Mit links, rechts, aus 60 Metern – Cordi „knockt“ Dassendorf aus!

"Bekkampler" schaffen den Pokal-Coup und eliminieren den Favoriten

19. Dezember 2015, 18:40 Uhr

Youssef Sbou (M.) feiert das vorentscheidende 2:0 mit seinen Teamkollegen Mou-Inzou Bachir (l.) und dem überragenden Sebastien Mankumbani. Foto: timelash.de

Er kämpfte mit seinen Emotionen, als der Unparteiische Konrad Oldhafer (SC Poppenbüttel) nach 120 nervenaufreibenden Pokalminuten sein Arbeitswerk betätigte und die TuS Dassendorf einmal mehr vorzeitig die Segel streichen musste. Die Rede ist von TuS-Torsteher Stanislaw Lenz, dessen starke Leistung von einem schwachen und aus seiner Sicht leider auch folgenschweren Moment überschattet wurde. Doch Lenz zeigte nach dem bitteren Knockout bei hochmotivierten Concorden alles andere als Schwäche, sondern wahre Größe – und das im Moment seines wohl schlimmsten sportlichen Moments. „Wir gewinnen und verlieren zusammen! Man wird von mir nie hören, dass ich einen einzelnen Spieler an den Pranger stelle. Wir sind eine Mannschaft“, stärkte auch Jan Schönteich seinem Schlussmann den Rücken.

Benjamin Bambur (l.) nahm das von Lenz (M.) verteilte Geschenk dankend an und schob zur Führung ein. Foto: timelash.de

Was war geschehen? Nach 90 torlosen Minuten, in denen die personell aus dem allerletzten Loch pfeifenden Gäste vor allem nach der Pause das klar tonangebende Team waren, unterlief Lenz zu Beginn der Verlängerung ein fataler Fehler, als er aus seinem Tor eilte, den Ball klären wollte – stattdessen aber Cordi-Torjäger Benjamin Bambur das Spielgerät auf dem Silbertablett servierte. Dieser war bis dato kaum in Aktion getreten, nahm das Geschenk jedoch dankend an und schob die Kugel aus 23 Metern ins verwaiste Dassendorfer Gehäuse ein – 1:0 Cordi (96.)! Es war der Anfang vom Ende für die „Wendelwegler“, die das Erreichen des Pokalfinales klar auf ihre Agenda gesetzt hatten. „Niemand aus meiner Mannschaft wird ihn dafür nun an die Wand nageln. In der letzten Woche haben wir auch durch ein Eigentor verloren – und derjenige bekam auch nicht einen Ton zu hören. Fehler passieren und sind dazu da, um sie auszubügeln. Das haben wir nicht geschafft. Wo war denn derjenige, der den Ball mal mit aller Entschlossenheit über die Linie gehauen hat? Oder wie viele Standards sind in Cordis Strafraum geflogen? Jeder sollte bei sich selbst anfangen“, so Schönteich. „Ich hab die Situation gar nicht richtig wahrgenommen, da ich in diesem Moment anderweitig beschäftigt war. Aber genau für diese Momente haben wir Benny. Egal, wie ein Spiel läuft, er findet immer eine Situation, um ein Tor zu schießen. Er arbeitet fiel für die Mannschaft und wir brauchen ihn unbedingt“, schwärmt „Aki“ Cholevas von seiner „Torfabrik“.

Siemsen trifft aus der eigenen Hälfte – „Ergebnis kolossal ungerecht“

Oliver Doege (r.) verrichtete in der IV an der Seite von Siemsen einen Top-Job. Hier im Duell gegen TuS-Kapitän Sven Möller. Foto: timelash.de

Der „Double-Meister“ warf in den Schlussminuten alles nach vorne – es fehlte jedoch komplett an der Durchschlagskraft. Dies nutzte Concordia in den Schlussminuten, um das Resultat in die Höhe zu schrauben. Maurizio d’Urso per Kopfballverlängerung in den Lauf des durchstartenden Matthias Cholevas. In einer Drei-gegen-Eins-Situation bediente dieser seinen Bruder Georgios am rechten Strafraumeck, der postwendend auf Youssef Sbou weiterleitete. Dessen Schuss schlug unterm Querbalken zum vorentscheidenden 2:0 ein (118.)! Den wahrhaftig krönenden Schlusspunkt setzte allerdings der überragende Innenverteidiger Yannick Siemsen, der den Ball aus der eigenen Hälfte und über 60 Metern Torentfernung über den in dieser Phase natürlich weit vor seinem Kasten postierten Lenz hinweg in die Maschen jagte (120.)! Ein unglaublicher Treffer des 20-jährigen Shootingstars! „Ich empfinde das Ergebnis als kolossal ungerecht – sowohl den eigentlichen Ausgang als auch die Höhe. In der Verfassung, in der beide Mannschaften heute aufeinander getroffen sind, müssen wir das Spiel zu unseren Gunsten entscheiden – und zwar nach 90 Minuten“, befand Schönteich anschließend.

