46 Gegentore in 22 Spielen: „Das macht die Saison ganz schön schlecht“

Eintracht-Coach Dirk Heyne spricht über die bisherige Saison

11. Dezember 2018, 14:35 Uhr

Da liegt das Problem: Die Mannschaft von Eintracht-Coach Dirk Heyne stellt die schlechteste Abwehr der Liga. Foto: KBS-Picture.de

Das Ergebnis sprach Bände: Am Ende stand für Eintracht Norderstedt am vergangenen Sonntag eine 1:6-Niederlage gegen die Reserve des VfL Wolfsburg zu Buche. Eine Pleite gegen die „Jungwölfe“ – das ist für die Garstedter nichts Neues: Seit dem Aufstieg der Eintracht in die Regionalliga Nord anno 2013 gab es in bislang zwölf Duellen nur einen einzigen Sieg: im November 2017, als Norderstedt mit 2:0 siegte. Alle anderen Matches gewann der VfL II. Trotz der Pleite vom Wochenende taugt das Spiel hervorragend, um das erste Halbjahr der Saison 2018/2019 Revue passieren zu lassen. Denn das Match der Equipe von Dirk Heyne vom zurückliegenden Wochenende ist irgendwie ein Spiegelbild dessen, was „EN“ bislang in der laufenden Serie ablieferte.

Bis zur 70. Minute, so Heyne nach dem Gastspiel der Wolfsburger im Edmund-Plambeck-Stadion (Hier gibt’s den Spielbericht), habe ihm der Auftritt seiner Mannschaft gefallen. „Leider bleibt am Ende nur das Ergebnis hängen und nicht die Leistung in den ersten 70 Minuten, mit der ich sehr zufrieden war“, hatte der 61-Jährige da gesagt. Und in der Tat: Lange Zeit spielte die Eintracht gegen den Spitzenreiter ordentlich mit, sah gut aus und hatte auch einige Chancen – so wie zum Beispiel im zweiten Durchgang, als Johann von Knebel und Kubilay Büyükdemir vergaben. Danach brach dann – auch bedingt dadurch, dass Norderstedt nach der „Ampelkarte“ für Mats Facklam seit der 41. Minute in Unterzahl spielte – das Unglück über die Eintracht herein.

„Wenn wir 'mal hinten liegen, bekommen wir oft zu viele Tore auf einmal“

Wenig begeisterter Blick: Dirk Heyne mahnt die mangelnde Stabilität an. Foto: KBS-Picture.de

„Wenn wir 'mal hinten liegen, dann ist es so, dass wir oft zu viele Tore auf einmal bekommen“, ist auch Heyne nicht entgangen, dass seine Mannschaft mit 46 Gegentreffern aus 22 Spielen die schlechteste Defensive der gesamten Regionalliga Nord stellt. „Das macht die Saison ganz schön schlecht“, fällt Heyne ein nicht gerade positives Urteil und zählt Spiele auf die ihm, ähnlich wie das gegen Wolgsburg II bis zu einem Gewissen Grad gefallen haben – und dann auch wieder nicht: „Ich denke an das 0:4 gegen Egestorf und an das 1:4 gegen den FC St. Pauli II. Bei diesem 1:4 hätte genauso gut so laufen können wie bei unserem Sieg gegen den HSV II. Wir hätten auch gegen St. Pauli II gewinnen können.“ Insgesamt, so Heyne, sei die bisherige Saison für die Eintracht „ein Auf und Ab gewesen. Wir sind nicht stabil genug.“ Genau das gelte es, in den restlichen Spielen der Rückrunde zu verändern.

„Wir hatten in dieser Halbserie von Anfang an mit Problemen in Form von verletzten Spielern zu kämpfen“, geht Heyne in die Analyse und blickt voraus: „Wir hoffen natürlich, dass wir in den restlichen Begegnungen von diesen Spielern wieder mehr an Bord haben. Das wird uns auch mehr Qualität bringen, um stabilere Leistungen abrufen zu können.“ Dennoch: Nach den feststehenden Abgängen von Deran Toksöz (FC Teutonia 05), Kangmin Choi (zum Wehrdienst in seine südkoreanische Heimat), Jan Schrage, Marlon Stannis (beide Ziel unbekannt) und Rico Bork, der jüngst seinen Vertrag auflöste, wird die Eintracht auch trotz der bevorstehenden Rückkehr der Verletzten wohl auch nochmal auf dem Transfermarkt tätig werden, wie Heyne durchblicken lässt.

Heyne mit Interesse an Ex-Drittligaspieler Nyarko

Der Ex-HSVer Evans Nyarko ist ein Spieler, den Dirk Heyne – den nötigen Fitnesstand vorausgesetzt – gern in seinem Team hätte. Foto: KBS-Picture.de

„Jeder weiß, dass die Außenbahn ein großes Thema ist. Deswegen müssen wir versuchen, da eine Lösung zu finden“, kündigt der Coach der Garstedter an – und möchte im Idealfall aber auch auf einer anderen Position nachlegen: Zuletzt spielte mit Evans Nyarko im Probetraining ein Akteur fürs defensive Mittelfeld vor, der auf eine beachtliche Vita verweisen kann: Der 26-Jährige spielte in der Jugend und letztlich bis zur U23 für den Hamburger SV, war anschließend bei den Reserve-Teams von Fortuna Düsseldorf und Borussia Dortmund am Ball. Zwischen 2015 und 2017 war Nyarko für Holstein Kiel aktiv und kickte zuletzt bis zum Sommer für den SV Wehen-Wiesbaden. Seitdem ist er vereinslos. „Er hat derzeit keine Fitness. Trotzdem würde ich ihn liebend gern verpflichten. Er bringt alles mit: Übersicht, Technik und Griffigkeit“, sagt Heyne über den Deutsch-Ghanaer.

„Er hat ein Mal bei uns trainiert. Davor hat er zwei Monate gar nichts gemacht. Jeder im Verein weiß, dass ich ihn will. Wenn er sich entscheidet, zu uns zu kommen, dann würde er sicherlich eine gute Vorbereitung benötigen“, so Heyne. Weitere Probe-Trainingseinheiten kamen bisher aus privaten Gründen von Seiten Nyarkos noch nicht zustande. Erstmal hat Dirk Heyne aber auch noch eine andere Sache im Auge: das ODDSET-Pokal-Achtelfinalspiel am kommenden Sonntag beim TSV Buchholz (Anstoß: 13 Uhr). „Wir haben sie beobachten lassen. Die hatten zuletzt einen Lauf und sind voller Selbstvertrauen. Aber wir wussten auch schon vorher, dass das eine schwere Aufgabe wird“, sagt Heyne, der sich im Übrigen aktuell noch keine Gedanken über seinen im Sommer 2019 auslaufenden Vertrag macht: „Der läuft aus, das ist richtig. Aber das ist im Moment überhaupt kein Thema. Ich bin da entspannt. Es ist ja nicht nur hier so. Die Situation, dass Verträge auslaufen, gibt es überall.“

Jan Knötzsch