen wir so auch schon länger nicht mehr“, hatte der Trainer des TSV Sasel allen Grund zur Freude.

Es „wäre der einzige Wermutstropfen in dieser Woche“, war die letzte Aktion des Spiels noch so präsent, dass der Oberliga-Spitzenreiter seinen Mannschaftskreis kurzerhand an die Seitenauslinie vor dem Kabinentrakt verlegen musste. Der Grund: Nach einem Tritt von Beraat Sarikaya sackte Andranik Ghubasaryan lautstark aufschreiend zu Boden, musste länger behandelt und gestützt von Physiotherapeutin Michelle Runge und Mitspieler Jean-Lucas Gerken vom Platz gebracht werden. „Wir hoffen, dass nichts gerissen und der erste Schock vielleicht größer ist, als dass seinem Knöchel etwas Schlimmeres passiert ist“, gab Zankl zumindest ganz leichte Entwarnung, ohne bereits eine Ferndiagnose stellen zu können.

Braun verletzt: Youngster Mihailovic feiert "blöden Einstand"

Wie wichtig „Ando“ für das Spiel der „Parkwegler“ ist, stellte er auch am Sonntagnachmittag wieder unter Beweis. Nicht zuletzt bei seinem Führungstor, als er eine Stafette über Marc-Oliver Timm und Fatih Umurhan mit einem satten Strahl an die Unterkante der Latte zum krönenden Abschluss brachte (13.)! Ein schon zu diesem Zeitpunkt hochverdienter Treffer. Denn: Am Parkweg spielte nur eine Mannschaft - und das war der TSV Sasel. Sehr zum Leidwesen von Türkiye-Torsteher Goran Mihailovic, der den verletzten Tobias Braun zwischen den Pfosten vertrat und von seiner Mannschaft „allein gelassen wurde“, wie selbst FCT-Coach Daniel Sager konstatieren musste. „Das tut mir natürlich sehr leid für den Jungen. Das ist ein extrem blöder Einstand für ihn!“

"Was mich am meisten ärgert: Wir haben uns ergeben!"

Ein Einstand, den sich der 19-Jährige sicherlich ganz anders vorgestellt hätte. Aber an ihm lag es keineswegs, dass die Wilhelmsburger chancenlos von dannen schlichen. Im Gegenteil. Mihailovic vereitelte mit einigen starken Paraden eine weitaus höhere Pleite und konnte bei keinem einzigen Gegentor etwas machen. „Das sah so ein bisschen aus, wie ein Kaffeeausflug zu Omi und Opi“, fand Sager klare Worte. „Wir haben keine Zweikämpfe geführt und hatten keine Bereitschaft! Es war ähnlich wie in Dassendorf, als wir auch schon überrollt worden sind. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass wir bei Mannschaften von ganz oben nicht dieses Selbstbewusstsein haben, um so aufzutreten, dass man Spiele auch gewinnen kann“, haderte er.

Das einzig Positive aus Gäste-Sicht: Dass es zur Halbzeit „nur“ 0:1 stand. „Wir wissen, dass Sasel gerade auf dem heimischen Kunstrasen eine fußballerisch brutal starke Mannschaft ist. Am Ende war es heute einfach eine übertriebene Dominanz. Das geht auch in der Höhe in Ordnung“, suchte Sager gar nicht nach Ausflüchten, sondern fügte an: „Was Max (Weiß, Co-Trainer; Anm. d. Red.) und mich am meisten ärgert: Dass wir uns in der zweiten Halbzeit mehr oder weniger ergeben haben. Wir müssen und können nur als Mannschaft bestehen“, forderte er eine Reaktion. „Wir werden wieder in die Spur finden. Aber trotzdem tun die sechs Gegentore weh - auch fürs Torverhältnis.“

