Bezirksliga 02

Meisterentscheidung vertagt – aber Jassi schwärmt nach Sieg: „Das schwierigste Spiel der Saison!“

09. April 2022, 00:49 Uhr

Niedergeschlagene Wentorfer - während Damian Ilic (Mi.) Glück und Erleichterung nach seinem Treffer zum 2:0 ins Gesicht geschrieben stehen. Foto: noveski.com

Das Lob kam von allerhöchster Stelle: „Ohne jetzt jemandem auf die Füße zu treten, aber solch einen Gegner haben wir in der ganzen Bezirksliga noch nicht gehabt. Das war wirklich das schwierigste Spiel der Saison!“, fand Jassi Huremovic überaus anerkennende Worte für den SC Wentorf (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Sowas bringt Spaß – und das wollen die Zuschauer auch sehen. Das tut mir wirklich leid für die Jungs. Vielleicht wäre am Ende ein Punkt gerecht und verdient gewesen“, gestand der Trainer des ETSV Hamburg ein. „Aber Maik hat überragend gehalten und uns den Sieg festgehalten!“

Trockener Abschluss: Jan Landau (li.) brachte den favorisierten ETSV Hamburg früh in Front. Foto: noveski.com

Gemeint war damit ETSV-Torsteher Maik Meyer-Wersinger, der die Eisenbahner mehrfach vor dem Wanken bewahrte – und mit seiner glänzenden Leistung beinahe dafür gesorgt hätte, dass der Spitzenreiter der Bezirksliga-Staffel 2 vorzeitig die Meisterschaft gefeiert hätte. Wenn der Barsbütteler SV „mitgespielt“ hätte. Wäre der BSV daheim gegen den SV Hamwarde nicht über ein Remis hinausgekommen, wäre die Huremovic-Elf nicht mehr vom Thron zu stoßen gewesen. Aber: Die „Poschmänner“ drehten einen 0:2-Rückstand, feierten einen 3:2-Sieg und vertagten die Meisterentscheidung.

Obwohl der Titel dennoch zu 99 Prozent eingetütet ist, wollte Huremovic davon noch nichts wissen: „Es sind noch zwölf Punkte zu vergeben. Von daher ist rechnerisch noch nichts entschieden. Wir haben heute einen wichtigen 2:1-Sieg gegen eine richtig, richtig gute Mannschaft von Wentorf geholt. Unsere Jungs wurden richtig gefordert, hatten bei der einen oder anderen Situation Glück und einen überragenden Torwart.“

Wentorf scheitert am "überragenden Torwart"

Jan Landau (li.) bejubelt sein Führungstor mit Klaas Kohpeiß. Foto: noveski.com

Es waren gerade mal etwas über fünf Minuten gespielt, als Slavec Rogowski erkannte: „Sehr gut, Männer! Brauchen uns nicht zu verstecken!“ Der Chefcoach des SC Wentorf sah schon in den Anfangsminuten einen leidenschaftlichen, beherzten und komplett furchtlosen Auftritt seiner Mannen gegen den schier übermächtigen ETSV Hamburg. Schon früh im Spiel hatte Marius Suck nach einer feinen Stafette die Führungschance, scheiterte aber an ETSV-Keeper Maik Meyer-Wersinger (3.). Gleiches Schicksal ereilte SCW-Kapitän Marc Mauersberger, der nach feinem Zuspiel von Jannik Krienke freistehend nicht nur am Schlussmann der Eisenbahner, sondern im Nachsetzen auch am Pfosten hängenblieb (19.). Wentorf war mutig und spielerisch sogar überlegen – das Tor machten aber die Gäste!

Landau trifft, "MMW" pariert mehrfach

Wentorf-Kapitän Marc Mauersberger (li.) hatte die riesige Doppelchance zum Ausgleich, scheiterte aber am Torwart und dem Pfosten. Foto: noveski.com

Mit dem ersten gut vorgetragenen Angriff klingelte es sofort im Kasten von Niklas Runge, der beim platzierten und wuchtigen Abschluss von Jan Landau chancenlos war (12.). Über Artur Hoppe und Klaas Kohpeiß, der herrlich mit der Brust in den Lauf weiterleitete, kam das Leder zum langjährigen Oberliga-Torjäger des SV Curslack-Neuengamme. Aber: Die Rogowski-Rackerer ließen sich auch davon nicht beirren und spielten ihren Stiefel munter und mutig weiter. Während Nebija mit seinem Schlenzer in Runge seinen Meister fand (Nebija zu Co-Trainer Matthias Märtens: „Ich weiß nicht, wie er den hält!“), hatte Suck mit dem Pausenpfiff den Ausgleich auf dem Fuß. Erneut tauchte er blank vor Meyer-Wersinger auf, konnte diesen mit einem Heber aber nicht bezwingen (45.).

