Beckenbauer am Borgweg – „Libero“ Reibe ärgert BU!

Spitzenreiter zum ersten Mal nicht Sieger

20. September 2015, 19:06 Uhr

Gene Carlson (l.) gegen Daniel Diaz. Foto: KBS-Picture.de

Im achten Spiel hat der HSV Barmbek-Uhlenhorst erstmals Federn gelassen. „Wir haben zu wenig Laufbereitschaft nach vorne gezeigt. Da fehlte die Leidenschaft und Entschlossenheit“, befand Co-Trainer Peter Paczkowski nach der Nullnummer gegen den zuletzt kriselnden VfL Pinneberg. In einem über weite Strecken schwachen Oberligaspiel, in dem es auf beiden Seiten kaum Torraumszenen zu verzeichnen gab, schrieb Thorben Reibe die Geschichte des Spiels.

Der erfahrene Offensiv-Allrounder gab den Franz Beckenbauer und agierte in der Pinneberger Fünferkette als klassischer Libero! „Der Trainer wollte mal etwas ändern, da die Ergebnisse zuletzt ausgeblieben sind. Also haben wir uns gesagt, dann gehen wir auf's Klassische zurück, machen hinten dicht und sorgen für eine zusätzliche Absicherung“, erklärte Reibe den Schachzug und fügte an: „Der Trainer hat mich daraufhin nur noch Franz genannt.“ An der Seite des Pinneberger Beckenbauers agierten Jan-Philipp Zimmermann und Kjell Ellerbrock. „Sie haben sozusagen als 'Katsche' Schwarzenbeck und Karlheinz Förster agiert“, scherzte Michael Fischer, dessen Griff in die alte Schule des Fußballs von Erfolg gekrönt war. Bis zur Schlussminute kam BU gegen das Bollwerk der Gäste, das die Diaz-Zwillinge als Außenverteidiger abrundeten, kaum an. Dann rasselten Ivan Sa Borges Dju und Pinnebergs Schlussmann Norman Baese bei einem Luftduell zusammen. Da der Barmbeker Angreifer einen Tick eher am Ball war, wurden ein paar Rufe laut, man hätte hier doch auf den Punkt zeigen können. Der Unparteiische dieser Begegnung, Christian Okun (BSV 19), tat dies nicht – und lag hier wohl auch richtig.

Nach einem Standard versuchte es Reibe (M.) auch in der Offensive per Kop, verfehlte aber das kurze Eck. Foto: KBS-Picture.de

Ansonsten wäre mit etwas mehr Glück und Fortune im Abschluss für die erst einmal siegreichen Pinneberger sogar mehr drin gewesen. In den ersten 45 Minuten plätscherte das Geschehen ereignislos vor sich hin, ehe der Gast schwungvoller aus der Kabine kam. Nach einem Konter flankte Flemming Lüneburg von links, Alexander Borck rutschte in die Hereingabe rein – bekam aber nicht mehr genügend Druck hinter den Ball, so dass André Tholen sicher zupacken konnte (55.). Kurz darauf verpasste Zimmermann eine Borck-Flanke um wenige Zentimeter – die Kugel kullerte am rechten Pfosten vorbei (60.). Viel mehr war dann aber auch nicht mehr. „Mit ein wenig Glück gewinnst du hier sogar mit 1:0. Aber in unserer momentanen Situation musst du mit dem Punkt zufrieden sein“, befand Libero Reibe. Sein Trainer bilanzierte: „Wir haben uns den Punkt redlich verdient“, so Fischer, der den Gegner mit den eigenen Waffen schlagen wollte. „BU zieht sich ja schon sehr frühzeitig sehr weit zurück. Deshalb kannst du gegen sie nicht blind anrennen und Harakiri spielen. Es ist schon sehr extrem und ich habe mir auch teilweise die Augen gerieben, wenn ich sehe, dass die beiden Stürmer schon 35 Meter vor dem eigenen Tor verteidigen.“

Abschließend gab Fischer in seiner gewohnt süffisanten Art in Bezug auf seinen Taktikschachzug zu Protokoll: „Ich habe heute Morgen gelesen, dass die Herren Woike und Richter, die ja gerade erst aus dem Windelalter raus sind, die neuen Taktikfüchse der Oberliga sind. Dementsprechend habe ich versucht, da mitzuhalten und was zu ändern. Das ist gut aufgegangen – und es ist doch schön, wenn man als alter Hase von so jungen Kollegen noch etwas lernen kann.“ der zum Saisonende scheidende VfL-Coach einige sehr süffisante Kommentare. Nach einem Zweikampf zwischen Benjamin Brameier und Tom Bober, der zu Boden ging und sich das Gesicht hielt, meinte „Fischi“ voller Ironie: „So ein Kieferbruch würde dir ganz gut stehen.“ Auch seine eigenen Schützlinge bekamen die Wortgewandtheit ihres Übungsleiters zu spüren. Zum Beispiel Alexander Borck, der sich einige Male fest dribbelte. „Du hast es jetzt schon fünfmal versucht und bist sechsmal gescheitert.“ Oder: „Bist du zum Blumen pflücken hier?“

Fotogalerie