Regionalliga Nord

Eine Tabellenführung, die (noch) „gar nichts, absolut gar nichts“ bedeutet

31. Juli 2023, 15:34 Uhr

Manuel Brendel (Mi.) erzielte ein äußerst sehenswertes Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 und verdiente sich ein Sonderlob von seinem Trainer. Foto: noveski.com

„Wir konnten vorher schon ganz gut einschätzen, wo wir stehen. Deshalb war das keine Tiefstapelei, sondern schon so, dass wir wussten, dass uns in diesem Sommer ein richtiger Neustart bevorsteht. Und wir sind immer noch am Anfang – das hat man heute gesehen.“ Der Zauber der Vorsaison, als sich die U21 des Hamburger SV erst auf den letzten Drücker und mit der allerletzten Aktion die Meisterschaft in der Regionalliga Nord vom VfB Lübeck entreißen lassen musste, ist verflogen. Mit der jüngsten Regionalliga-Mannschaft Deutschlands steht Reimers und den „Rothöschen“ ein wahrhaftiger Neuaufbau bevor. Das zeigte das erste Saisonspiel beim FC Eintracht Norderstedt deutlich…

Der neue Kapitän Ersin Zehir (Mi.) brachte die Eintracht mit einem verwandelten Foulelfmeter früh in Führung. Foto: noveski.com

„Wenn man die Torchancen über die gesamten 90 Minuten sieht, dann ist das ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg“, hatte Olufemi Smith nach dem 5:0-Triumph seiner Eintracht auf des Gegners Platz nur wenig Grund, das Haar in der Suppe zu finden. Und doch wäre bei konsequenterer Chancenverwertung ein noch höheres Endergebnis möglich gewesen. Zu klar und offensichtlich war die Dominanz der Garstedter gegen überfordert wirkende Reimers-Rackerer. „Natürlich haben wir auch noch die eine oder andere Chance liegengelassen. Aber heute fällt das nicht so sehr ins Gewicht. Hoffen wir mal, dass wir uns das aufgespart haben“, freute sich Smith über „eine rundum gelungene Leistung“.

"Norderstedt war die bessere und reifere Mannschaft"

Nach einem Traumpass von Jonas Behounek erhöhte Nils Brüning (li.) - Theo Harz kommt zu spät - auf 3:0 für die Gäste. Foto: noveski.com

Und über einen klaren Sieg, der schon früh auf den Weg gebracht wurde. „Wenn man mit einer neu zusammengestellten Mannschaft so in die Saison startet und früh zwei Tore macht, dann gibt das einem natürlich viel Sicherheit“, befand der starke Jonas Behounek, der am Führungstreffer maßgeblich beteiligt war. Per Hacke bediente der „Achter“ Neuzugang Nick Selutin, der nur durch ein Foulspiel zu stoppen war. Kapitän Ersin Zehir verwandelte den fälligen Strafstoß souverän zur Führung (10.). Nur wenig später war es eine Ecke von Dane Kummerfeld, die von den Hausherren nur unzureichend geklärt werden konnte. Manuel Brendel jagte die Kugel artistisch in Seitlage in den Giebel – 2:0 (17.).

Reimers haderte im Nachgang damit, „dass wir so früh zwei solche Gegentore bekommen, über die wir uns wirklich ärgern müssen, weil wir die nicht gut verteidigt haben. Unabhängig davon war Norderstedt auch in der Folge die bessere und reifere Mannschaft“, erkannte er neidlos an, dass man gegen „eine echt gute Norderstedter Mannschaft“ den Kürzeren zog. „Der Unterschied zwischen Jugend- und Männer-Fußball ist nun mal groß.“ Diese Erfahrung musste seine Rasselbande auch im weiteren Verlauf machen.

Ein unglückliches Eigentor und ein langes Bein machen den Deckel drauf

Jonas Behounek (li.) zeigte gegen seinen Ex-Verein eine ganz starke Leistung und war an vielen Aktionen und Situationen seiner Eintracht beteiligt. Foto: noveski.com

Wieder war es Behounek, der den „einfachen“ Ball auf den startenden Selutin hätte spielen können, stattdessen aber die schwierige Variante mit dem diagonalen Außenrist auf Nils Brüning wählte. Das sensationelle Zuspiel veredelte Brüning per Flachschuss ins lange Eck (39.). Besonders bitter für den HSV-Nachwuchs: Das 0:4, als Kapitän Dennis Duah einen Kummerfeld-Freistoß in die eigenen Maschen nickte (49.). Weit und breit war kein Norderstedter Spieler in Sicht. Die einzige echte Torchance der Mannen mit der Raute auf der Brust resultierte aus einem kapitalen Fehlpass von Philipp Koch. Plötzlich marschierte Tom Sanne alleine auf Lars Huxsohl zu, fand aber im Torsteher der Eintracht seinen Meister (52.).

"Haben uns bewusst dazu entschieden"

Deckel drauf! Moritz Frahm (li.) befördert das Runde mit dem langen Bein zum 5:0-Endstand für Norderstedt ins Eckige. Foto: noveski.com

Und so setzte Moritz Frahm in der Nachspielzeit den Schlusspunkt, als der ehemalige HSVer Behounek erneut nicht zu stoppen war, auf den zweiten Pfosten flankte und Noah Awuku das Leder querköpfte, so dass Frahm das Runde mit dem langen Bein nur noch ins Eckige grätschen musste (90. +2). Durch den 5:0-Sieg teilt sich Norderstedt nach dem ersten Spiel mit dem FC Teutonia 05 die Tabellenführung. Ein Umstand, der Smith „gar nichts, absolut gar nichts“ bedeutet, wie er auf Nachfrage entgegnete. Dennoch zeigte sich der Chefcoach der Eintracht hochzufrieden mit dem Auftakt vor dem Pokalspiel beim SC Victoria Hamburg (Dienstag, 19 Uhr).

Das Fazit von Reimers: „Wir haben uns ja bewusst dazu entschieden, mit so einer jungen Mannschaft an den Start zu gehen. Deshalb kriegen die Jungs auf der einen Seite die Zeit, auf der anderen Seite erwarten wir aber natürlich schon, dass jeder Einzelne jetzt Schritte in die richtige Richtung macht. Wenn das jeder Einzelne hinbekommt, dann werden wir das als Mannschaft auch besser hinbekommen.“ Besser machen möchte man es schon am kommenden Wochenende wieder im nächsten Derby beim FC Teutonia 05. „Wir gucken mal, ob wir die ein paar Minuten mehr ärgern können.“

Autor: Dennis Kormanjos

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