Oberliga

Nach drei Kreuzbandrissen zurück als 08-Kapitän: Kremer „über jede Minute Fußball sehr dankbar“

10. August 2023, 18:03 Uhr

Nach drei Kreuzbandrissen ist Lukas Kremer zurück - und führt den TSV Buchholz 08 als Kapitän aufs Feld. Foto: Miriam Kartzig

Am vergangenen Wochenende hat der TSV Buchholz 08 für eine kleine Überraschung gesorgt und den überaus ambitionierten Liga-Neuling ETSV Hamburg mit 4:2 in die Schranken gewiesen. Mit dabei: Lukas Kremer. Der 31-Jährige führt die Nordheider in dieser Saison als Kapitän auf den Platz. Wir haben mit dem Innenverteidiger über seine persönliche Leidenszeit und die Rückkehr von Thorsten Schneider, aber auch über den neuen Weg an der Otto-Koch-Kampfbahn und sportliche Ziele mit den 08ern gesprochen...

FussiFreunde Hamburg: Lukas, der erste Saisonsieg ist da – und es war zugleich ein sehr überzeugender gegen ein vermeintliches Top-Team in dieser Liga. Wie blickst du auf den 4:2-Erfolg gegen den ETSV Hamburg zurück?

Kremer (li.) ist "über jede Minute Fußball sehr dankbar" sei. Foto: Miriam Kartzig

Lukas Kremer: „Die ersten drei Punkte einer Saison fühlen sich immer top an. Nach der Auftaktniederlage und dem Pokalaus in Runde zwei, welche beide unglücklich und vermeidbar waren, wollten wir unbedingt die ersten Zähler einfahren. Die Qualität vom ETSV hat man natürlich gesehen, trotzdem haben wir als Team zusammengestanden und füreinander gearbeitet. Das war aus meiner Sicht der Schlüssel und daher der Sieg, vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit, verdient.“

In Buchholz hat es in diesem Sommer einen ziemlich großen Umbruch gegeben. Viele neue und vor allem junge Spieler sind zum Team gestoßen. Wie schätzt du den Kader ein – auch im Vergleich zum Vorjahr?

Kremer: „Wir hatten im letzten Jahr auch einen vernünftigen Kader zusammen, aber leider aufgrund verschiedenster Umstände nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Uns haben in diesem Transferfenster doch einige erfahrene Stammspieler verlassen, weshalb wir uns intensiv um potenzielle Neuzugänge bemüht haben. Der Fokus lag in diesem Sommer eher darauf, Spieler mit Bezug zur Region zu überzeugen, womit wir in den vergangenen Jahren bereits oft Erfolg hatten. Ich finde schon, dass man relativ schnell sieht, dass wir qualitativ gute Spieler dazugewonnen haben, die uns auf jeden Fall nach vorne bringen werden.“

Auch auf der Trainerbank hat es eine Veränderung gegeben: Thorsten Schneider ist zurück und hat die Nachfolge von Nabil Toumi angetreten. „Back to the roots“ sozusagen. Ist das auch das Motto? Will man zurück zu den alten Tugenden – zu der Identität, die den Verein über viele Jahre ausgemacht hat?

Nach Jahren der sportlichen Leidenszeit hat Lukas Kremer (Mi.) endlich wieder Grund, zu lachen. Foto: Miriam Kartzig

Kremer: „Ich war bereits bei der ersten Amtszeit von Thorsten Schneider dabei und kann sagen, dass rund um die Mannschaft und auch im ganzen Verein eine spannende Aufbruchsstimmung herrscht. In den ersten Wochen der neuen Saison waren wieder deutlich mehr Zuschauer bei unseren Spielen und wurden, denke ich, keinesfalls enttäuscht. Genau das könnte meiner Ansicht nach ein Motto werden - fleißig sein und gemeinsam Erfolg haben! Vergessen möchte ich aber auch die letzten drei Jahre unter Ex-Coach Nabil Toumi nicht. Diese waren unglaublich lehrreich und haben viele Spieler, besonders im Bereich des taktischen Verhaltens, einige Schritte nach vorne gebracht!“

Dir persönlich wurde eine große Ehre zuteil. Nach langer Leidenszeit hat dich Thorsten Schneider zum Kapitän ernannt. Was bedeutet es dir, dieses Amt auszuüben?

Wie groß das Vertrauen in Kremer ist, demonstrierte Neu-Coach Schneider mit der Kapitänsbinde. Foto: Miriam Kartzig

Kremer: „Natürlich freue ich mich und es ist eine Ehre, ein Oberliga-Urgestein wie den TSV Buchholz 08 auf dem Platz anzuführen. Dazu ist es ein toller Vertrauensbeweis des Trainerteams. Wir haben zusätzlich einen super Mannschaftsrat – wir stimmen uns in vielen Entscheidungen eng ab und wollen so dazu beitragen, dass die Dinge auf dem Platz und in der Kabine nach unseren Vorstellungen laufen.“

Apropos lange Leidenszeit: Lasse uns doch mal an deiner Verletzungshistorie der letzten Jahre teilhaben – und wie schwer war es für dich, das Comeback weiter im Auge zu behalten? Oder anders gefragt: Gab es auch Momente, in denen du ans Aufhören gedacht hast?

Kremer: „Ich habe mir im Jahr 2012 das erste Mal das Kreuzband gerissen. Leider passierte es mir im Trikot von Buchholz 08 in den Jahren 2019 und 2021 im anderen Knie erneut. Leidensgenossen werden es kennen: Die ersten zwei, drei Tage danach sind einfach riesengroßer Mist. Gerade beim letzten Mal habe ich durchaus überlegt, die Schuhe an den Nagel zu hängen. Nach kurzer Zeit kam aber zum Glück das Umdenken und man beschäftigt sich intensiv mit verschiedenen Ärzten und den besten Reha-Maßnahmen. Aktuell bin ich einfach über jede Minute Fußball sehr dankbar und genieße das in vollen Zügen.“

Welche Erinnerungen hast du an deine Rückkehr auf den Platz?

Gegen den ETSV Hamburg feierten die Mannen aus der Nordheide den ersten Saisonsieg. Daran soll jetzt angeknüpft werden. Foto: Miriam Kartzig

Kremer: „Ich habe viel Zuspruch von Teamkollegen und Weggefährten erfahren, eine riesengroße Freude gespürt und nach wie vor wahnsinnige Lust auf Fußball. Von Ende 2019 bis Anfang 2023 habe ich nur ganz wenige Minuten spielen können. Deswegen war der Wiedereinstieg zu Jahresbeginn emotional und ein ganz besonderer Moment für mich.“

Wir haben den Umbruch innerhalb der Mannschaft schon angesprochen. Was ist mit dieser Mannschaft in der Saison möglich – und wie lautet die konkrete Zielsetzung mit dem TSV Buchholz 08?

Kremer: „Wir möchten eine unbequeme Mannschaft für jeden unserer Gegner sein, trotzdem aber auch mutig und befreit aufspielen. Wenn wir dadurch unsere Zuschauer begeistern und den Zusammenhalt im Verein weiter stärken, habe ich nichts dagegen, wenn wir im neuen Jahr frühzeitig eine weitere Oberliga-Saison planen können.“

Autor: Dennis Kormanjos