Plendiskis ersetzt „wutentbrannten“ Tholen und wird zum Helden!

BU bezwingt Niendorf im Elfer-Krimi vor 580 Zuschauern

06. April 2015, 21:04 Uhr

Sa Borges Dju verwandelt den entscheidenden Elfer. Anschließend geht's zum Siegesjubel mit den Fans!

Nach 25 Minuten schien das Oberliga-Duell im Pokal-Viertelfinale zwischen BU und dem Niendorfer TSV bereits zugunsten der Hausherren entschieden zu sein. Nachdem Ivan Sa Borges Dju den Ball nach einem Ahmed-Standard im vierten Versuch endlich über die Linie beförderte (8.), und Adrian Sousas Schuss aus halbrechter Position unglücklich von einem Niendorfer Verteidiger in die eigenen Maschen abgefälscht wurde (25.), war sich wohl die Mehrzahl der 580 anwesenden Zuschauer darüber einig, dass dem HSV Barmbek-Uhlenhorst der Halbfinaleinzug nicht mehr zu nehmen sei. Weit gefehlt!

Die Hausherren hatten im ersten Abschnitt alles im Griff, ließen Ball und Gegner laufen. Doch dann das: Ebenezer Utz sank im gegnerischen Sechzehner zu Boden – Niklas Müller-Leitloff soll ihn ins Straucheln gebracht haben. Sehr zweifelhaft! Utz nahm das Geschenk des Referees Philip Roedig (Altona 93) dankend an und verkürzte aus elf Metern auf 1:2 (42.)! Ob das auch der Grund für die später folgende Entscheidung von Barmbeks Zepterschwinger Frank Pieper war, der seinen Torsteher André Tholen in der 120. Minute aus dem Spiel nahm und Kaspars Plendiskis für das fällige Elfmeterschießen zwischen die Pfosten stellte, sei mal dahin gestellt. Dass es überhaupt so weit kam, lag auch daran, dass BU aus seiner optischen Dominanz zu wenig machte.

Yapicis Hammer sorgt für Spannung

Ein Geschoss von Sousa wischte Niendorfs Neuerwerbung im Tor, Timmi Frommer, noch aufs Quergebälk (65.). Da René Melzer dem NTSV nach seiner schweren Verletzung den Rest der Saison fehlen wird, und auch seine beiden Stellvertreter nicht zur Verfügung standen, musste die „Nummer vier“ herhalten. Eben jener Frommer gehörte bis zum Winter noch dem Kader des Regionalligisten FT Braunschweig an. Keine 180 Sekunden nach Sousas Warnschuss packte einmal mehr Niendorfs Serhat Yapici den Hammer aus. Erst erkämpfte er sich selbst den Ball und donnerte ihn aus rund 24 Metern haargenau ins rechte untere Toreck – plötzlich hieß es 2:2 (68.)! „Das kann er einfach, das muss man ihm zugestehen. Von daher war es auch gut für uns, dass er in der Verlängerung mit Krämpfen raus musste“, erklärte Pieper leicht verschmitzt. Der Gastgeber war um eine Antwort bemüht. Nach Flanke von Gene Carlson schraubte sich Achraf Ouro-Gnaou quer in die Luft – sein Fallrückzieher strich knapp über den Kasten (75.). Auf der Gegenseite gab Dario Streubier den einzigen echten Schuss auf den Kasten von Tholen ab (81.).

In der Verlängerung waren beide Teams auf eine gut und stabil stehende Defensive bedacht. Allerdings hätte es nach einem klaren Zupfer von Özden Kocadal gegen Sa Borges Dju einen Strafstoß für BU geben können, wenn nicht sogar müssen (101.). Kurz vor Ultimo bot sich dem NTSV noch die Vierfach-Chance auf die komplette Wende: nach einem Eckball des eingewechselten Sepehr Nikroo blieben sowohl Adam Benn als auch Leon Condé, Eike Thiemann sowie Joshua Fuchs mit ihren Pingpong-Versuchen in der Barmbeker Hintermannschaft hängen (113.).

Plendiskis kommt für Tholen, der wutentbrannt davon stapft

Dann die Szene des Spiels: Co-Trainer Peter Paczkowski machte sich auf den Weg zu seinen Auswechselspielern – insbesondere zu Ersatzkeeper Kaspars Plendiskis und flüsterte diesem einige Worte ins Ohr. Daraufhin eilte dieser zur Bank, um in der Schlussminute von Pieper für Tholen eingewechselt zu werden. Der erfahrene Oberliga-Schlussmann Tholen ließ das nicht auf sich sitzen, zog sich die Handschuhe aus, machte eine klare Handbewegung in Richtung Bank und stapfte wutentbrannt mit dem Kommentar „Ganz ehrlich, das war’s hier für mich!“, vom Platz und gleich in Richtung Kabine. Nachdem Patrick Schumann auf Niendorfer und Adrian Sousa auf Barmbeker Seite ihre Hausaufgaben im Elfmeterschießen sicher erledigten, schritt Ebenezer Utz zur Tat. Dieser scheiterte mit seinem halbhoch ins rechte Eck getretenen Versuch an Plendiskis! Jon Hoeft und Niklas Müller-Leitloff hämmerten die Pille jeweils unhaltbar für Frommer unter die Latte – zwischendrin hatte Martin-Felix Schröder egalisiert. Nun war Sepehr Nikroo an der Reihe und auch der fand in Plendiskis seinen Meister – wieder tauchte der Lette ins rechte Eck ab! Nun konnte Ivan Sa Borges Dju alles klar machen – und das tat er auch, indem er Frommer ins falsche Eck segeln ließ. BU gewinnt 6:4 nach Elfmeterschießen und steht im Pokal-Halbfinale!

„Mussten einen Impuls setzen“

„Ich habe den Jungs gesagt, dass ich extrem stolz auf sie bin! Ich finde, dass man zu keinem Zeitpunkt gemerkt hat, dass wir 0:2 zurückliegen. Der Ausgleich war meiner Meinung nach hochverdient und ich würde sogar sagen, dass wir dem 3:2 einen Tick näher waren als BU. Wir haben unsere Qualität auf den Platz gebracht, hatten heute wieder zwei U19-Spieler auf dem Platz. Ein Elfmeterschießen ist immer eine Lotterie und da hatte BU das Glück auf seiner Seite. Dazu gratuliere ich ihnen“, bilanzierte Ali Farhadi. Nach dem Weiterkommen nahm Pieper zu seinem Torwartwechsel wie folgt Stellung: „Unser Gefühl hat uns gesagt, dass wir nochmal einen Impuls setzen müssen. Einfach, um auch gegen Niendorf noch einmal einen Reizpunkt zu setzen. Und man fragt sich letztlich immer, ob als Spieler oder als Trainer, warum wechselt da jetzt jemand den Torwart. Es war eine reine Gefühlsfrage und vorher nicht abgesprochen. Wir hatten ein wenig Nervosität im Spiel und ich wollte den Fokus auf etwas anderes legen.“ Eine Sanktion wird es für Tholens Verhalten indes nicht geben. Pieper: „Um Gottes Willen! Ich kann das total verstehen. Man soll nicht immer alles negativ sehen, denn es sorgt ja nicht nur bei uns, sondern auch beim Gegner für Unruhe, wenn da auf einmal unser Torwart abhaut. Es war ein Pokal-Viertelfinale, er wollte seinen Teil dazu beitragen und das hat er in den 120 Minuten auch getan. Wir wollten einfach nochmal etwas machen“, so der 42-Jährige, dessen Schachzug sich im Nachhinein als Glücksgriff erwies.

Der LIVE-Ticker zum Spiel: