BU-Heimsieg bleibt THEOrie, weil Ganitis trifft und vorbereitet

Wedel gelingt an der Dieselstraße ein 3:1-Erfolg

15. September 2017, 23:47 Uhr

Treffsicher: Theo Ganitis (li.) lässt sich von seinen Teamkollegen für seinen Freistoßtreffer zum 1:0 für Wedel feiern. Foto: KBS-Picture

Es ist und bleibt in dieser Saison ein Phänomen: Der HSV Barmbek-Uhlenhorst kann auf eigenem Platz offenbar einfach nicht gewinnen. Im vierten Heimspiel der laufenden Serie verließen die Schützlinge von Trainer Frank Pieper-von Valtier zum vierten Mal als Verlierer den Platz. Diesmal war es der Wedeler TSV, der vor 248 Zuschauern beim 3:1-Sieg alle drei Punkte entführte. Maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt waren ein Youngster, der bei seinem Startelf-Debüt groß aufspielte, und ein altbekannter Oberliga-Kicker, der sich über 90 Minuten in richtig guter Form präsentierte.

Der Mann des Abends musste erst einmal ein Lob entgegennehmen. „Geiler Freistoß, Theo“, raunte Adrian Sousa, der Stürmer des SV Curslack-Neuengamme und an diesem Abend unter den Zuschauern der Partie, Theodoros Ganitis zu. Der Grieche mit dem blonden Lockenkopf grinste, bedankte sich und klatschte Sousa ab. „Der war genau so geplant“, verriet Ganitis dann mit Blick auf die Szene in der dritten Minute. In jenem Moment hatte Schiedsrichter Florian Pötter (FC Voran Ohe) auf Freistoß für den Wedeler TSV entscheiden. Ganitis legte sich das Leder rund 22 Meter vor dem Tor bereit, lief an und zirkelte die Kugel links ins Netz. BU-Keeper Dennis Bock flog vergeblich durch die Luft. „Den kann man auch halten. Man weiß ja, was kommt, wenn ein Linksfuß schießt“, ärgerte sich Frank Pieper-von Valtier, der Trainer der Barmbeker nach dem Spiel.

Pieper-von Valtier: „Wir spielen zu unklar und zu unclever“

Es bleibt dabei: Für Nico Schluchtmann (vo.) und BU gibt es in dieser Saison daheim nichts zu holen. Foto: KBS-Picture

Es sollte nicht der einzige Augenblick sein, der Pieper-von Valtier im Anschluss an die Begegnung übel aufstieß. „Unser Problem ist, wie wir die Tore kassieren. Der Freistoß beim 0:1 kann passieren, aber der Schuss ist haltbar. Das 0:2 darf so nie fallen und auch das dritte Gegentor war verhinderbar“, konstatierte der BU-Übungsleiter und fügte hinzu: „Mit den ersten 20 Minuten bin ich definitiv unzufrieden und was die Zeit danach betrifft, gilt das für einige Lösungen, die wir gewählt haben, weil sie anders besprochen und so nicht trainiert waren.“ Alles in allem, so der Coach, der Leon Schulz – gegen Buchholz in der Vorwoche nach seiner Einwechselung noch der Matchwinner – ebenso auf die Bank ließ wie Marcel Rodrigues oder Tolga Odabas und auf namhafte Akteure wie Benjamin Lipke oder Matthias Ribeau verzichten musste, „spielen wir zu unklar und zu unclever.“

Auf Wedeler Seite hatte Pieper-von Valtiers Widerpart gleich in doppelter Hinsicht umgestellt. Nicht nur auf einzelnen Positionen, sondern auch, was das gesamte Auftreten seiner Mannen anging. „Die Mannschaft hatte eine ganz andere Marschroute als sonst – die hat gegriffen. Wir haben defensiv gut gestanden, die Räume eng gemacht und wenn wir den Ball gewonnen haben, nach vorne gespielt. Wir haben mit Tim Jeske oder Eric Agyemang, der immer noch eine Strahlkraft hat, die Jungs dafür“, bilanzierte der Gästecoach nach dem Spiel, in dem seine Equipe dem Treffer aus der dritten Minute nicht ganz zehn Zeigerumdrehungen später den zweiten Einschlag folgen ließ: Nach einem Foul von Yannik Lux an Jeske im Strafraum ließ der Unparteiische weiterlaufen, Ganitis kam an den Ball und legte ihn nach innen ab. Dort drückte Nicolaj Rörström das Spielgerät zum 2:0 für den WTSV über die Torlinie (12.).

