Regionalliga Nord

„Jonny“ bringt den ersehnten Umschwung: Norderstedt kann doch noch gewinnen!

17. März 2024, 09:14 Uhr

Die pure Erleichterung: Jean-Pierre Richter (li.) schreit mit dem Schlusspfiff seine Freude heraus und ballt die Fäuste gen Himmel. Foto: Sellhorn/Eintracht Norderstedt

„Letzten Endes ist das für mich ein Ereignis, wo ich in den vergangenen Jahren als Trainer auch drauf hingearbeitet habe, wo ich hinwollte und wovon man auch ein Stück weit geträumt hat“, verspürte Jean-Pierre Richter vor seinem ersten Spiel als Regionalliga-Trainer mit dem FC Eintracht Norderstedt „eine schöne Aufregung, Anspannung und Vorfreude“, aber auch eine genauso große Überzeugung. „Denn ich habe das Gefühl, am richtigen Fleck und gut aufgehoben zu sein.“ Der neue Mann auf der Kommandobrücke der kriselnden Garstedter entfachte bei seinem Team wieder das notwendige Feuer – und feierte ein geschichtsträchtiges Debüt: Beim SSV Jeddeloh gelang „JPR“ mit seinen Mannen der erste Sieg seit dem 28. Oktober 2023 (3:1 bei Kilia Kiel) und das erste „zu Null“ seit dem 10. September 2023 (5:0 gegen den VfB Oldenburg)!

Der Norderstedter Führungstreffer keine 60 Sekunden nach der Pause: Manuel Brendel (re.) bleibt vor dem gegnerischen Tor eiskalt. Foto: Sellhorn/Eintracht Norderstedt

Unmittelbar nach dem Schlusspfiff durchfuhr Richter „ein emotionaler Schub“ der Extraklasse. „Gerade auch ein Stück weit Bestätigung für die Arbeit, die wir über 90 Minuten gemacht haben, aber auch eine gewisse Erleichterung für den Aufwand, den wir betrieben haben, und die aktuelle Tabellensituation. Deswegen ist da auch ein bisschen Anspannung abgefallen und in pure Freude umgewandelt worden“, beteuerte der neue Chefcoach von Eintracht Norderstedt. „Ich glaube, dass man das während der Woche auch Schritt für Schritt und Stufe für Stufe gesehen hat, wie wir uns als Gruppe und auch als Team mehr und mehr entwickelt haben – und auch heute über die 90 Minuten ins Spiel reingearbeitet haben.“

Die Eintracht kam gut in das „ganz unbequeme und sehr eklige Spiel“, musste aber auch kritische Phasen überstehen. „Das war von vornherein klar und das haben wir auch in der Halbzeit nochmal angesprochen, dass es heute über die Bereitschaft und auch ein bisschen über die Widerstandsfähigkeit geht. Das haben die Jungs herausragend gemacht. Wir sind mehr Meter gegangen und haben auch die entscheidenden Zweikämpfe für uns gewinnen können“, lobte Richter seine Equipe. „Und dann haben wir in der zweiten Halbzeit auch noch das ‚Tore machen wollen‘ als Note mit ins Spiel gebracht.“

"Haben die Tore in den richtigen Momenten erzielt"

Keine 60 Sekunden nach Wiederanpfiff durfte „Jonny“ sein erstes Regionalliga-Tor bejubeln, als Ersin Zehir im Mittelfeld einen Ball des Gegners abfing, Nils Brüning einen sensationellen Pass in den Lauf von Manuel Brendel spielte – und der Angreifer die Kugel an SSV-Schlussmann Nikolaos Koliofoukas vorbei in die Maschen beförderte (46.)! „Wir hatten tolle Umschaltmomente und haben die Tore in den richtigen Momenten erzielt“, sprach Richter nicht nur auf den Blitzstart nach der Pause, sondern auch auf die Phase an, als die Eintracht ihren Keeper Lars Huxsohl, der sich wohl den Daumen brach, operiert werden muss und länger ausfallen wird, verlor. „Lars hat uns in der schwierigen Phase, als wir das Tor verteidigen mussten, mit seinen Paraden ganz viel gegeben, dass wir diesen Sieg einfahren konnten.“

Exner ersetzt Huxsohl - und leitet Vorentscheidung ein

Die Mannschaft schreit ihre Freude nach den Toren heraus. Foto: Sellhorn/Eintracht Norderstedt

Im ersten Durchgang parierte Huxsohl zweimal stark und „hat uns damit nicht nur im Spiel, sondern uns auch die Null gehalten. Umso enttäuschender, dass er verletzungsbedingt raus musste“, hatte Richter „ein weinendes aber auch ein lachendes Auge“, da man auch mit Arne Exner „einen Top-Torwart hat, der ins Spiel kommt, das 2:0 einleitet und kein Abfall da ist“. Wiederum nur wenige Augenblicke nach dem Wechsel war es nämlich Exner, der mit einem weiten „Huf“ auf den Kopf von Brüning die Vorentscheidung initiierte, woraufhin Brendel auf halbrechts Kevin Prinz von Anhalt bediente. Dessen trockener 16-Meter-Schuss schlug flach im langen Eck ein (68.)!

Der Moment, in dem die ganze Anspannung von Jean-Pierre Richter (li.) nach seinem erfolgreichen Regio-Debüt abfiel. Foto: Sellhorn/Eintracht Norderstedt

„Die Tore waren toll herausgespielt, da haben wir gut umgeschaltet, so dass man sagen muss, die Mannschaft hat sich viele Momente auf der Habenseite erarbeitet, erkämpft – und auch das Spielglück auf der Seite gehabt, dass von Jeddeloh nicht noch der Anschluss kam, sondern ganz im Gegenteil, dass wir Ball und Gegner in weiten Strecken der Endphase von unserem Tor weghalten konnten“, zeigte sich Richter „sehr glücklich und zufrieden, dass sich die Jungs heute belohnt haben“. Aber auch er konnte mit seiner Bereitschaft und seiner Art und Weise einen Teil dazu beitragen, dass in Norderstedt jetzt wieder ein anderer Wind weht, ein Umschwung erzielt wurde und eine neue Stabilität vorhanden ist.

"Wollen zeigen, dass wir richtig heiß darauf sind, mit den Erfolgen weiterzumachen!"

„Im Endeffekt war das auch eine kleine Belohnung für den Aufwand in den letzten Tagen. Die Jungs waren sehr fleißig vor, während und nach dem Training, auch wir haben viele Gespräche und viel Zeit investiert. Aber das ist erst der Anfang. Wir haben noch eine Menge vor uns“, blickte Richter bereits voraus – und erklärte anschließend: „Deswegen ist es umso schöner, dass man jetzt mit einer kleinen Euphoriewelle in den Abend starten und sich auf die nächsten Aufgaben gezielt vorbereiten kann. Und es war schön zu sehen, dass wir trotz der Widrigkeiten was Verletzungen und Rahmenbedingungen angeht, einfach auch als Team auf dem Feld agiert haben. Einer war für den anderen da. Das wollen wir jetzt auch den eigenen Zuschauern zeigen, dass wir richtig heiß darauf sind, mit den Erfolgen weiterzumachen!“ Die erste Chance dazu bietet sich am kommenden Mittwoch, 19 Uhr, im Nachholspiel gegen den SC Weiche Flensburg.

Autor: Dennis Kormanjos