Oberliga

Ein Sieg im Zeichen des Abschieds

09. Oktober 2023, 14:45 Uhr

Carl Janta (2. v. li.) und Luca Drude (re.) haben ihr vorerst letztes Spiel für den FC Alsterbrüder absolviert. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntag empfingen die Alsterbrüder Mit-Aufsteiger Düneberg bei herrlichem Spätsommerwetter auf dem Walter-Wächter-Platz. Knapp 200 Zuschauer aus Hamburg und Geesthacht sind versammelt, um das Duell der Aufsteiger zu erleben. Der Alsterbrüder-Anhang will zudem – neben der Unterstützung des eigenen Teams – besonders Luca Drude und Carl Janta bei ihrem letzten Auftritt für die Erste Herren gebührend verabschieden. Dazu hat man unter anderem ein meterlanges Banner gefertigt und aufgehängt, das die Alsterbrüder-Veteranen huldigt. Zusammen kommen sie bei je sechs Saisons auf 264 Liga-Einsätze und 22 Tore im Herrenbereich und je 95 Spiele im Jugendbereich für ihren Verein.

Luca Drude (2. v. li.) zieht mit ordentlich Tempo in seinem letzten Spiel für die Alsterbrüder nach vorne. Foto: Klaas Dierks

Das letzte Duell zwischen den Alsterbrüdern und Düneberg, ein Freundschaftsspiel an gleicher Stelle, hatte der Gast vor nicht ganz neun Monaten knapp mit 1:2 verloren. Torschützen damals für die Alsterbrüder: der mittlerweile „Alte Herr“ Stephan Wulf und der urlaubende Top-Torjäger Lennart Duve. Auf Seiten der Gäste traf Marvin Möller, der auch am Sonntag von Beginn an spielt. Während die Geesthachter dringend einen Sieg brauchen, um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu halten, wollen die Alsterbrüder dreifach punkten, um weiterhin Teil des Tabellenmittelfelds zu bleiben.

Und die Heimmannschaft legt gleich gut los. Nach ein paar Minuten der Feinjustierung, die Düneberg nach fünf Minuten ihren ersten Abschluss mit einem Ball am langen Pfosten vorbei erlaubt, sind die Alsterbrüder am Drücker. Einen hohen Ball auf die linke Angriffsseite verlängert Toni Pabst nach gewonnenem Kopfballduell auf Lasse Lahrtz, der in den Strafraum eindringt und aus ein paar Metern aus relativ spitzem Winkel vorbei an Torwart Arne Hantusch zur frühen Führung der Platzherren einschiebt (6.). Das geht ja gut los für die Alsterbrüder! Die Mannschaft ist in der Folge mit hohem Anlaufen und daraus oft resultierenden Ballgewinnen erfolgreich. Neun Minuten nach der Führung ein schnell vorgetragener Angriff der Alsterbrüder. Ein im doppelten Sinne passgenauer Ball auf den zentral mitgelaufenen Gian Luca Verago, der cool abschließt, bringt das 2:0 für die Hamburger (15.).

0:4 nach 32 Minuten: Nächstes DSV-Debakel?

Auch Carl Janta (li.) verabschiedet sich vorerst von seinen Alsterbrüdern. Hier im Duell mit Adrian Apau. Foto: Klaas Dierks

Wieder nur acht Zeigerumdrehungen später bringt das engagierte Nachsetzen mit erfolgreichem Ballgewinn durch Tim Algner erneute Gefahr fürs Gästetor. Algner läuft halblinks relativ unbedrängt auf Hantusch zu, doch statt es selbst zu versuchen, passt er uneigennützig rechts raus auf den wie schon zuvor mitgelaufenen Verago. Der sagt „Danke“ und schnürt abgeklärt sein Doppelpack.

