Oberliga

Zufriedenheit auf der einen, aber nicht auf der siegreichen Seite: Seeliger ist „kein Träumer“

27. April 2024, 01:10 Uhr

Martin Harnik (li.) zieht energisch an Mark Brudler, einem der vielen Ex-Dassendorfer, vorbei. Foto: Sportfoto Chris Haupt/Instagram

Beim Verlassen der Anlage huschte dem Dassendorfer Vereins-Urgestein Hans-Werner Ollick ein eher gequältes Lächeln übers Gesicht – garniert mit dem verbalen Zusatz: „Wird Zeit, dass die Saison zu Ende ist!“ Die TuS erfüllte zwar ihre Pflicht im Derby-Heimspiel gegen das abgeschlagene Schlusslicht aus Düneberg souverän und deutlich mit 4:0 (alle Highlights im LIVE-Ticker), so richtig zufrieden war man allerdings nur auf der anderen Seite. „Hochzufrieden“ zeigte sich sogar Erdinc Özer, Interimscoach des DSV, nach den 90 Minuten. „Wenn man im Vorfeld die Tipps hört, dass wir hier zweistellig vom Acker geschossen werden, dann ist das für uns schon aller Ehren wert und halbwegs ein Ritterschlag“, gewann er der Abfuhr ganz viel Positives ab.

Tarik Cosgun (un.) - hier im Duell mit Eyke Kleine - vergab kurz vor Ultimo die größte Düneberger Chance. Foto: Sportfoto Chris Haupt/Instagram

Der Konter von Thomas Seeliger: „Der eine ist zufrieden, der andere nicht“, war der Pflichtsieg seiner TuS Dassendorf eben auch nicht mehr als nur eine zum Teil lästig erscheinende Pflicht. Man habe zwar gewonnen, aber der ärgste Altona-Verfolger legte eine eklatante Chancenverwertung an den Tag, ließ die letzte Konsequenz vermissen – und auch das Spiel an sich wirkte eher schleppend und schwerfällig. Es fehlten Tempo, Zielstrebigkeit und auch eine gewisse Schnelligkeit in den Passfolgen und Stafetten. Anstatt nochmal ein deutliches Signal in Richtung „AJK“ zu senden und vielleicht auch etwas fürs Torverhältnis zu tun, verrichtete man den Dienst nach Vorschrift.

Hantusch wird berühmt geschossen

Rinik Carolus (re.) bringt den Ball unter Bedrängnis von Tjark Hänsch mit viel Effet in die Mitte. Foto: Sportfoto Chris Haupt/Instagram

Dabei legten die „Wendelwegler“ vor 447 Zuschauern, die aufgrund einer Sponsoring-Aktion des „Hamfelder Mühlencafe“ keinen Eintritt zahlen mussten, gut los. Erst veredelte Zhi-Gin Lam ein perfekt getimtes Zuspiel von Martin Harnik zur frühen Führung (4.), ehe der ansonsten unauffällige Sven Möller eine Harnik-Hereingabe nach einer verunglückten Bogenlampe von Ivan Vidosevic per Volley aus 15 Metern in die Maschen jagte (10.). „Du liegst nach zehn Minuten 0:2 zurück – da denkst du dir dann schon: Was passiert hier gerade? Denn die Wahrscheinlichkeit ist da, im Fünf-Minuten-Takt Tore zu kassieren“, schwante auch Özer Böses.

Doch stattdessen trottete und stotterte der Motor der Dassendorfer vor sich hin. Und wenn man einem weiteren Torerfolg mehr als nur nahekam, dann stand Arne Hantusch im Düneberger Gehäuse einem Jubel der TuS im Weg. „Er hat sensationell gehalten“, verteilte Özer seinem Schlussmann „eine Eins Plus mit Sternchen“. Zweimal war Hantusch im zähen zweiten Durchgang allerdings noch machtlos – und beide Male bewies Harnik seine Goalgetter-Qualitäten: Erst nach einer Stafette über Mattia Maggio und Len Aike Strömer (73.), dann nach einer Maggio-Hereingabe durch die Hosenträger des DSV-Keepers (86.)!

"Ich rechne da überhaupt nicht mit"

Trotz eines eher unglücklichen Auftrittes konnte Martin Harnik (re.) einen weiteren Doppelpack bejubeln. Foto: Sportfoto Chris Haupt/Instagram

Apropos Keeper: Auf der anderen Seite musste Sebastian Kalk einmal sein ganzes Können aufbieten, als er kurz vor dem vierten Treffer seiner Equipe einen Angriff der Gäste über die beiden Ex-Dassendorfer Tolga Celikten und Tarik Cosgun – zwei von sechs ehemaligen TuS-Akteuren in der Startelf der Geesthachter – stark vereitelte (85.). Ebenfalls erwähnenswert: Der Beifall von der Dassendorfer Bank für den zehn Minuten vor Ultimo ausgewechselten Pascal Nägele, der nach ewig langer Leidenszeit endlich wieder auf dem Platz stehen kann und sich den Applaus seiner einstigen Teamkameraden verdiente.

Spiel gewonnen, Abstand verkürzt – und dennoch will Seeliger am Samstag um 15:30 Uhr „nicht nach Altona gucken“, wie er auf Nachfrage entgegnete. „Wir können immer nur auf uns gucken und ich glaube, wir hatten die guten Möglichkeiten in der Vergangenheit, selbst Sorge dafür zu tragen, dass es eine Spannung um die Meisterschaft gibt. Auch wenn im Fußball immer mal wieder Dinge passieren, mit denen man nicht rechnet, rechne ich da überhaupt nicht mit. Wir haben uns das innerhalb einer Woche selbst kaputt gemacht. Ich bin kein Träumer.“

Die komplette PK mit beiden Trainern im Video:

Autor: Dennis Kormanjos