Oberliga

Paloma protzt – aber: Die „lustige Spaßtruppe“ ist „nicht Oberliga-reif“!

26. März 2023, 21:08 Uhr

Haron Sabah (li.) bejubelt seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen überforderte Rothosen. Foto: Heiden

Schon nach 45 Sekunden deutete sich das Defensiv-Dilemma an, nach 16 Minuten musste man aus Sicht des Hamburger SV III ein regelrechtes Debakel an der Brucknerstraße befürchten und nach exakt 90 Zeigerumdrehungen verhinderte ausschließlich ein Mann eine zweistellige Demontage: Rothosen-Keeper Tobias Müller, der trotz einer Klatsche zum „Man of the Match“ avancierte – aber die ärmste Sau auf dem Platz war (alle Highlights im LIVE-Ticker)! In der Rückwärtsbewegung eklatant schlecht, mit schier unfassbaren Lücken und (Stellungs-)Fehlern sowie offen wie ein Scheunentor – dem USC Paloma wurde das Toreschießen überaus leicht gemacht!

Soleiman Kazizada (Mi.) eröffnete den Torreigen an der Brucknerstraße schon nach 180 Sekunden per Strafstoß. Foto: Heiden

Soeben hatte Michel Blunck – zweifacher Torschütze (66., 73.) und doppelter „Alu-Prüfer“ (49., 85.) - eine von unzähligen Großchancen vergeben, als er an Tobias Müller hängenblieb (71.), da fasste sich Marius Nitsch an der Seitenlinie an den Kopf und haderte völlig zurecht und ohne jegliche Übertreibung: „Wir hätten schon Zehn machen müssen!“, forderte der Trainer des USC Paloma seine Mannen zu „mehr Entschlossenheit“ auf. Nur wenige Augenblicke später musste selbst Rothosen-Co-Trainer Jens Schadewaldt ernüchternd feststellen: „Das ist nicht Oberliga!“

Den Auftritt der Norderstedter an der Brucknerstraße brachte ein anwesender Zuschauer mit einer Frage auf den Punkt: „Ist das eine lustige Spaßtruppe?“, erkundigte sich der Beobachter bei den anwesenden Pressevertretern nach der Ernsthaftigkeit, dem Können und den Ambitionen der HSV-„Dritten“. Eine Frage, die dem einen oder anderen Akteur durchaus zu denken geben sollte. Denn das, was das Team am Sonntagvormittag – Keeper Müller ausgenommen – auf den Platz brachte, war „eine absolute Frechheit“, um es mit den Worten von Chefcoach Torben Wacker zu sagen.

3:0 nach 16 Minuten - Rothosen kommen zurück

Tom Wohlers bejubelt das 3:0 nach gerade mal 16 Zeigerumdrehungen. Kurz vor der Pause musste er nach einem Zusammenprall vorzeitig raus. Foto: Heiden

Vor allem in der ersten Viertelstunde, als der Gast förmlich überrollt wurde. Keine 45 Sekunden waren gespielt, als Soleiman Kazizada mit dem ersten „Riesen“ an Müller scheiterte. Doch dann sorgte ein ziemlich dummes und zugleich plumpes Foul von Julian Pötzinger gegen eben jenen Kazizada für einen unstrittigen Strafstoß, den der Gefoulte selbst verwandelte (3.)! Haron Sabah, der einen tiefen Pass von Lasse Blöcker ganz cool verwertete (14.), und Tom Wohlers, der ein Sabah-Zuspiel in die Maschen jagte (16.), ließen aus Sicht der Gäste das Schlimmste befürchten!

Doch mit der scheinbar beruhigenden Führung im Rücken machte Paloma nun etwas weniger. „Männer, hochfahren wieder!“, beschwor Nitsch das Folgende fast herauf. Sebastian Schmalbach brachte eine Stafette über Simon Siegfried und Artur Krüger zum krönenden Abschluss (24.), ehe Paul Treichel eine Flanke von Levin Erik zum 2:3 einköpfte (40.). „Wir haben sie!“, glaubte Vorbereiter Erik zu jenem Zeitpunkt. Doch der Chancenwucher der Uhlenhorster nahm schon im ersten Durchgang seinen Lauf – und in den zweiten 45 Minuten fast groteske Züge an.

Müller einziger HSV III-Widersacher

Michel Blunck (re.) erzielte gegen einen bemitleidenswerten, aber bärenstarken Tobias Müller zwei Tore im zweiten Abschnitt. Foto: Heiden

Während sich bei den Gästen einige Herrschaften mal die Charakterfrage und in Bezug auf die Einstellung ein paar Gedanken machen sollten, entwickelte sich die Partie zu einem einseitigen Scheibenschießen. Ein Spiel auf das Tor von Tobi Müller – und ein Chancen-Feuerwerk, das Nitsch phasenweise zur Verzweiflung trieb. Insgesamt acht absolute Hochkaräter entschärfte der 19-jährige Fänger. Auch Pfosten und Latte verhinderten den Einschlag in seinem Gehäuse.

Lediglich der für den verletzten Tom Wohlers, der nach einem Zusammenstoß mit Nick Denkewitz ein „Veilchen“ an der Stirn davontrug und noch vor der Pause ausgewechselt werden musste, in die Begegnung gekommene Michel Blunck konnte noch zwei seiner „Hundertprozenter“ in etwas Zählbares ummünzen. Erst nach einem Solo (66.), dann nach einer Kazizada-Ecke (73.). 5:2! Nicht nur Schadewaldt stellte die Oberliga-Tauglichkeit in Frage, auch Wacker fand auf der anschließenden Pressekonferenz überaus klare und deutliche Worte für die desolate Darbietung seiner Rothosen…

Autor: Dennis Kormanjos