Von Düneberg ist bis jetzt nach vorne kaum etwas zu sehen. Dafür umso mehr von dem nach wie vor aggressiv anlaufenden Heimteam, das sich dadurch einige Chancen erarbeitet. Und so registriert die Statistik für Luca Drude noch einen letzten Assist für das Energiebündel zum Abschied. Er bedient den in die Spitze startenden Algner, der mit dem Ball am Fuß an Tom Muhlack vorbei zieht und über links allein vor Hantusch auftaucht. Wird es wieder ein Pass auf Verago? Nein! Mit einem Zauber-Move geht er an dem dadurch chancenlosen Keeper vorbei und schiebt zur deutlichen 4:0-Führung ein (32.). Kündigt sich da ein erneutes Debakel für die Gäste an? Bereits dreimal in der noch jungen Saison musste man acht Tore schlucken.

Alsterbrüder-Coach Jörn Großkopf zeigt, dass das Spiel gegen Düneberg ganz im Zeichen eines Duos stand. Foto: Klaas Dierks

Aber Düneberg kommt nun selbst vor der Halbzeit (endlich) zu zwei Abschlüssen. Der erste stellt Moritz Junge vor keine Probleme. Er ist froh, nach seiner erfolgreichen Berufungsverhandlung wieder im Kasten stehen zu können. Nach zuerst unverständlich übermäßiger Sperre kann er nun auf Bewährung wieder ins Geschehen eingreifen und hätte das kurz vor dem Pausenpfiff auch müssen, als Tarik Cosgun den Ball aus spitzem Winkel mit Wucht auf den kurzen Pfosten zieht, hätte nicht Jannik Kretschmar den Schuss im letzten Augenblick noch geblockt. So geht es in die Pause.

Zum Wiederanpfiff und kurz danach wechselt Jörn Großkopf dreimal. Für den gewohnt sicheren Verteidiger Kretschmar kommt Mittelfeldstratege Mert Erdal, für den eifrigen Antonio Pabst kommt Konrad Janta zu den (vorerst) letzten gemeinsamen Spielminuten mit Bruder Carl. Torschütze Lasse Lahrtz geht für Luke Peemöller. Für die Alsterbrüder geht in der Folge zunehmend weniger. Die aggressive, fokussierte Herangehensweise weicht einer eher abwartenden Haltung, die die Düneberger erst zögerlich, dann entschlossener für eigene Ausflüge in die Hälfte der Alsterbrüder nutzen.

Natürlich Cosgun: DSV gelingt Ehrentreffer

Fußball wurde auch gespielt - und das vor allem von Seiten des FCA. Schon früh im Spiel sorgte Gian Luca Verago (re.) per Doppelschlag für die Vorentscheidung. Foto: Klaas Dierks

So zum Beispiel nach einem abgefangenen Angriff fünf Minuten nach Wiederanpfiff, als Junge zum ersten Mal nach Wiederanpfiff eingreifen muss. Aber der Fernschuss von Shawn Rudat wird seine sichere Beute. In der 56. Minute kommt ein Düneberger im Strafraum im Duell mit einem Abwehrspieler zu Fall. Die Bank von Düneberg fordert vehement Elfmeter, den man aus neutraler Sicht hätte geben können – aber nicht müssen. Glück gehabt, Alsterbrüder!

Düneberg beginnt stärker zu werden. Jürß haut einen raus, aber Junge pariert stark! Die besseren Chancen in dieser Phase bei Düneberg. Und die nächste nutzt Cosgun. Aus zentraler Position an der Strafraumgrenze versetzt er einen Alsterbruder, um den so gewonnenen Platz zu nutzen und flach links unten einzuschweißen. 4:1. Ehrentreffer in der 64. Minute oder der Beginn einer Aufholjagd? Nur vier Minuten später: Wieder ist es Cosgun, der das Tor der Alsterbrüder in erhöhte Gefahr bringt. Aber seinen Volleykracher von rechts innerhalb des Sechzehners aus circa acht Metern entschärft der Alsterbrüder-Keeper stark. Es bleibt beim Drei-Tore-Vorsprung der Alsterbrüder. Noch. Die Alsterbrüder haben nun, da Düneberg hinten aufmacht, Konterchancen. Eine Hereingabe von Konrad Janta auf den Kopf von Doppeltorschütze Verago pariert Hantusch gut.

