Oberliga

Trotz Henke-Comeback wieder nichts Zählbares: Curslack muss weiter „irgendwelche Durchhalteparolen rausprügeln“

13. November 2022, 00:42 Uhr

Kevin Prinz von Anhalt (re.), der das entscheidende 2:0 für den AFC erzielte, im Duell mit dem ehemaligen Altonaer Hendrik Bombek. Foto: Bode

Unverhofft kommt oft. So auch (abermals) am Gramkowweg. Da der neue Cheftrainer des SV Curslack-Neuengamme, Marcello Meyer, auf dem Platz unverzichtbar ist, sein Co-Trainer Marko Schultz aufgrund „familiärer Umstände“, wie Meyer hinterher kundtat, abwesend war und Torwart-Trainer Sven Eggers im letzten Spiel die Gelb-Rote Karte sah und damit gesperrt fehlte, kehrte der als Liga-Manager zurückgekehrte Torsten Henke urplötzlich wieder auf die Kommandobrücke der „Deichkicker“ zurück (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Wir müssen noch enger zusammenrücken und Torsten ist ja eh ganz eng an der Mannschaft dran“, begründete Meyer den Schritt, warum die Vereins-Ikone einmalig wieder als „Chef“ an der Seitenlinie fungierte.

Marcello Meyer (Mi.) hatte schon nach zwei Minuten die Riesenchance zur Führung. Foto: Bode

Dabei machte Meyer, der gegen Altona 93 als Sturmspitze auflief, auch keinen Hehl daraus, dass es „natürlich eine schwierige Konstellation“ sei, mit ihm als spielenden Cheftrainer. „Ich glaube, ein Trainer von außen kann nochmal mehr Einfluss nehmen. Ich habe ja auch selbst mit mir zu kämpfen, muss und will mich da vorne aufreiben und laufe mir einen Wolf. Und dann kann man da vielleicht nicht so die organisatorischen Ansprachen treffen, wie das der Fall sein müsste.“ Aber er versuchte alles, gab Anweisungen an die eingewechselten Spieler und unterstützte Henke - nur eben vom Platz aus.

"Männer, wir kriegen noch einen!"

Pascal El-Nemr (li.) und Marcello Meyer im Austausch mit Torsten Henke, der für das Spiel auf die Trainerbank zurückkehrte. Foto: Bode

Und Henke selbst? Der versprühte das nach wie vor vorhandene Feuer von draußen, pushte und motivierte seine Jungs, trieb sie immer wieder an - und machte kurz vor Schluss komplett aus. Erst beorderte den Ex-Altonaer Hendrik Bombek aus der Innenverteidigung in den Sturm. Dann bekannte er lautstark: „Männer, wir kriegen noch einen!“ Doch um es vorweg zu nehmen: Dazu kam es nicht. Ganz im Gegenteil. Ein kapitaler Fehlpass des meilenweit von seiner Normalform entfernten Florian Rogge tief in der eigenen Hälfte sorgte für den endgültigen Knockout des SVCN. Der eingewechselte Martin Schauer legte quer und Kevin Prinz von Anhalt, der zuvor vor allem mit der Abseitslinie zu kämpfen hatte, machte den Deckel drauf - 0:2 (90. +2)!

"Hätten das Tor machen müssen"

Bujar Sejdija bejubelt seinen erlösenden Führungstreffer kurz vor Schluss - und trifft den SVCN damit bis ins Mark. Foto: Bode

Wieder war das Tabellen-Schlusslicht geschlagen. Trotz guter erster Halbzeit, in der ausgerechnet Spielertrainer Meyer schon nach 120 Sekunden die Führung auf dem Fuß hatte, eine scharfe Hereingabe von Moritz Kühn aber aus wenigen Metern über das verwaiste Gehäuse beförderte (2.). „Wir hatten einen klaren Plan, wussten, dass Altona draufgehen wird und sich dadurch hinter der ersten Pressingreihe Lücken für uns ergeben werden, die wir auch gut ausgenutzt haben. Wir haben uns immer wieder sehr gut rauskombiniert und müssen auch das Tor machen“, sprach Meyer nicht zuletzt auf seine Möglichkeit an. „Sicherlich hatte Altona auch die eine oder andere Möglichkeit. Aber ich glaube, wir waren schon spielbestimmend.“

Sejdija darf unbedrängt einschweißen

Henrik Giese (li.) kommt gegen Altonas Theo Behrmann einen Schritt zu spät. Foto: Bode

Nichtsdestotrotz war die Partie nach furiosem Beginn eher zäh. Curslack versuchte es, Altona fehlten jegliche Idee und Kreativität. Nach Wiederanpfiff habe man „nicht mehr die Lösungen gefunden, weil man als Tabellenletzter auch nicht das nötige Selbstvertrauen hat, sich da immer wieder rauszulösen und auch unter Druck die mutigen Lösungen zu finden. Und dann kommt man natürlich in die Bredouille.“ Erstmals in der 81. Minute, als Meyers Mannen nach einem ruhenden Ball schliefen und Bujar Sejdija 17 Meter vor dem Tor frei zum Schuss kommen ließen. „Das Tor müssen wir ohne jede Frage verteidigen“, haderte Meyer - während Sejdija das Runde links unten ins Eckige jagte.

"Wir sehen, dass wir Schritte nach vorne machen"

Mika Feigenspan (re.) eilt als erster Gratulant nach Bujar Sejdijas (li.) Führungstor herbei. Foto: Bode

„Eigentlich ist das ein 0:0-Spiel. Aber es ist jede Woche das gleiche: Jetzt müssen wir wieder irgendwelche Durchhalteparolen rausprügeln. Das tut natürlich weh“, machte Meyer keinen Hehl daraus. „Aber die erste Halbzeit macht uns Mut. Wir haben auch schon gegen Tornesch bis zum letzten Drittel ein Bombenspiel gemacht. Aber dann fehlt vielleicht ein bisschen die Kraft“, bilanzierte der Spielertrainer - und fügte an: „Im Großen und Ganzen sehen wir, dass wir Schritte nach vorne machen. Darauf können wir aufbauen und werden sicherlich auch noch unsere Punkte einfahren. Jetzt gilt es, den Kopf hochzunehmen und nächste Woche gegen Osdorf zu punkten. Da ist die Durchhalteparole“, war Meyer trotz des nächsten Rückschlags noch zu einem kleinen Späßchen aufgelegt.

Autor: Dennis Kormanjos