Traumhaft herausgespielt und abgeschlossen: Sasel zeigt Klasse

Unmittelbar nach der Pause war es Samuel Hosseini, der einen von Mustafa Okur an Timm verursachten Foulelfmeter zum 2:0 verwandelte und für etwas Ruhe beim TSV sorgte (49.). Die folgenden Buden: Zum Teil traumhaft herausgespielt! Beispiel: Der dritte Streich wurde von Keeper Anton Lattke eingeleitet und von Tolga Celikten nach einer butterweichen Hereingabe von Semir Demirovic und Enrik Nrecaj formschön abgeschlossen (55.)! Auch beim 4:0 hatte Lattke mit einem weiten Abschlag seine Füße im Spiel. Deran Toksöz leitete eine unglückliche Kopfballverlängerung von Martin Gyameshie für Nrecaj weiter, der das Leder aus der Luft pflückte und per Direktabnahme aus 23 Metern über Mihailovic hinweg ins Netz setzte (76.)!

"Wir waren wieder sehr fleißig in der Rückwärtsbewegung"

Der keine 180 Sekunden auf dem Platz befindliche Leon Tonder erhöhte nach Celikten-Zuspiel mit seinem entscheidend abgefälschten 17-Meter-Schuss auf 5:0 (80.), ehe Celikten selbst nach Toksöz-Pass das halbe Dutzend Vollmacht (87.)! Ein Ergebnis, mit dem die Wilhelmsburger sogar noch gut bedient waren. „Wir haben die paar Prinzipien, die wir angesprochen und trainiert haben, ganz gut umgesetzt. Und wir waren wieder, wie schon in den letzten zwei, drei spielen, sehr fleißig in der Rückwärtsbewegung. Da kann man auch keinen einzelnen Spieler herausheben, das haben wir als Mannschaft sehr gut gemacht“, lobte Zankl seine Mannen.

Aber: Obwohl seine Equipe von der ersten Minute im Vollgas-Modus war, zeigte er sich mit der Anfangsphase „nicht ganz so happy, weil wir in ein paar Momenten einen Kontakt zu viel hatten. Trotzdem waren wir über die Diagonale und die Tiefe immer gefährlich“, bemühte er sogar die Phrasenkiste: „Wir müssen zur Halbzeit höher führen. Denn in der Oberliga ist so ein Ergebnis immer gefährlich - gerade gegen einen Gegner, der fußballerische Qualitäten hat.“ Allerdings konnte Türkiye diese Fähigkeiten kaum abrufen. Michel Netzbandt versuchte es zwar, war aber zu oft auf sich allein gestellt.

"Wissen, dass wir noch nicht so im Flow sind"

Wo Zankl zudem noch Verbesserungsbedarf sah: „Wir müssen es noch besser zu Ende spielen. In einigen Momenten haben wir den Ball zu spät gelöscht. Aber das wäre Meckern auf tatsächlich hohem Niveau, weil wir eigentlich immer wach und diszipliniert waren, gut nach vorne gespielt und die Tore echt schön gemacht haben. Heute hat sich jeder top in die Truppe eingebracht.“ Nichtsdestotrotz wollte der Sasel-Trainer den Kantersieg nicht allzu hoch hängen, sondern meinte: „Wir wissen, dass wir gar nicht so im Flow sind wie die anderen Mannschaften“, sprach er damit auf die Abgänge im Winter und die verletzungsbedingten Ausfälle der letzten Wochen an. „Der Kern ist richtig gut - und den müssen wir jetzt da hinentwickeln, dass wir stabil, belastbar und leistungsfähig sind. Aber wir müssen uns, im Gegensatz zu den anderen Mannschaften, jetzt erstmal in die Stabilität und in den Flow reinarbeiten.“

Spielinfos
TSV Sasel - FC Türkiye
Liga: Oberliga Hamburg
Anstoss: So - 12.02. 15:00 Uhr
Spieltag: 27. Spieltag
Ergebnis: 6 : 0
Schiedsrichter: Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB)
Platz / Ort: Alfred-Mager-Stadion
Zuschauer: 170
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