Verdienter Beifall für ein Duo

Bereits nach einer guten halben Stunde sorgte Tim Algner (li., verdeckt) endgültig für ganz klare Verhältnisse - das Tor zum 4:0. Foto: Klaas Dierks

In der 69. Minute ist es dann so weit. Unter dem kollektiven Beifall der Trainer, Mitspieler und Zuschauer verlassen Carl Janta und Luca Drude den Platz. Ihr Weg führt sie per sofort aus beruflichen Gründen zu weit weg, um regelmäßig für das Team tätig zu werden. Auch von dieser Seite alles Gute für die Zukunft! Für Janta kommt Janek Bundt, für Drude Benjamin Lerida. Der nächste erfolgsversprechende Konter der Platzherren läuft über Algner. Von links kommend sieht er den frischen, mittig lauernden Lerida. Dessen Schuss wehrt Dünebergs Keeper zur Ecke ab. Jetzt ist er warmgeschossen und hält, was es zu halten gibt. Oder der Ball wird wegverteidigt, wie von Joe Warmbier in letzter Sekunde vor dem einschussbereiten K. Janta.

Trotz fünf Gegentoren: Hantusch bester Düneberger

Das Banner des Alsterbrüder-Anhangs huldigte das Duo Carl Janta und Luca Drude. Foto: Klaas Dierks

Bei der darauffolgenden Ecke versucht es Janta mal direkt. Uff, das war knapp, Hantusch tippt den Ball zur erneuten Ecke über die Latte. Ein Ballverlust im Mittelfeld beschert Düneberg die nächste Großchance. Diesmal ist es Valentin Zalli, dessen Versuch aus der Nahdistanz von Junge erneut prächtig entschärft wird. Auf der Gegenseite ist es dann Hantusch, der ebenfalls zeigt, dass er auf dem Posten ist, indem er einen Schuss von Janta nach Vorarbeit von Lerida unschädlich macht. Die Chancen zur Resultats-Veränderung sind auf beiden Seiten gegeben, aber noch wehren sich die Torwarte beider Mannschaften erfolgreich dagegen.

Die Alsterbrüder haben das letzte Wort

Trotz der Konterchancen von den Alsterbrüdern, bleibt bei ihnen in der zweiten Hälfte vieles lange Stückwerk. Bis zur 86. Minute. Da flutscht es wieder. Nach längerer Zeit besinnt sich das Heimteam wieder auf seine spielerischen Fähigkeiten. Nach einem starken Ballgewinn durch Lerida, der einen verlorenen Ball durch engagiertes Nachsetzen zurückgewinnen kann, läuft der Ball gefällig über mehrere Stationen, bis Verago im Sechzehner Peemöller anspielt, der den Ball im zweiten Versuch zum 5:1 im Netz unterbringt (86.). Der Endstand, da Warmbier Peemöllers Schuss danach von der Linie kratzt, und ein letzter Versuch von Algner, zu erhöhen, von Hantusch vereitelt wird.

Ein Abschieds-Foto durfte natürlich auch nicht fehlen. Carl Janta (li. unten) und Luca Drude vor dem Anhang des FC Alsterbrüder. Foto: Klaas Dierks

Nach Spielschluss werden Carl Janta und Luca Drude gebührend vom Anhang verabschiedet. Im Anschluss an ein paar Abschiedsworte durch den Vorstand, bekommen beide Spieler Geschenke überreicht, die sie an ihre Jahre bei den Alsterbrüdern erinnern werden.

Die Düneberger müssen nun in einem „Sechs-Punkte-Spiel“ zuhause gegen Türkiye versuchen, unten rauszukommen, während die Alsterbrüder am Sonntagvormittag beim unberechenbaren USC Paloma zeigen können, dass sie auch ohne die beiden flügge gewordenen Alsterbrüder siegreich agieren können.

Klaas Dierks

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