Es wurde mit harten Bandagen gekämpft: Hier Bambur (M.) gegen S. Atug. Foto: timelash.de

Während seine Elf das Geschehen diktierte, waren es die Hausherren, die zu Anfang mit zwei dicken Chancen aufwarteten: Nach einem katastrophalen Ballverlust von Mark Brudler scheiterte Bambur freistehend am glänzend reagierenden Lenz (18.), ehe Michael Kobert nach einem langen Siemsen-Pass den TuS-Fänger bereits umkurvte, dabei allerdings etwas zu weit abgedrängt wurde (21.). Für Dassendorf vergab Mariusz Zmijak die erste Großchance, als er den Ball nach Thomas-Hereingabe relativ ungehindert nicht voll traf (7.). Schließlich forderten die Gäste einen Handelfmeter, als G. Cholevas einen Möller-Schuss vermeintlich mit dem Arm blockte (17.). Zu guter Letzt bekam Amando Aust nach einem Warmbier-Einwurf per Kopf nicht genügend Druck hinter den Ball, so dass Kanan Safarov, der an jenem Nachmittag über sich hinaus wuchs, spektakulär fliegen durfte (30.). Nach dem Wechsel plätscherte das Spiel zunächst einmal ereignislos vor sich hin. Beide Teams mit unzähligen Unzulänglichkeiten, bis die TuS von Minute zu Minute dominanter wurde. Adrian Voigt blieb im Eins-gegen-Eins an Safarov hängen (70.), ehe der kurz zuvor in die Partie gekommene Pascal Nägele den Cordi-Torhüter bereits überloppte und der Ball nur um Haaresbreite über die Latte segelte (75.).

„Es hätten traurige Weihnachten werden können...“

Hinten erwies sich Kanan Safarov (r.) als bärenstarker Rückhalt. Foto: timelash.de

Die Verlängerung musste also die Entscheidung bringen – und diese fiel zugunsten des Oberliga-Aufsteigers aus. Dassendorf war das Fehlen einiger Leistungsträger deutlichst anzumerken – so mussten unter anderem auch Bey Atug und Pascal Nägele, die die ganze Woche über nicht trainierten, auf der Bank Platz nehmen. Viel mehr Alternativen blieben Coach Schönteich gar nicht. „Meines Erachtens ist die klar bessere Mannschaft ausgeschieden. Die Mannschaft, die mehr fürs Spiel investiert und mehr Torchancen kreiert hat, das waren in allen Belangen wir“, bilanzierte Schönteich, der seine Rotation im Tor – eigentlich ist Christian Gruhne die Nummer eins – verteidigte. „Wir sind eine Mannschaft, in der nicht nur elf Spieler den Anspruch haben, zu spielen. Ich würde diese Entscheidung wieder so treffen.“ Ein rundum glücklicher Cholevas konstatierte: „Zur Pause müssen wir eigentlich schon führen, da hatten wir zwei Hundertprozentige. Uns ist es gelungen, den Gegner frühzeitig zu stellen, waren mutig und selbstbewusst. Deshalb denke ich auch, dass wir am Ende verdient gewonnen haben – weil wir immer einen Schritt schneller waren. Ich hatte schon die ganze Zeit den Gedanken im Kopf: Wenn wir rausfliegen, dann werden es traurige Weihnachten. So können wir uns mit gepackten Koffern auf den Weg machen“, gab Cholevas, der sich mit seinen Söhnen um 18:10 Uhr auf den Weg in die Heimat nach Griechenland machte, abschließend zu Protokoll.

Der LIVE-Ticker zum Spiel mit allem Wissenswertem zum Nachlesen:


Die große Bildershow zum Spiel präsentiert timelash.de!

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