„Eine absolute Frechheit!“ - Kleinschmidts „extrem emotionaler Ausbruch“

Condor-Keeper tobt nach Pleite gegen den HSV III

15. April 2018, 19:35 Uhr

Jubel nach Schlusspfiff: Der HSV III sammelte drei immens wichtige Punkte im Abstiegskampf. Foto: Kormanjos

Die Mannschaft kam zusammen und bildete den obligatorischen Kreis nach dem Spiel, da platzte es aus Sascha Kleinschmidt heraus. Mit hochrotem Kopf faltete er seine Teamkollegen zusammen und stutzte sie mit – den 90 Minuten nach zu urteilen – absolut zutreffenden Worten zurecht. „Hört auf über den Schiedsrichter zu schimpfen. Die zweite Halbzeit war eine absolute Frechheit“, startete er seinen circa einminütigen Monolog, in dem er seine Mitspieler in die Pflicht nahm. „So wie er geredet hat und jeder der ihn kennt, weiß, dass das ein extrem emotionaler Ausbruch für ihn war. Da sieht man, was sich bei ihm alles angestaut hat“, so Condor-Coach Christian Woike anschließend auf Nachfrage.

„In der ersten Halbzeit haben wir eine gute Reaktion auf letzte Woche gezeigt – in der zweiten Halbzeit dann genau dasselbe Gesicht. Nämlich wehrlos und fast schon in sich zerfallend“, zog Woike ein mehr als nur ernüchterndes Fazit, ehe er noch einmal auf den „Wutausbruch“ seines Torhüters einging und meinte: „Ich fordere keinen Spieler dazu auf, zur Mannschaft zu sprechen. Schon gar nicht so kurz nach dem Spiel, wenn es eh schon sehr emotional ist. Das war seine Reaktion und das Spiegelbild der letzten beiden Spiele. Denn er war derjenige, der sich in diesen Spielen gewehrt hat. Davon gab es nicht so viele. Dass ihm da mal der Kragen platzt, das kann ich völlig nachvollziehen. Es ist nicht ganz so einfach, wenn du als einer der besten Torhüter der Liga in jedem Spiel zwei-, drei- oder auch viermal hinter dich greifen musst, wo du im Endeffekt nichts machen kannst und sogar noch regelmäßig ein paar Dinger rausholst. Dass dir dann irgendwann mal der Kragen platzt, ist ganz klar. Auf der anderen Seite erwarte ich, mit mündigen Spielern zusammenzuarbeiten und mit Leuten, die dann eben auch mal das Wort ergreifen – als Kapitän und als Führungsspieler. Das zeigt am Ende des Tages eben auch, dass man gewinnen will. Da fehlen nur noch zehn andere dazu. Ich hoffe, dass wir ein bisschen davon konservieren und am Dienstag rauslassen können.“

Rabenhorst: „Wir waren froh, dass Condor uns verschont hat“

Semih Halavurta (li.) musste kurz vor der Pause mit Verdacht auf Muskelfaserriss vorzeitig raus. Foto: Kormanjos

Denn dann geht es für den SC Condor schon wieder weiter – und zwar zum VfL Pinneberg. Eine Partie, mit enormer Bedeutung für die „Raubvögel“, die sich durch solche Leistungen, wie am heutigen Vormittag in den zweiten 45 Minuten selbst nochmal in große Gefahr bringen. Auch das merkte Kleinschmidt lautstark an, dass man sich mit solchen Darbietungen bald ganz unten wiederfinden würde. Dass es schlussendlich zum großen „Kleinschmidt-Knall“ kam, war anfangs noch überhaupt nicht abzusehen. Zur Pause führten die Farmsener nämlich durch einen Treffer von Ibrahim Özalp, der Jan Haerting den Ball – nach Zuspiel von Gökhan Iscan – durch die Hosenträger jagte (27.)! „Die erste Halbzeit war ein Flop! Das war gar nicht das, was wir uns vorgenommen haben. Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen und konnten froh sein, dass es nicht schon gelaufen war. Es hätte auch gut und gerne 3:0 stehen können, wenn nicht gar müssen. Wir waren froh, dass sie uns dahin gehend verschont haben, dass es nur beim 0:1 blieb“, brachte HSV III-Trainer Marcus Rabenhorst das Gesehene treffend auf den Punkt. Denn die Hausherren ließen weitere Chancen ungenutzt. Torschütze Özalp scheiterte – nach einem völlig unnötigen Handspiel von Marko Augustinovic – per Strafstoß an Haertings Fingerspitzen und dem linken Innenpfosten (8.). Auch Michel Blunck traf nach einem tollen Konter über Mellmann, Iscan und Özalp nur Aluminium – Lattenkreuz (18.). Zu guter Letzt verhinderte Michael Ulbricht bei Özalps Schuss den zweiten Einschlag (43.).

Blunck vergibt 2:0 - „Wir schießen dem Torwart den Ball genau auf die Pranke“

Jendrik Bauer (li.) recht die Faust in die Höhe, nachdem er das Spiel mit seinem Treffer zum 2:1 auf den Kopf stellte. Foto: Kormanjos

„In der ersten Halbzeit müssen wir das Spiel erledigen! Da waren wir gut, haben gut gepresst, hatten gute Abstände und viele zweite Bälle. Aber wir haben die Überlegenheit nicht in weitere Tore ummünzen können“, befand Woike, der nur eine ganz große Chance auf Seiten der Gäste sah, als Jendrik Bauer mit einem Traumpass Damian Ilic auf die Reise schickte. Doch der schob freistehend kläglich am langen Eck vorbei (41.). „Die zweite Halbzeit war dann wie ausgewechselt“, so Rabenhorst, der mit der Hereinnahme von Stürmer Manuel Brendel für „Sechser“ Jerry Sampaney „eine kleine Umstellung“ vornahm, „weil wir etwas offensiver spielen wollten.“ Und es waren keine fünf Minuten gespielt, da ahnte SCC-Fänger Kleinschmidt schon Böses. „Kommt Männer, wir haben keine Präsenz mehr!“, forderte er von seinen Mitstreitern wieder mehr ein, ehe ihm Woike von der Seitenlinie zur Seite sprang: „Wir sind nicht mehr da!“ Doch es half alles nichts. Condor verlor komplett den Faden und konnte ihn auch nicht mehr aufnehmen – bis auf zwei Ausnahmen. In Minute 67 setzte Özalp den durchstartenden Michel Blunck in Szene. Dieser war auf und davon , telefonierte den Ball aber Richtung Haerting, der zur Stelle war und sein Team vor dem 0:2 bewahrte. „Der Torwart liegt eigentlich schon am Boden und wir schießen ihm den Ball genau auf die Pranke. Das war nicht gehalten, sondern mehr angeschossen“, ärgerte sich Woike über den zu lässigen Abschluss und fügte an: „Das ist eine entscheidende Spielszene. Die zweite Halbzeit war eine Frechheit, wie wir uns präsentiert haben! Aber das eigentlich Schlimme daran ist, dass wir das Spiel trotzdem in unsere Richtung hätten kippen können. Stattdessen passiert das Gegenteil.“

Autor: Dennis Kormanjos

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