Oberliga
Aufsteiger Alsterbrüder beweist Comeback-Qualität und schreibt Vereinsgeschichte
Der FC Alsterbrüder schreibt Geschichte - und Felix Niebuhr schreit seine Freude nach einer direkt verwandelten Ecke lautstark heraus. Foto: Klaas Dierks
Rugenbergen reagiert auf den 0:1-Rückstand in Person von Pascal Haase (li.), der zum Ausgleich in den Knick einschweißt. Foto: Klaas Dierks
Bei bedecktem Himmel beginnt das Spiel ohne viel Umschweife. Die Alsterbrüder kommen mit dem für sie ungewohnten Naturrasen gut zurecht, man hat schließlich das Trainingslager und zwei Spiele zur Saisonvorbereitung auf diesem Geläuf absolviert. Neuzugang Janek Bundt nutzt dann auch gleich die erste sich bietende Chance nach drei Minuten, zieht von der Sechzehnmeterlinie ab und schießt flach links ins Eck zum 0:1 ein. Der erste Oberligatreffer der Vereinsgeschichte wird vom Team und den mitgereisten Fans entsprechend bejubelt. Ein Auftakt nach Maß für den Liga-Neuling, doch die Platzherren zeigen sich unbeeindruckt.
Mit dem Ausgleich: SVR kommt besser ins Spiel
In der neunten Spielminute bedient Kapitän Hendrik Rühmann aus dem Mittelfeld heraus den in die Spitze startenden Pascal Haase, der in den Sechzehner eindringt und mit einer Bewegung am rechten Fünfmetereck gleich drei Alsterbrüder austanzt, um dann parallel zur Fünfmeterlinie nach innen zu ziehen und den Ball aus fünf Metern unhaltbar in den linken Knick zum Ausgleich zu befördern. Das sitzt! Mit dem Ausgleich kommt Rugenbergen besser ins Spiel. Das Rezept: Gegen relativ hoch stehende Gäste den Ball auf die eigenen Spitzen hinter die Kette bringen. Das funktioniert ganz gut, aber noch bekommen die Hamburger den finalen Pass, den entscheidenden Abschluss, verteidigt. Auch, wenn es auf Kosten von Ecke oder Freistoß geht. Die tritt Marcel Schöttke von rechts. Sowohl eine Ecke in der 22. als auch einen Freistoß vom rechten Strafraumeck in der 23. Minute zieht er direkt auf den kurzen Pfosten, zielt aber in beiden Fällen etwas zu ungenau.
"Fußball ohne Zweikampf – das ist nichts!"
Spiel gedreht! Hendrik Rühmann (Mi.) lässt Moritz Junge keine Abwehrchance und trifft zum 2:1 für den SVR. Foto: Klaas Dierks
In der 31. und 32. Minute bekommt Patrick Hoppe zweimal die Chance, seine Farben in Führung zu bringen, aber erst schießt er den Ball nach einer diagonalen Flanke von rechts aus kurzer Distanz links über das Tor, dann fehlen Zentimeter bei einem Versuch in der folgenden Minute innerhalb des Strafraums. Moritz Junge stürzt aus seinem Tor und verkürzt so erfolgreich den Winkel. Fahrlässiger Chancenwucher? Die Alsterbrüder halten für den Geschmack ihres Trainers in dieser Phase zu wenig dagegen. „Fußball ohne Zweikampf – das ist nichts!“, entfährt es ihm an der Seitenlinie.
Wie schon im Pokal gegen Vicky bleiben die zaghaften Angriffsbemühungen oft im Mittelfeld hängen, die Zweikämpfe werden nicht von allen Alsterbrüdern angenommen. Nur selten kommen sie jetzt vors Tor des Gegners. Aber die Bälle werden sichere Beute von Keeper Patrick Hartmann, enden im Abseits oder im Toraus. Kurz vor der Pause versuchen es die Hamburger erneut, verlieren aber den Ball in der Vorwärtsbewegung im Mittelfeld. Ein aufmerksamer Verteidiger kann den Ball zurückerobern, gibt dem Angriff über rechts neuen Schwung, verliert den Ball aber selbst wieder und Rugenbergen kontert klassisch, ist im Sturm in Überzahl. Rühmann wird zentral angespielt, zieht nach rechts und schließt knapp innerhalb des Strafraums mit einem platzierten Flachschuss ins linke Eck ab. Spiel gedreht. Pause.
Direkt verwandelte Ecke: Niebuhr lässt Alsterbrüder jubeln
Drin! Felix Niebuhr lässt mit einer direkt verwandelten Ecke Rugenbergen-Schlussmann Patrick Hartmann ganz alt aussehen - 2:2. Foto: Klaas Dierks
Spiel erneut gedreht! Diesmal ist es der FCA, der Comeback-Mentalität beweist. Joker Emilio Schiano (re.) sticht - und trifft zum 3:2 für die Gäste. Foto: Klaas Dierks
Joker Schiano schnürt Doppelpack
Die Angriffsbemühungen der Platzherren im weiteren Verlauf halten sich in engen Grenzen, während die Alsterbrüder in nachlassendem Regen nochmal nachlegen. Wieder leitet ein Einwurf den Angriff ein. Diesmal über rechts. Fast von der Grundlinie wird der Ball flach und scharf nach innen gebracht. Duve in der Mitte verpasst, aber am langen Pfosten wartet Schiano und schiebt den Ball aus circa fünf Metern flach am Torwart vorbei zum 2:4 aus Hausherren-Sicht in die Maschen und zum Endstand (88.). Doppelpack im ersten Ligaspiel für die Alsterbrüder!
Die Entscheidung! Emilio Schiano (li.) schnürt den Doppelpack und bejubelt den Treffer zum 4:2 mit Lennart Duve (Mi.) und Gian Luca Verago. Foto: Klaas Dierks
Nils Hachmann sieht nach dem Spiel die mangelnde Chancenverwertung seines Teams und die starke Bank der Alsterbrüder als mitentscheidend für die Niederlage und hofft, in den nächsten Spielen wieder auf heute fehlende Kräfte zurückgreifen zu können. Jörn Großkopf war mit Teilen der ersten und vor allem mit der zweiten Halbzeit zufrieden und freut sich über den ersten Sieg der Alsterbrüder in der Oberliga, bei dem die Neuzugänge voll einschlugen. Inwieweit diese Erfahrungen den Alsterbrüdern gegen den FC Türkiye im ersten Heimspiel helfen werden, wird sich zeigen. Großkopf wird auf alte Bekannte treffen, schließlich gelang ihm auch mit diesem Verein der Aufstieg in die Oberliga, bevor er Trainer bei den Alsterbrüdern wurde.
Klaas Dierks