Oberliga

Vor 1073 Zuschauern: „Doppelter“ Köhler verpasst Hattrick und Derbyheld-Titel!

04. November 2023, 09:13 Uhr

Tjorven Köhler glänzte als doppelter Torschütze für seinen HEBC, verpasste in der Nachspielzeit aber den Lucky Punch im Derby. Archivfoto: noveski.com

Während Joshua Krause befand, „dass dieses Spiel Werbung für die Oberliga war“, pflichtete Özden Kocadal seinem Gegenüber komplett bei: „Ein cooles Spiel, ein super Derby – da war wirklich Zug dahinter. Hut ab vor dieser Leistung an beide Mannschaften!“ Und auch in einem anderen Aspekt waren sich der Trainer des SC Victoria Hamburg und der Chefcoach des HEBC einig: „Insgesamt ist das ein völlig verdientes Ergebnis“, so Krause. Auch Kocadal schickte die wichtigste Botschaft vorab: „Das Unentschieden geht voll in Ordnung!“

Vicky-Coach Joshua Krause sah nicht nur ein Spiel, das Werbung für die Oberliga war, sondern auch eine gute Reaktion seiner Elf auf die Rugenbergen-Schlappe (2:3). Archivfoto: noveski.com

Und dennoch haderten beide Teams vor der herausragenden Kulisse von 1073 Zuschauern im Stadion Hoheluft so ein bisschen mit dem verpassten „Lucky Punch“. Der SCV trauerte „zwei, drei 100-prozentigen Chancen“ nach der Pause hinterher. Vor allem der riesigen Doppelchance von Charles Kouakou (68.). „Da hat ‚Paddy‘ Meins uns im Spiel gehalten“, musste auch Kocadal eingestehen. Letztendlich hätten aber auch zwei Akteure der Gäste im Eimsbütteler Derby zum Helden avancieren können: Ausgerechnet der eingewechselte Ex-Victorianer Magnus Hartwig und Tjorven Köhler verpassten nach einem Eckball das 3:2 für ihr Team. Ersterer scheiterte am Innenpfosten. Letzterer schoss einen rettenden Spieler auf der Linie an (81.). „Da fragt man sich als Trainer schon: Wie kann der nicht reingehen?“, haderte Kocadal.

Köhler verpasst mit letzter Aktion den goldenen Schuss

Tayfun Can erzielte mit einem statten Distanzschuss das zwischenzeitliche 2:2-Unentschieden für seinen SCV. Archivfoto: noveski.com

Mit der nahezu letzten Aktion der Partie war es abermals Köhler, der frei vor Hendrik Rabe auftauchte, den Jubelschrei schon auf den Lippen hatte – aber vermutlich einen Kontakt zu viel brauchte und im Torsteher der Victorianer seinen Meister fand (90. +3). Zuvor traf der aufgerückte Kevin Houndjame nach einem ruhenden Ball das Spielgerät am zweiten Pfosten gänzlich unbedrängt nicht voll. Schluss! „Bis zu diesen Chancen dachte ich mir: Wir haben eher Glück gehabt. Aber letztlich kann man aufgrund dessen sagen, dass das Unentschieden in Ordnung geht“, bilanzierte Kocadal, der viel Lob vom Kontrahenten erntete: „HEBC hat sich als eine der wenigen Mannschaften komplett auf unseren Matchplan eingestellt, was uns in der ersten Halbzeit vor große Probleme gestellt hat.“

Nach Rückstand: HEBC drückt und zeigt eine "sehr reife Vorstellung"

Der langjährige Victorianer Magnus Hartwig hatte nach seiner Einwechslung die Chance auf das 3:2 für den HEBC, beförderte den Ball aber an den Pfosten. Archivfoto: noveski.com

Nichtsdestotrotz: In Führung gingen die Hausherren nach einer Ecke, die Meins zunächst noch wegfausten konnte. Über Dennis Bergmann und Kouakou kam die Kugel zu Luca Palzer, Bastian Stech verschätzte sich – und schon hieß es 1:0 (12.)! Die Antwort des HEBC: Beeindruckend! „Wir hatten komplett den Zugriff. Das war eine sehr reife Vorstellung unserer Mannschaft, die das Spiel übernommen und alles dafür getan hat, das Ding mit sehr couragiertem Einsatz in den Zweikämpfen, aber auch einer spielerisch richtig starken Vorstellung auf unsere Seite zu ziehen“, konstatierte Kocadal.

Die Folge: Im Pressing erzwang man einen katastrophalen Bock von Julian Pötzinger, den Malte Wilhelm mit einem prompten Steckpass auf Köhler bestrafte – 1:1 (22.)! „Richtig stark herausgespielt“ war hingegen das 2:1 der Kocadal-Kicker nur wenige Augenblicke später. Diesmal servierte Christopher Grünewald dem Ausgleichsschützen den Ball auf dem Silbertablett – Spiel gedreht (24.)! „Nach dem 1:0 haben wir ein Spiegelbild von Rugenbergen gezeigt, wo wir durch zwei krasse individuelle Fehler die beiden Tore herschenken. Das ist etwas, woran wir arbeiten werden – und was momentan vielleicht auch so ein bisschen der Situation geschuldet ist, dass wir einfach noch nicht die Selbstsicherheit haben, die wir brauchen, um unser Spiel durchzuziehen“, wollte Krause seinen Jungs aber keinen Vorwurf machen. „Sie haben mitgezogen, Gas gegeben und letztlich die richtige Reaktion auf Rugenbergen gezeigt.“

"HEBC ist ein starker Gegner, der es in jeder Situation richtig gut macht"

Mit Feuer kam Vicky aus der Kabine, schnupperte am Ausgleich – und belohnte sich eine gute Viertelstunde vor Ultimo, als sich Tayfun Can einfach mal ein Herz fasste und aus 22 Metern draufhielt. Von der Unterkante der Latte fand das Runde den Weg ins Eckige (74.)! Ganz unhaltbar schien der recht mittig einschlagende Schuss aber nicht. Dennoch: „Gar keinen Vorwurf an ‚Paddy‘. Der Schuss hat geflattert. Und vorher hat er uns im Spiel gehalten“, so Kocadal, dessen Elf in den Schlussminuten den möglichen Sieg verpasste. „Hintenraus ist uns ein bisschen die Luft ausgegangen. HEBC hat eine gute Spielanlage und ist ein starker Gegner, der es in jeder Situation richtig gut macht. Ein großes Lob an die Jungs“, fand Krause sehr anerkennende Worte – denn: „Lieber hat man einen sportlich-fairen und guten Gegner auf Augenhöhe als eine Mannschaft, die sich über Worte stark macht.“ Sein Fazit: „Insgesamt ein gutes Oberliga-Spiel und ein faires Ergebnis.“

Auch HEBC-Trainer Özden Kocadal sah ein alles in allem verdientes Unentschieden im Derby. Archivfoto: noveski.com

Das sah auch sein Gegenüber so. Wenngleich Kocadal auch ein Stück weit den letzten fünf Spielen, von denen man zwar nur eine Begegnung verlor, aber eben auch keine gewinnen konnte, hinterher trauerte: „Schade, dass wir die letzten Spiele nicht auf unsere Seite ziehen konnten und auch so ein bisschen das notwendige Glück gefehlt hat. Aber im Endeffekt muss man ehrlich sagen: Vor einem Jahr hätten wir all diese Ergebnisse unterschrieben. Die Erwartungshaltung ist einfach gestiegen. Das ist schon irgendwie cool, aber natürlich hätten wir heute gerne gewonnen.“

Autor: Dennis Kormanjos