Feuer, Gift und Galle – Bennet Krause lacht zuletzt!

Osdorf dreht hitziges Derby gegen Teutonia 05

28. November 2015, 00:21 Uhr

Machte sich mit seiner Art keine Freunde beim Gegner, sich selbst bescherte Bennet Krause mit seinem Torerfolg allerdings eine gehörige Portion "Genugtuung". Foto: noveski.com

Dass es sich um kein gewöhnliches Spiel handeln würde, war beileibe nicht nur der Tatsache geschuldet, dass die Plätze beider Teams gerade einmal sechs Kilometer Luftlinie auseinander liegen. Für eine überaus brisante Atmosphäre sorgten die Akteure des TuS Osdorf und vom FC Teutonia 05 bereits im Vorfeld des direkten Aufeinandertreffens: Teutonen-Verteidiger Sidiki Straub heizte die Stimmung mit verächtlichen Aussagen in Richtung des Nachbarn – vor allem gegen TuS-Kapitän Bennet Krause – zusätzlich an. Zudem sorgte ein Vorfall bei der Hochzeitsfeier eines ehemaligen Osdorfers und aktuellen T05-Akteurs für zusätzlichen Gesprächsstoff…

Jefferson Nosa brachte seine Teutonen auf die Siegerstraße - ein Weckruf für die Hausherren. Foto: noveski.com

„Ich habe damit gerechnet, dass es ein sehr giftiges Spiel wird“, erklärte Osdorf-Coach Piet Wiehle im Anschluss an das Spiel und nannte die Beweggründe. „Wenn man die Berichterstattung im Vorfeld des Spiels liest und einige Aussagen hört, braucht man sich nicht zu wundern. Dann war da ja noch eine andere Geschichte auf der Hochzeit eines ehemaligen Spielers von uns, als irgendeine Person in das Hochzeitsbuch auf die letzte Seite ‚Scheiß TuS Osdorf – nur Teutonia‘ geschrieben hat. Da muss man sich natürlich fragen, ob diese Person noch alle Tassen im Schrank hat! Da war einem klar, unter welche Kategorie dieses Spiel einzuordnen sein würde.“ Die Hausherren freuten sich insbesondere auf das Duell mit Sidiki Straub – doch der war überhaupt nicht zugegen. „Er ist ja selbstständig und musste kurzfristig nach Brasilien“, so Trainer Liborio Mazzagatti. Beim TuS fehlten Abwehr-Ass Dennis Schmidt und Defensiv-Allrounder Kevin Trapp, die beide auf einer Weihnachtsfeier weilten.

Zur ersten Halbzeit: Es entwickelte sich von Beginn an ein hitziges Gefecht mit vielen kleinen Nicklichkeiten, Unterbrechungen und Provokationen. Bis auf einen Freistoß in der allerersten Spielminute von Torben Krause, den Semir Svraka allerdings locker abfing, kam vom Gastgeber offensiv gar nichts. Stattdessen erspielte sich Teutonia zwei ganz dicke Chancen auf etwas Zählbares: Die erste Möglichkeit war ein Geschenk der TuS-Abwehr, als eine Kopfballrückgabe deutlich zu kurz geriet und Pascal Pietsch völlig freistehend am toll reagierenden Dennis Wolf scheiterte (5.). Beim zweiten Versuch war es der zuletzt stark aufspielende Tobias Stöhr, dessen Zuspiel beim Gegner landete. Malte Piechottka beförderte das Spielgerät aus 17 Metern an den linken Innenpfosten (22.). Viel Pech für die Gäste!

Nosa spielt den Türöffner und „weckt“ den Gegner auf

Den zweiten Abschnitt eröffnete Pietsch mit einem Versuch aus der zweiten Reihe, der nur knapp am Tor vorbei segelte (46.). Teutonia wirkte griffiger, aggressiver und war besser im Spiel. Allerdings nahm auch Osdorf nun am Spiel teil. „Jetzt haben wir sie“, feuerte „Capitano“ Bennet Krause, der in gewohnter Manier einige Freistöße herausholte, was die Teutonen ein ums andere Mal auf die Palme brachte, seine Mannen nach zwei, drei gelungenen Aktionen an. Doch dann verlor Sven Müller die Orientierung, wähnte den durchstartenden Jefferson Nosa nach feinem Pietsch-Zuspiel im Abseits. Doch das war ein Irrtum – Nosa war auf und davon und schob den Ball mit dem linken Fuß aus sehr spitzem Winkel – fast von der rechten Grundlinie – ins lange Eck ein. Teutonia führte (58.)! Nicht nur der Torschütze, der während der 90 Minuten einige Male mit laustarken Gesten auffiel, auch die Bank der Gäste feierte diesen Treffer ausgiebig und lief schnurstracks auf den Platz. „Ich bin kein Freund davon, wenn man zu früh jubelt“, haderte Mazzagatti anschließend. Die Führung war zu jenem Zeitpunkt absolut verdient, doch die Freude darüber war nur von sehr kurzer Dauer. Fast im Gegenzug musste André Friebe einen Ude-Kopfball von der Linie köpfen (60.). Dann hatte der immer stärker auftrumpfende Felix Schlumbohm freie Bahn, wurde aber noch entscheidend von Ersin Kücük am Einschuss gehindert. Der Ball senkte sich per Bogenlampe an den Querbalken – Teutonia pennte und Sascha Blume nickt den Abpraller in die Maschen (61.)!