Wentorf vergibt, ETSV legt nach

Daumen hoch! Danijel Suntic (re.) feiert mit Damian Ilic, der soeben das 2:0 für die Eisenbahner erzielt hat. Foto: noveski.com

Unmittelbar nach Wiederanpfiff hätte Krienke das 1:1 markieren müssen, als er nach einem Renner-Schuss, den Meyer-Wersinger nach vorne abwehrte, das verwaiste Gehäuse vor sich hatte. Allerdings beförderte der Wentorfer das Spielgerät an die Latte (47.)! Ein spielerisch ganz starker Auftritt des Verfolgers, der es dem Primus mehr als nur schwer machte. Eine gute Viertelstunde vor Ultimo zeigten die Huremovic-Kicker aber ihre ganze Klasse und sorgten für eine Vorentscheidung (und wohl auch die Meisterschaft). Im „One-Touch-Stil“ kombinierte sich der ETSV über Bedran Atug, Danijel Suntic und Beytullah Atug im rechten Halbfeld durch. Letztgenannter brachte das Spielgerät flach und scharf vors Tor, wo Damian Ilic im Fallen in den rechten Giebel vollstreckte (76.)!

Youngster verkürzt - "Ich finde, wir waren über 90 Minuten die bessere Truppe"

Artistische Aktion: Der bärenstarke Arwid Dykier (re.) setzt zum Seitfallzieher an - Ziel verfehlt. Foto: noveski.com

Doch auch das konnte die unermüdlichen und nimmermüden Hausherren nicht aus der Bahn werfen. Ganz im Gegenteil. Sechs Zeigerumdrehungen vor dem Ende verkürzte der gerade erst 18 Jahre jung gewordene Fabian Mohr bei seinem Liga-Debüt für den SCW mit einer herrlichen Kopfball-Bogenlampe nach einer Ecke des bärenstarken Arwid Dykier – nur noch 1:2 (84.). Letztgenannter war es auch, der mit seinem 20-Meter-Schuss den Ausgleich hätte herstellen können, wenn Meyer-Wersinger seine Finger nicht noch an den Ball bekommen hätte (87.).

Kein Wunder also, dass Rogowski auf die Frage, ob die bessere Mannschaft am Freitagabend verloren habe, entgegnete: „Ehrlich? Ja! Ich finde, über 90 Minuten waren wir heute die bessere Truppe. Wir sind sicherlich auch so ein bisschen an unserem jugendlichen Leichtsinn gescheitert“, konstatierte er. Selbst die hochdekorierten und höherklassig erfahrenen Gäste erkannten die starke Vorstellung der Wentorfer neidlos an. Vor allem Danijel Suntic schwärmte vom „starken Spielaufbau“ der Schwarz-Gelben.

"Wentorf ist eine spielerisch starke Mannschaft. Respekt!"

Per Kopf brachte der eingewechselte Youngster Fabian Mohr (li.) kurz vor Ultimo die Wentorfer Hoffnungen auf einen verdienten Punktgewinn noch einmal zurück. Foto: noveski.com

Und das, obwohl der SCW personell alles andere als aus dem Vollen schöpfen konnte: „Wir sind heute mit 13 Mann angetreten. Viele hätten das Spiel abgesagt. Aber wir ziehen das durch und leben das hier mit den Youngstern. Die Jungs haben einen geilen Fight geliefert. Wir haben nur einfach die Tore nicht gemacht. Es waren genug Chancen da, um zumindest ein 2:2 mitzunehmen. Aber was soll ich den Jungs vorwerfen? Da steht eine Truppe mit einem Durchschnittsalter von 21,8 Jahren auf dem Platz. Das war ein tolles Spiel und hat mega viel Spaß gemacht“, schwärmte auch Rogowski von seinen Schützlingen.

Genauso wie sein Gegenüber: „Wentorf ist eine spielerisch starke Mannschaft. Respekt! Das macht auch Spaß gegen die zu spielen. Uns hat man ein wenig angemerkt, dass wir nach der längeren Pause nicht so leicht in Tritt gekommen sind. Dafür hat die Mannschaft gut gegengehalten und gut gestanden“, bilanzierte Huremovic, der den Sekt schon mal kaltstellen kann…

Autor: Dennis Kormanjos

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