Schöne Bescherung: Ostermann sichert HSV III „Last-Minute-Remis“

Treffer zum 3:3-Endstand gegen BU fällt in der Nachspielzeit

21. April 2018, 00:39 Uhr

Der HSV III-Anhang durfte seiner Freude nach dem späten Ausgleich freien Lauf lassen. Foto: KBS-Picture.de

Benjamin Lipke hatte bereits eine Vorahnung. Kaum war der Routinier des HSV Barmbek-Uhlenhorst am Freitagabend in der Partie beim Hamburger SV III nach 65 Minuten ausgewechselt worden, da steuerte er schnurstracks auf die Ersatzbank zu, um mit seinen Teamkollegen abzuklatschen. „Wir müssen die Dinger mal reinmachen“, sagte Lipke. Und er hatte Recht. Chance um Chance vergab BU, HSV IIII-Co-Trainer Christian Rahn beschied später: „Das Spiel hätte auch 9:6 ausgehen können.“ Tat es aber nicht. Und das Ergebnis, das letztlich dann auf dem Zettel stand, sorgte zwar auf Seiten der Hausherren für großen Jubel, bei den Gästen dafür aber für lange Gesichter und schlechte Laune.

„Ich fass' es nicht. Es ist zum Kotzen“, entfuhr es Frank Pieper-von Valtier laut und deutlich hörbar in den Nachthimmel über Norderstedt. Im gleichen Moment jubelten auf dem Feld vor dem BU-Coach die Spieler des HSV III. Zum einen, weil Schiedsrichter Markus von Glischinski (SC Eilbek) die Partie soeben mit dem finalen Pfiff beendet hatte. Zum anderen, weil Sekunden vor diesem Pfiff Emre Yasar zunächst den Pfosten getroffen hatte, Manuel Brendel irgendwie an den Abpraller heran kam und den Ball dann per Kopf für Sören Ostermann servierte. Und der nach 64 Minuten eingewechselte Offensivmann des Tabellenvorletzten brachte es tatsächlich fertig, das Spielgerät hinter „Goalie“ Oliver Gaedtke im Tor der Gäste unterzubringen und dem HSV III damit einen Punkt zu retten – und das in Unterzahl.

Rabenhorst trotz Punkt enttäuscht: „Das war ein ganz ganz schwacher Auftritt von uns“

Blick zur Uhr: HSV III-Co-Trainer Christian Rahn (li.) und Coach Marcus Rabenhorst. Foto: KBS-Picture.de

Denn von der 72. Minute an spielte die Mannschaft von Coach Marcus Rabenhorst numerisch dezimiert, weil Jendrik Bauer für ein rüdes Einsteigen gegen Janis Korczanowski mit der Roten Karte bestraft worden war. „In der zweiten Halbzeit haben wir mit einem Mann weniger gefühlt besser gespielt, weil wir uns besser bewegt haben. Dennoch war das unterm Strich ein ganz ganz schwacher Auftritt von uns. Wir können von Glück reden, dass wir einen Punkt hierbehalten haben“, konstatierte Rabenhorst nach der Begegnung und erklärte zum Platzverweis: „Ich glaube, den kann man so geben. Ändern können wir das jetzt sowieso nicht mehr.“ Richtig! Genauso zutreffend übrigens, wie der Hinweis darauf, dass das Remis für den HSV III am Ende von glücklicher Natur war. Oder wie es Frank Pieper-von Valtier, Rabenhorsts Trainerkollege auf der anderen Seite, zusammenfasste: „Dieses Unentschieden fühlt sich an wie eine Niederlage So ein Spiel dürfen wir nicht mehr verlieren.“

Genaugenommen: BU hätte das Spiel eigentlich gewinnen müssen. „Wir müssen den Sack früher zumachen bei den Chancen, die wir haben“, ärgerte sich Pieper-von Valtier. Und wirklich: Die Liste der Möglichkeiten, die die Barmbeker nach und nach ausließen, wurde mit zunehmender Spielzeit lang und länger. Nach 77 Minuten machte ein Abseitspfiff BU nach einem Zuspiel von Marcel Rodrigues auf Korzcanowski die Freude zunichte. Nach 63 Minuten zischte Chris Heuermanns Versuch am Kasten vorbei. In der 57 Minute vergab Nico Schluchtmann mit einem Lupfer, an den HSV III-Schlussmann Jan Haerting noch mit den Fingern herankam. Die bessere Option für Schluchtmann wäre in dieser Szene wohl gewesen, quer zu spielen. In der 55. Minute war Lipke an Haerting gescheitert und hätte wohl besser auf Leon Schulz abspielen sollen, der noch freiere Bahn gehabt hätte. Fünf Minuten nach Wiederbeginn hatte BU derweil Glück, dass Yasar nach tollem Zuspiel von Bauer nicht mehr aus seiner Möglichkeit machte, als er allein auf das Gehäuse zusteuerte, aber links an selbigem vorbei zielte.

Pieper-von Valtiers bitteres Bekenntnis: „Dieses Unentschieden fühlt sich an wie eine Niederlage“

BU-Coach Frank Pieper-von Valtier ärgerte sich über die Vielzahl an ausgelassenen Chancen. Foto: KBS-Picture.de

Und damit zum Geschehen der ersten 45 Minuten: Die eröffnete der Gastgeber mit dem Führungstreffer zum 1:0, bei dem Yasar von links für Brendel auflegte. Kristijan Augustinovic hätte nach elf Minuten erhöhen können, zielte aber daneben – und damit war der nächste Treffer, der fiel, keiner für den HSV III, sondern der Ausgleich: Rodrigues' Ecke landete am zweiten Pfosten genau bei Sebastian Clausen, der diese per Kopf dankend verwertete. Anschließend hatte Schulz nach Jon Hoefts öffnendem Pass das 2:0 auf dem Fuß, fand aber seinen Meister in Haerting (19.). Dennoch sollte das Spiel danach zugunsten der Gäste kippen: Erst legte Heuermann klug auf rechts raus zu Schluchtmann, dessen Hereingabe Lipke am zweiten Pfosten einnetzte (24.), dann flankte Scheuermann acht Minuten später erneut von rechts, dieses Mal avancierte Lipke zum Vorbereiter, indem er den Ball annahm und auf Schulz ablegte, dessen Schuss an Haerting vorbei zum 3:1 für BU einschlug (32.). Die Rabenhorst-Elf antwortete darauf mit dem 2:3 durch Daniel Michalowski drei Minuten vor der Pause (42.).

„Wir sind ganz gut ins Spiel gekommen. So, wie wir uns das vorgestellt haben. Mit dem 1:0 im Rücken hatten wir zuhause alle Trümpfe in der Hand, aber dann laden wir den Gegner durch ein Standardtor ein. Das ist unnötig. Anschließend kriegen wir das zweite und das dritte Gegentor. Beim zweiten werden wir im Vorwärtsgang ausgekontert. Das ist total überflüssig Zum Glück haben wir das 2:3 gemacht und sind so im Spiel geblieben“, analysierte HSV III-Übungsleiter Marcus Rabenhorst. „Nach dem frühen Rückstand haben wir das Spiel gut und konzentriert auf unsere Seite gezogen und hatten es im Griff. Wir waren so auf den HSV III eingestellt, dass wir das zu unseren Gunsten interpretieren konnten. Dementsprechend haben wir uns auch fast ein Dutzend Chancen herausgespielt“, bilanzierte derweil Pieper-von Valtier, der in seiner Startelf ordentlich durchrotiert hatte. „Wir haben bewusst auf neun Positionen getauscht, weil wir das Gefühl hatten, dass der eine oder andere überspielt ist und wir mehr Frische haben wollten“; so der BU-Coach, der abschließend feststellte: „Wenn man seine Chancen nicht nutzt, dann kann es auch kurz vorm Ende in Überzahl noch einmal brenzlig werden. Aber das darf uns einfach nicht passieren. Es ist im Moment schwer zu greifen...“

Jan Knötzsch

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