Ganitis: „Mein Tor und die Vorlage sind ein Bonus für mich, der Sieg geht erstmal vor“

Und tschüss: Wedels Trainer Jörn Großkopf wurde kurz vor der Pause von der Trainerbank verwiesen. Foto: KBS-Picture

Und BU? Vom Gastgeber kam weiterhin nicht viel. „BU hat nur ein Mal aufs Tor geschossen“, beschied Großkopf in seiner Spielanalyse. Ganz so war es nicht, aber Pascal El-Nemr, der nach 27 Minuten das Außennetz traf und Christian Degener, der sich nach einer Flanke von El-Nemr nicht gegen Torhüter Stefan Steen behaupten konnte (38.) hatten einfach kein Glück. Das hatte dann wiederum Wedel, als drei Minuten vor der Pause ein verunglückter Kopfball von Tim Vollmer aufs eigene Tor zu trudelte, aber Steen noch vor der Linie retten konnte. Jörn Großkopf saß da bereits nicht mehr auf der Bank. Schiri Pötter hatte den Trainer der Coaching-Zone verwiesen. „Wenn ich wegen sowas runter geschickt werde, fliege ich künftig jedes Wochenende vom Platz. Ich habe den Linienrichter weder beleidigt noch sonst etwas. Wahrscheinlich war ein Beobachter da und er wollte einfach irgendwas machen“, sagte Großkopf, der den Sieg seiner Mannschaft nach dem Schlusspfiff als „hoch verdient“ kategorisierte.

Nach dem Seitenwechsel mühte sich BU zwar mehr, die größeren Gelegenheiten hatte aber Wedel. So zum Beispiel Agyemang, der nach 65 Minuten im Anschluss an eine Linksflanke von Jeske am zweiten Pfosten durch Keeper Bock, der den Ball noch leicht touchierte, irritiert wurde und vergab. Nur sechs Minuten später aber lag das Spielgerät dann wieder im Netz des Barmbeker Tores. Nikas Müller-Leitloff hatte im Sechzehner Jeske zu Fall gebracht, den fälligen Elfmeter verwandelte Jan Eggers zum 3:0 für die Gäste. „Wir hätten diesen dritten Treffer schon früher machen können“, so Wedel-Coach Großkopf, dessen Gegenüber trotz des 1:3-Ehrentreffers von Janis Koczanowski (80.) natürlich nach dem Match bedient war. „Wir haben gesagt, dass wir im Strafraum oben oben bleiben und nicht grätschen. Wenn dann da einer grätscht, dann hab' ich kein Verständnis. Das geht nicht, was Niklas da macht. Außerdem hätten wir vorher den Ball zwei Mal klären können“, echauffierte sich Pieper-von Valtier.

Rörström: „Beim Startelf-Debüt auch noch zu treffen, ist überragend“

Wedels Nicolaj Rörström krönte sein Startelf-Debüt mit dem Treffer zum 2:0 für sein Team. Foto: KBS-Picture

Wie es läuft, wenn man clever ist, machten Theo Ganitis und Nicolaj Rörström den Barmbekern vor. „Es lief gut für uns. Wir hatten zuletzt drei schlechte Spiele. Dass ich ein Tor mache und eine Vorlage gebe, ist für mich ein Bonus. Erstmal geht der Sieg vor“, gab Ganitis nach dem Spiel zu Protokoll und lobte vor allem den blendenden Teamgeist in Reihen der Großkopf-Schützlinge: „In der Truppe geht es richtig kollegial zu. Jeder versteht sich mit jedem. Normalerweise hast du in jeder Mannschaft einen, mit dem du nicht klar kommst. Aber hier kommt überraschend jeder mit jedem gut klar.“ Ein Klima, in dem auch ein Youngster wie Nicolai Rörström aufblüht. „Er kann noch A-Jugend spielen. Den hat keiner auf dem Zettel. Er hat ein hervorragendes und selbstbewusstes Spiel gemacht“, urteilte Trainer Großkopf.

Keiner? Naja, nicht ganz. Theo Ganitis jedenfalls war von den Fähigkeiten seines Mitspielers schon vorher überzeugt. „Ich habe ihm vor dem Anpfiff gesagt: Spiel einfach dein Spiel. Er ist ein guter Fußballer. Mich überrascht seine Leistung nicht“, berichtete der Mittelfeldspieler. Der Hochgelobte selbst war erst einmal „froh, dass ich mein Startelf-Debüt gefeiert habe. Dann auch noch zu treffen, ist natürlich überragend. Ich habe den Treffer mit Fernando Roesler (er stand als Ersatzspieler im Kader, Anm. d. Red.), einem meiner besten Kumpel bejubelt. Das war schon geil.“ Nachdem „wir zuletzt drei nicht so gute Spiele hatten, hat er Trainer das vorm Spiel nochmal angesprochen und wir wollten die Kehrtwende schaffen“, so Rörström, der abschließend erklärte: „Wir haben viele verschiedene Charaktere im Team, klar helfen einem als Jungem Spieler die erfahrenen. Wir pushen uns im Training gegenseitig.“ Offenbar mit Erfolg, wie das Resultat beweist...

Jan Knötzsch