TuS-Routinier Sascha Blume (M.) drehte das Spiel per Doppelpack. Foto: noveski.com

Nun fand Osdorf zu alter Stärke zurück. Svraka parierte in unglaublicher Manier eine Volleyabnahme von Torben Krause (67.). Zehn Zeigerumdrehungen darauf war es erneut „TK9“, der die Kugel perfekt über die Abwehrkette hob und „Sturmtank“ Blume bediente. Dieser setzte seinen wuchtigen Körper ein und spitzelte das Leder mit der rechten Pike durch die Hosenträger seines Gegenspielers ins lange Eck – 2:1 (77.)! Teutonia versuchte es nochmal, konnte TuS-Keeper Wolf jedoch vor keine ernsthafte Herausforderung stellen. Im Gegenteil: 180 Sekunden waren noch auf der Uhr, als die 05er einen Herbrand-Einwurf von rechts nicht aus der Gefahrenzone bekamen. Stattdessen fiel der Ball dem viel gescholtenen und immer wieder in hitzige Duelle verwickelten Bennet Krause vor die Füße. Aus 17 Metern feuerte er das Leder mit links halbhoch ins rechte Eck – 3:1 (87.)! Der Jubel über diesen Torerfolg war nicht nur beim Schützen groß. Cousin Torben Krause nahm ihn auf die Schultern, die Mannschaft baute sich vor ihrem „Captain“ auf und der eingewechselte Filip Barbarez stimmte ein „Bennet Krause, Fußballgott“ an. Der Schlusspunkt eines unheimlich intensiven und umkämpften Spiels.

Müller verweigert Krause den Handschlag und soll gespuckt haben

„Es war von Anfang an eine ganze Menge Brisanz drin. Dementsprechend war ich ein wenig überrascht, dass wir in der ersten Halbzeit total schlecht gespielt und keine einzige klare Torchance erspielt haben. Wir wussten, dass sie versuchen werden, uns verbal zu bearbeiten. So ist es auch gekommen – aber wir haben uns davon ein bisschen einschüchtern lassen“, befand Bennet Krause und fügte an: „Der Trainer hat deshalb auch im Vorfeld darauf hingewiesen, dass wir besonders ruhig bleiben müssen. Allerdings kommen wir nun mal über diesen Kampf und diese Physis. Der Punkt, als es dann auf uns übergeschwappt ist, war vermutlich der Rückstand. Danach haben wir mal wieder Moral gezeigt und sind zurückgekommen.“ Trotz des Erfolges herrschte beim Kapitän nicht nur eitel Sonnenschein: Während der Partie kam es zu einem unschönen Zwischenfall, als Teutonias Cem Müller ihm in den Nacken gespuckt haben soll. „Man kann sich auf dem Platz beharken und bekämpfen, aber so etwas ist absolut unter der Gürtellinie. Er hat mir schon vor dem Spiel den Handschlag verweigert. Dementsprechend groß ist die Genugtuung am Ende.“ Der Beschuldigte bestritt das vermeintliche Spucken vehement. „Ich spiele seit über 20 Jahren Fußball. So etwas wurde mir noch nie unterstellt! Dass es im Spiel auch mal härter zur Sache geht und das eine oder andere unschöne Wort fällt, ist kein Geheimnis. Aber jemanden anzuspucken, das ist nicht meine Art!“

„Für Teutonia geht es um die goldene Ananas“

Osdorf-Coach Piet Wiehle (r.) erwartete ein brisantes Duell und freute sich über den Erfolg. Foto: noveski.com

Nach Schlusspfiff bilanzierte Wiehle: „Die erste Halbzeit war nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Wir waren überhaupt nicht präsent, hatten nicht die richtige Einstellung zum Spiel und haben den Gegner nicht unter Druck gesetzt. Deshalb musste ich heute etwas lauter werden. Ich weiß nicht, ob das 0:1 für uns ein Weckruf war, aber die zweite Halbzeit war von unserer Seite absolut in Ordnung. Ich habe den Jungs schon vor dem Spiel gesagt, dass Teutonia sich im Vorfeld mehr ausgerechnet hatte. Sie sind 13 Punkte hinter uns, eigentlich geht es für sie nur noch um die goldene Ananas. Deren Ziel ist es nur, uns zu schlagen.“ Sein Gegenüber konstatierte: „Wir haben im ganzen Spiel zwei Fehler gemacht und drei Tore bekommen. Ich denke, dass wir über 60 Minuten, eigentlich sogar übers ganze Spiel gesehen, die bessere Truppe waren. Wir haben keine Torchance zugelassen, verdientermaßen geführt. Das Ergebnis ist natürlich bitter für die Jungs, die sich heute für ihre gute Leistung nicht belohnt haben. Wir waren aggressiv, haben gut gepresst, den Gegner nicht ins Spiel kommen lassen und die hohen Bälle super verteidigt. Wir waren sowohl bei den ersten als auch bei den zweiten Bällen da und trotzdem stehen wir mit leeren Händen da. Wichtig ist, dass auch Osdorf erkennt, dass es ein glücklicher Sieg war.“ Abschließend soll auch die gute Leistung des Unparteiischen Marco Hölscher (BU), der zwar nicht immer richtig lag, aber in einem unglaublich schwer zu leitenden Spiel insgesamt ein gutes Händchen bewies, nicht unerwähnt bleiben.

Der LIVE-Ticker zum Spiel: