Oberliga

Die mit dem Wulff tanzen: USC verdaut „Schubi“-Schock, weil SVCN die „Scheiße an den Füßen“ hat

Nach 0:1-Rückstand feiern die „Tauben“ einen 3:1-Erfolg gegen Curslack-Neuengamme

05. Oktober 2019, 23:13 Uhr

Purer Frust: SVCN-Trainer Matthias Wulff und sein Team stecken nun endgültig tief im Abstiegskampf. Foto: Bode

Wenn ein Team kurz nach der Pause in Rückstand gerät, spricht man gern vom Fehlstart in Durchgang zwei. Genau dies widerfuhr dem USC Paloma in seinem Auswärtsspiel beim SV Curslack-Neuengamme. Es waren 49 Minuten gespielt, als Marco Schubring den „Tauben“ das 1:0 einschenkte. Der USC guckte – wie schon nach einem frühen Gegentor in der ersten Hälfte gegen Union Tornesch vor einer Woche – blöd aus der Wäsche. Doch die an Sprichwörtern reiche deutsche Sprache hält auch die Weisheit parat, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben soll. Und ergo ein Fußballspiel nicht vor dem Abpfiff. Nachfragen beantworten die Protagonisten beider Seiten gerne – denn am Ende standen ein ganz anderer Ausgang und ein ganz anderes Ergebnis, als man es kurz nach der Pause gedacht hatte...

Weil beim SVCN wieder einmal das alte Leid durchschlug: Die Deichkicker schafften es nicht, ihren Vorsprung ins Ziel zu retten. Diesmal allerdings konnte man etwas Nachsicht walten lassen, mussten die Mannen von Coach Matthias Wulff (zuvor eine Halbzeit lang noch Gast beim Landesliga Hansa-Spitzenspiel zwischen dem SV Altengamme und dem VfL Lohbrügge) das Unterfangen doch ab der 60. Minute in Unterzahl angehen. Was passiert war? Nun, SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin spielte die Kugel mit der Hand – allerdings nicht im, sondern außerhalb des Strafraums. Und das hat nunmal die Rote Karte als Konsequenz – und exakt diesen „Carton rouge“ zeigte Schiedsrichter Fabian Porsch (Barsbütteler SV) „Babu“ dann auch. Und so kam es, wie es unweigerlich irgendwie mit einem Mann weniger kommen musste: Paloma erholte sich vom „Schubi-Schock aus der 49. Minute, traf in Person vom Moritz Niemann (62.), Dominic Ulaga (80.) und Pascal Haase (85.) drei Mal und ging schließlich – in Anlehnung an den Hollywood-Film „Der mit dem Wolf tanzt“ – siegreich als die, die „mit dem Wulff tanzen“ vom Platz.

Harms: „Die Rote Karte mit dem anschließenden Tor hat uns natürlich in die Karten gespielt“

Pascal Haase (vo.) setzte den Schlusspunkt zum 3:1 für Paloma. Foto: KBS-Picture.de

„Wir sind sehr schwierig ins Spiel gekommen, man hat extrem die Unsicherheit aus den letzten Wochen gespürt“, musste Steffen Harms in seiner Analyse gegenüber „hafo.de“ dennoch erst einmal feststellen und präzisierte: „Die erste halbe Stunde war eine schwache Leistung. Wir hatten Glück, dass wir die ein oder andere Situation überlebt haben und mit 0:0 in die Pause gegangen sind. Nach dem frühen Wechsel und der Umstellung haben wir defensiv viel besser gestanden und haben Curslack von unserem Tor fernhalten können.“ Doch dann kam besagtes 0:1. „Der Bock vor dem Tor hat uns sehr getroffen, da hatten wir richtig dran zu knabbern. Aber es war auch der Moment, wo ich sehr den Hut vor meiner Mannschaft ziehen muss. Die Jungs haben sehr schnell wieder Mut gefasst und gut dagegen gearbeitet“, konstatierte der USC-Coach und stellte fest: „Die Rote Karte mit dem anschließenden Tor hat uns natürlich in die Karten gespielt. Ich fand es sehr schön, wie wir dann das Momentum für uns genutzt haben. Wir sind gierig geblieben und haben es zum Ende hin sehr ordentlich gespielt. Mit der zweiten Halbzeit bin ich sehr zufrieden.“

Zufriedenheit verspürte auch Matthias Wulff. Zumindest, was den ersten Teil des Spiels anging: „Wir sind sehr gut in die Partie gestartet und hatten direkt in der ersten Viertelstunde viele Offensivaktionen. Da hätten wir sicherlich etwas draus machen können. Bis kurz vor der Halbzeit hatten wir die Kontrolle über das Spiel. Auch nach der Pause hat es gut funktioniert und wir kommen mit dem 1:0 perfekt rein. Kurz danach kommt aus unserer Sicht sicherlich einer der Knackpunkte, wo Mokhlis aus einem Meter den Ball nicht ins Tor bringt. Ein 2:0 hätte deutlich mehr Sicherheit und Ruhe reingebracht, denn auch wir sind sicherlich nicht mit breiter Brust aufgelaufen“, sagte der Curslack-Coach laut „hafo.de“ und erklärte dort zur Roten Karte: „'Babu' bekommt kurz vorm Sechzehner leider den Ball an die Hand. Der Schiri hat mir gesagt, dass es gemäß neuer Regelauslegung direkt Rot ist. Das ist hart und verdammt bitter. Noch bitterer war, dass dann der folgende Freistoß gleich zum 1:1 einschlägt. Da hat man natürlich bei den Jungs gemerkt, dass das ein ganz harter Moment war.“

Wulff: „Müssen die Situation annehmen und nicht davon reden, dass wir besser dastehen könnten“

Sein Platzverweis war für die Hausherren der Anfang vom Ende: SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin. Foto: Bode

Eine Stunde lang, so Wulff im Gespräch mit „hafo.de“ weiter, habe sein Team „das Spiel im Griff – und wir hätten 2:0 oder 3:0 führen können. Das hätte man auch in Unterzahl verteidigen können. Paloma hat ja auch nicht vor Selbstbewusstsein gestrotzt. Beim 1:2 haben wir leider keinen Zugriff und dann verlierst du so ein Spiel.“ Und entsprechend stand die Wulff-Equipe am Ende wieder einmal mit leeren Händen da. „Das ist eine gravierende Niederlage. Jetzt sind wir ganz tief im Abstiegskampf dabei. Wir haben momentan so richtig die Scheiße an den Füßen. Aber es nützt nichts, wir müssen die Situation jetzt annehmen und nicht mehr davon reden, dass wir eigentlich viel besser dastehen könnten. Das ist alles Schwachsinn. Jetzt zählt es nur noch, sich richtig reinzubeißen, die Tabelle anzunehmen und für die Mannschaft und den Verein alles rauszuhauen. Auch wenn es Floskeln sind – aber es ist so“, schloss Wulff sein Statement.

Ob die Niederlage nun gegebenenfalls sogar Konsequenzen personeller Art am Gramkowweg nach sich ziehen wird? Abwarten! Schon vor dem Spiel jedenfalls hatten sowohl SVCN-Liga-Manager Oliver Schubert als auch Präsident Hartmut Helmke gegenüber „hafo.de“ auf Nachfrage bestätigt: „Wir hatten am Donnerstag ein ergebnisoffenes Gespräch mit dem Trainer-Team. So geht es jedenfalls nicht weiter. Das betrifft natürlich auch die Spieler, die alle hohe Ansprüche haben und sehr von sich überzeugt sind“



Jan Knötzsch

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